Pfeffer, das ist einer Crossover-Kapelle aus Ulm, die nun mittlerweile ihr zweites Album fertiggestellt hat und - man höre und staune - ihre Muttersprache nicht verleugnet, also demzufolge deutsch singt.
Das tun sie aber nicht erst, seitdem über Quotenregelungen in Rundfunkstationen heiß diskutiert wird, sondern damit, so Sänger Oliver: "uns auch die verstehen, denen wir was zu sagen haben". Nun, eine recht löbliche Einstellung, wie ich meine.
Die Bandbesetzung ist folgendermaßen: am Mikro steht Oliver Eckerle, die Axt schwingt Jürgen Brischar, Grant Sinclair drischt die Felle und Kornelije Casni zupft den Tieftöner.
Die Band versteht es, eine Synthese der verschiedensten Stilrichtungen zu erreichen und dies mit dem Schwermut und der Emotionalität ihrer Texte entsprechend zu verschmelzen.
So wie zum Beispiel bei dem wunderschönen Titelsong "Herz bricht", der trotz einiger leichter NU-Metal-Anleihen sehr viel Wärme und Melancholie ausstrahlt (dieser ist übrigens auch als Videoclip auf dem Silberling mit enthalten):
Irgendwie ist alles anders,
Irgendwie ist alles fremd,
Irgendwie weiß ich nicht mehr,
Irgendwie weiß ich nicht mehr
wer ich bin. Irgendwann lösen
sich die Fesseln oder irgendwann
schwinden Kräfte und...
Herz bricht - Du warst so lang ein Teil von mir,
ist der Traum vorbei?
Schmerz sticht - War ich auch ein Teil von Dir?
Der Sound bewegt sich irgendwo zwischen den Deftones, H-Bloxx oder auch Korn, ohne jedoch das Melodische dabei aus den Augen zu verlieren oder gar hemmungslos abzukupfern. Offensichtlich legen Pfeffer sehr viel Wert auf aussagefähige Texte ohne Schnörkeleien und feinen Refrains mit Wiedererkennungswert.
Grant Sinclair bringt es mit wenigen Worten auf den Punkt: "Wir wollen, dass es auch weh tut, wenn wir über Wut, Ängste und Schmerz singen. Genauso soll aber auch die andere Gefühlsseite beim Hören spürbar werden - schließlich ist nicht alles nur dunkel und schlecht".
Da ist zum Beispiel dieses aggressive "Was wir sind", das mit sehr viel Energie daher kommt: Fett sägende Gitarrenwände brettern bei dem schleppenden "Du bist mehr" und im Gegensatz dazu das wieder zurückhaltende, ja fast zarte "Sehnsucht", eine Ballade die aber keinesfalls der Sorte 'Schmalztopf' zuzuordnen ist.
"Nichts bleibt", beginnend mit einem Sprechgesang hat teilweise fast experimentell-atmosphärische Züge und erfährt im Verlaufe des Songs eine leichte Steigerung um dann gegen Ende wieder in den ersten Gang zurückzuschalten.
Pfeffer klingen stets eigenständig, die Songs sind sehr abwechslungsreich, kompromisslos und gewürzt mit einem angenehmen Härtegrad - dadurch wirkt das Album garantiert nicht langweilig. Es wird mit sehr viel Selbstbewusstsein gerockt und ab und zu sogar gemetalt.
Die Scheibe ist rund und das meine ich nicht nur bildlich, deshalb wäre es unfair, einzelne Tracks auch als ganz besondere Highlights hervorzuheben.
Pfeffer streuen also ordentlich Pfeffer in den Hintern und beweisen dass man auch als deutsche Band mit deutschen Texten ordentlich rocken kann!
Live sind sie bestimmt eine Granate.
Dafür gibt es pfeffrige 8 RockTimes-Uhren.
Spielzeit: 51:56, Medium: CD, Bob Media, 2005
1:Herz bricht 2:zu spät 3:zwischen uns 4:den du siehst 5:halt mich 6:was wir sind 7:Sehnsucht 8:dein Trip 9:wie es mal war 10:du bist mehr 11:mach mich blind 12:anmanchen Tagen 13:nichts bleibt 14:Video "Herz bricht"
Ilka Czernohorsky, 23.05.2005
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