Is' schon ein Ding, was für musikalische Überraschungen aus der benachbarten Alpenrepublik zu uns 'rüberschwappen. Mehr als einmal durfte ich bereits über Österreichs Musikszene staunen - egal, ob Prog, Hard Rock/Metal oder klassisches 'Liedermaching'...
Die neueste Entdeckung nennt sich Peter Franz, der ob seines Nachnamens - Suntinger - kein größeres Aufsehen macht. Der Kärntner mit Wahlheimat Wien kann bereits auf drei Alben, sinniger- und humorigerweise "First..." bis "Third Scheibn" betitelt, zurückblicken. Vor etwa zwei Jahren machte sich Peter Franz auf die Suche nach Bandkollegen, bei denen 'die Funken fliegen' und neue Farben in sein Spiel bringen. Nach einiger Suche fündig geworden, bringt er nun ein neues Album heraus, das vielleicht deshalb "A neie Foab" betitelt ist.
Der erste Eindruck: bodenständige, urwüchsige, handgemachte, sprich grundehrliche Mucke präsentiert der Mölltaler Naturbursche mit seiner 'Fourth Scheibn'. Mal denkt man an österreichische Liedermacher [hier eher
Wolfgang Ambros ("Krank im Hirn") als die anderen üblichen Verdächtigen]. Aber auch Vergleiche zu den
Alpinkatzen ("Wildwossa") oder - in den wild-rockenden Momenten ("Diktat der Schönheit") - sogar an die Anarchos von
Drahdiwaberl drängen sich unwillkürlich auf. Aber alle Vergleiche hinken bekanntlich, vor allem wenn Einflüsse - wie bei
Peter Franz und seiner dreiköpfigen 'Farbpalette' - konsequent in etwas Eigenständiges 'umgestrickt' werden.
Nicht nur die Musik geht in ihrem erdigen/erdverbundenen Grundmuster unter die Haut, auch die Texte sorgen für zahlreiche Gänsehautmomente. Als besonders eindrückliches Beispiel sei hier "Winter" genannt - oder auch "Hoamat", bei dem sich unwillkürlich erstmal ein Stirnrunzeln einstellte. Jeder, der aufmerksam durch die Welt läuft, muss derzeit registrieren, wie dieser im besten Wortsinn wertkonservative Begriff aktuell von verwirrten, oftmals hasserfüllten Zeitgenossen missbraucht wird. Und jetzt muss ich persönlich werden: Ich, als tief in meiner Heimat verwurzelter Mensch, will mir 'meine' Heimatverbundenheit und deren Werte, die mich tief geprägt haben, nicht okkupieren lassen. Genauso wenig wie ich zulassen will, dass das, was ich mit 'meiner'
Rebel Flag oder dem schönen Begriff 'Deutschrock' verbinde, von der Neuen Rechten vereinnahmt wird.
Peter Franz spricht sicher nicht nur mir aus den tiefsten Winkeln meiner Seele, wenn er seine Kärntner "Hoamat" oder seine 'autochtone' Gefühlswelt in "I bin a Fluss" besingt.
"Hoamweh" ist eine jener 'Beziehungskisten', die absolut nicht exhibitionistisch-peinlich daherkommt. Beruhigend auch, dass ein relativ junger Mensch wie
Peter Franz in "Nix is mehr wie's fria wor" genau das beschreibt, was so einen alten Sack wie mich seit Jahren nervt...
Lange Rede - kurzer Sinn: "A neie Foab" packt mich - musikalisch wie textlich - beherzt und schonungslos ans berüchtigte 'Gemächt' - hör' nur mal in "Gib deine Tram niemals auf" (wobei hier der Traum und keine Straßenbahn gemeint ist, hahaha)!