Spielzeit: 46:50 Medium: CD Label: Elektrohasch, 2006 Stil: Psychedelic Deathrock Review vom 22.02.2007 Ulli Heiser

Schweden, die Schweiz und Finnland sind die Länder, aus denen die drei Musiker Chris Sigdell, Chris Walt und Marko Lehtinen kommen.
Die Mischung aus Doom, Stoner, Punk, Psychedelic und Rock nennen sie selbst Psychedelic Deathrock.
Mehr zu den Musikern gibt es auf der Bandpage und ich leite gerne dorthin, weil das Lesen der Viten schon eine kleine Ahnung über die Musik auf "Medications" gibt (Gitarre, Bass und Drums bedeuten nicht immer 'klassisches Rocktrio') und wenn Marko schon seine 163 Elvis-Platten aufzählt, sollte man die Liste auch brav durchlesen.

Doom à la Black Sabbath, Spacerock der Marke Hawkwind, etwas Stoner der Güteklasse Monster Magnet oder Five Horse Johnson und das alles so arrangiert, dass es selten einem straighten und absehbaren Rockmuster folgt. Psychedelische Strukturen sind die Norm, allerdings nicht mit Räucherstäbchen-Feeling; hier rifft es tiefgelegt, brachiale Gitarrenläufe brechen überfallartig in den Gehörgang und die beiden Rhythmusmenschen machen Dampf wie 'ne Horde Kiffern- ähm Kaffernbüffel. Auch textlich sollte man am Ball bleiben, denn Dank des Abdruckens der Lyrics kann man den lesenswerten Stories folgen und über gelungene Aussagen wie »Give her an inch and she takes a whole mile« schmunzeln.

Vor zehn Jahren als Quintett angetreten, mutierte die Band über die Station Phased 4°F (hervorgegangen aus der Noserock-Formation Mercury 4°F) zu Phased. Chris schafft mit seinem 'rollenden r' eine besondere Note, die der druckvollen, spannenden und düsteren Musik den gewissen Touch gibt. Einen Track aus "Medications" besonders hervorzuheben, wäre den anderen neun gegenüber unfair.

Das Album rollt von vorn bis hinten wie eine Dampfwalze über dich hinweg und im Minutentakt sägen dir die Gitarren die Wohnungseinrichtung auseinander. Kurze Verschnaufpausen mit inbegriffen, ist diese Tour de Force eine beachtliche Mischung aus Headbanger- und Kiffermucke. In nur 10 Tagen aufgenommen übrigens, was für die Klasse der Protagonisten spricht. Ganz aktuell, nämlich in diesem Monat, hat allerdings Chris Walt aus beruflichen Gründen Phased verlassen. Für ihn kommt Urmember Michael Greilinger zurück ins Boot.

Mir läuft Phased mit "Medications" das erstemal über den Weg und ich muss mal meinen Arzt fragen, ob er er mir das andere Medikament, den hochgelobten Vorgänger "Music For Gentlemen", nicht auch verschreiben möchte. Einen schlechten Tag? Miese Laune? Sonstige Wehwechen? Mit den richtigen "Medications" kann man da abhelfen.
Aber Obacht: »Zu Risken und Nebenwirkungen fragen sie ihren Arzt oder Apotheker«.

Line-up:
Chris Sigdell (vocals, guitars)
Chris Walt (bass)
Marko Lehtinen (drums)