Philm / Fire From The Evening Sun
Fire From The Evening Sun Spielzeit: 52:06
Medium: CD
Label: UDR, 2014
Stil: Metal

Review vom 06.09.2014


Jochen v. Arnim
"Fire From The Evening Sun" ist bereits das zweite Langeisen der Band Philm und es wird Mitte September den Weg in die Regale der Plattenläden finden. Hinter dem Bandnamen verbirgt sich in erster Linie mal der von Slayer letztes Jahr geschasste Drummer Dave Lombardo als Initiator, Trommler und Produzent. Darüber hinaus sind Gerry Nestler als Vokalist und Gitarrist sowie Pancho Tomaselli am Bass beteiligt. Das Mastern und Mixen wurde von den beiden musikalischen Giganten Tyler Bates und Robert Carranza übernommen, so Lombardo zu den Details.
Gilt das Erstlingswerk vom Philm, "Harmonic",nicht nur bei Lombardo selber als rohes und oftmals improvisiert wirkendes Album, so hinterlässt das neue Werk nicht mal ansatzweise diesen Eindruck. Ein großer Teil der Songs wurde schon geschrieben, als die Aufnahmen für das Debütalbum noch liefen und somit konnte wohl unmittelbar der korrigierende Griff im direkten Vergleich ansetzen.
Mit Volldampf hört man zu Beginn das Stampfen einer alten Lokomotive, das geschickt in Lombardo'sches Trommelfeuer übergeht. Passenderweise hat man den Opener auch gleich "Train" genannt und die Platte beginnt damit recht hart. Auffallend sind ständige Wechsel zwischen thrashigen Rhythmen und sehr melodiösen Passagen. Ein Eindruck, dem man sich auch im weiteren Verlauf der Platte nicht verschließen kann. Der Titelsong ist nach ähnlichem Muster gestrickt, klingt aber komplett anders. Auch hier wird häufig das Tempo variiert, bis hin zum High Speed-Thrash. Dazwischen kämpft Nestler auf seinen sechs Saiten und bietet neben sattem Riffing auch den einen oder anderen Soloausflug.
"Lady Of The Lake", der Titel klingt schon fast melancholisch und man erwartet im Höchstfall eine moderate Classic Rock-Ballade. Nicht so mit unseren Herren hier, natürlich nicht. Eingerahmt von ein paar arabisch anmutenden Lauten werden eher die Schleusen des aufgestauten Sees geöffnet, ein bisschen gescreamt und ansonsten im oberen Drehzahlbreich gerockt. Nicht umsonst konstatiert Lombardo: »Du denkst, du weißt, was Philm ist, aber du weißt es nicht wirklich. Bevor man uns nicht live gesehen hat, hat man wirklich keine Idee. Wir lieben es, unsere Komfortzone zu verlassen und möchten dies mit unseren Fans feiern.«
Nun ja, die eigene Komfortzone muss auch der Hörer verlassen, will er sich mit den Songs angemessen auseinandersetzen können. Geht es eben noch im Thrash-Bereich zur Sache, macht das anschließende "Lion Pit" zu Beginn einen sphärisch-progressiv verspielten Eindruck. Aber Philm wären nicht Philm, wenn sie es einfach dabei belassen würden. So werden zwischendurch immer wieder härteste Passagen eingebaut und kurz vor dem Ende kommt sogar eine Art Doom-Walze auf uns nieder.
"Silver Queen" lässt den Hörer in einen verklärten Stoner-Zustand verfallen. Das Tempo ist größtenteils sehr moderat und die psychedelisch angehauchte Klangorgie zieht sich durch den kompletten Track. Es gibt eine oder zwei Passagen, die in ihrer Struktur ein wenig an
Morrison & Co. erinnern mögen.
Und so wird fleißig weiter variiert, Lombardo kann seine Sozialisation bei den US-Thrashern natürlich nicht verleugnen und wenn dieses Genre auf "Fire From The Evening Sun" auch nicht durchgängig dominiert, so begibt sich die Band doch immer wieder auf kleine Exkurse. Richtig interessant wird das Album im Grunde aber erst dann, wenn die Ausflüge nach rechts oder links ganz andere Töne hervorbringen. Da gibt es keinen einzigen Track, bei dem das mit unterschiedlicher Intensität nicht der Fall ist.
Wahrscheinlich liegt der 'Godfather of double bass' richtig, wenn er sagt, man müsse die Band live sehen, um das alles zu begreifen. Ich jedenfalls bin sehr gespannt, ob das Trio bei der demnächst anstehenden kurzen Tour auch mal in erreichbarer Nähe auftauchen wird. Das Album ist in der Tat höchst interessant komponiert, die in Teilen sehr ungewöhnliche Instrumentierung versetzt einem immer wieder kleine überraschende Impulse, bis hin zum äußerst sanften Rausschmeißer, "Corner Girl", bei dem es dann zu Abschied mit Blechbläsern kurze Entlehnungen aus dem Jazz gibt…
Line-up:
Gerry Nestler (vocals, guitar)
Pancho Tomaselli (bass)
Dave Lombardo (drums)
Tracklist
01:Train
02:Fire From The Evening Sun
03:Lady Of The Lake
04:Lion's Pit
05:Silver Queen
06:We Sail At Dawn
07:Omniscience
08:Fanboy
09:Luxhaven
10:Blue Dragon
11:Turn In The Sky
12:Corner Girl
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