Also, sie kommen aus Bergen, Deutschlands nicht nur schönster, sondern auch größter Insel. Von Rügen nämlich. Musikalisch sind sie in den Siebzigern stehen geblieben, und das ist für alle Hard Rock-Fans ein riesiges Glück.
»Hardrock aus den guten alten Zeiten.« - dabei sind die vier Musiker doch als recht jung zu bezeichnen, weshalb sie das Album wohl auch "Born Too Late" nannten. Too late for good old hardrock times? It's never too late!
Und so spielen
Phono One schnörkellosen, harten, besonders eingängigen Rock, den 'klassischen' Hard Rock eben.
Phono One machen auch keinen Hehl daraus, sich an gewissen Vorbildern zu orientieren:
Birth Control oder
Deep Purple zum Beispiel. Wer von denen schon mal was gehört hat, wird hier den einen oder anderen Einschlag wiedererkennen. Große Klasse und dank der Tatsache, dass
Steffen Dißmanns eine
Nossi-ähnliche-Stimme hat, werden meine Augen beim Gehörten des Öfteren schon mal etwas größer vor Vergnügen. Der Mann mit der Stimme spielt dazu auch die Gitarre - hart, hart, hart und oftmals schön übersteuert, lässt er die Saiten zur Musik schreien. Dazu ein Orgelspiel, kreischend, hämmernd, flirrend. Es klingt wie in den
Birth Control-Tagen, die ich schon erlebt habe, wenn sich die Haare
Sascha 'Sosho' Kühns fast in den Tasten verfangen, was allerdings bei
Christian Kowalewski nicht passieren kann. Trotzdem: Schweinebeat (
Kühn) mit Schweineorgel (
Phono One)!
Ein durchgetrommeltes Schlagzeug ohne Kompromisse, ohne Schnörkel. Zwar keine Nossi/Paice-Extratouren mit Solo oder Trillerpfeife, dafür einfache, saubere und vor allem harte Arbeit von Fiete Blümel an den Stöcken. Und ebenso erwähnenswert der saubere Job, den Nils Freitag am Bass erledigt. Denn bei dem Tempo und dem Sound hat er alle Saiten lang zu tun.
"Speed King", "The Work Is Done", "Highway Star"…, was immer ihr wollt: Ihr findet es bei dieser herrlichen Musik.
Da beginnt in "Roll Mary Roll" ein ernstzunehmendes Anspiel (wie es teilweise auch von
Iron Maiden zu hören ist), dem die sich überschlagende Gitarre mit einem krassen Solo folgt und dann geht die Post ab. Das erste Mal die Stimme von
Steffen Noske, Entschuldigung,
Dißmann. Die Jungs hauen so richtig drauf. Ebenso in "Madman", irres Gitarrenspiel, irres Georgel, kleine, kurze Soli vom Bass, während mich "Blue Wave" mehr an
Deep Purple denken lässt.
Phono One haben auf jeden Fall ihre Hausaufgaben gemacht, und das sehr ordentlich.
Herrliche Breaks, Rhythmus- und Tempowechsel jagen sich in "My Soul Is My Gun" und mit "Samba D'Amour" gibt es sogar eine Ballade. Ein schönes Wechselspiel aus ruhigen Strophen und kraftvollem Refrain nebst typischem Balladensolo der Gitarre.
"Black Honey" setzt den Trend der ersten Titel fort: Knallend und krachend, schleppend und sich wieder fangend. Saftiger, satter, fetter Sound. Eine abgehackt spielende Orgel im Zusammenspiel mit sechs heißen Saiten sind die Höhepunkte im vorletzten Titel. "Lack Brother" ist leider der letzte Titel auf der CD. Hier wird zum einen improvisiert, aber auch 'alt Hergebrachtes' ist zu hören. Und das ergibt eine außerordentliche Mischung, die auf das Potential der vier Musiker schließen lässt. Und egal wie sehr es nach irgendwem klingt, es ist Phono Ones Musik. Und die ist sehr gut.
Dem Motto der Band »Phono One hält was Phono One verspricht« kann ich mich nur anschließen.
So und nun die Meckerei: So schnell wie die Titel zeitlich vergingen, konnte ich das Gehörte kaum 'verwursten'. Acht Hard Rock-Titel in knapp 30 Minuten, also wirklich. Daher sind meine Anspieltipps alle Titel, denn 'ne halbe Stunde sollte jeder für gute Musik übrig haben. Und somit freue ich mich eigentlich schon auf das nächste Werk von Phono One!