Haben die Kelten in der Schweiz etwa wesentliche Spuren hinterlassen? Dies muss ich fast annehmen, wenn ich der Musik dieser Formation aus jenem Land lausche, die sich Pigeons On The Gate nennt. Gleichwohl sollte man sich ob dessen nicht beeinflussen lassen oder voreingenommen sein. Also - keltische Musik ist das, egal woher und von wem gespielt.
Und wie? Gut, genauer gesagt: Gleich zu Beginn ist nicht eindeutig erkennbar, dass sich hier Eidgenossen vorstellen, sondern klingt diese Musik sehr 'international'. Doch Obacht, ist das jetzt ein Plagiat? Denn kaum setzt die Melodie ein, dann erscheint vor mir der Song der Gewinnerin des Eurovision Song Contest 2013, es war Emmelie de Forest mit ihrem Titel "Only Teardrops". Nun denn, gerade keltische Tonfolgen können sich schnell ähneln, also, vergesse ich das auch einmal ganz schnell.
Von den Geigen wild geführt huscht der "Tamlin Reel" nun dahin und steigert sich langsam, fast wie ein "Bolero" in Kurzformat. Das Positive an diesem Instrumentaltitel finde ich, dass er, trotz eindeutiger Ausprägung zum Keltischen, nicht unbedingt genau das aufgreift, was man von unzähligen Bands immer wieder gehört hat. Bereits beim zweiten Titel verstehen es die Musiker, ihre eigene Note in die Musik einzubringen. Das lobe ich mir, denn das klingt wirklich frisch, unverbraucht und sehr innovativ. Hierbei ist es sehr stimmig, wie dann das Klavier ebenfalls in die melodische und solistische Ausprägung einbezogen wird.
Dabei spielt die Formation erst seit 2010 zusammen und ich bin angenehm überrascht, wie rasch sie Professionalität, jugendliche Frische und Ideenreichtum unter einen Hut bekommen hat. Dabei geben sich Schweizer Präzision in der Ausführung und keltische Lebensfreude im Vortrag die Hand und verschmelzen zu einer unwiderstehlichen Mischung. Man kann den Musikern wirklich anhören, dass sie ihre Musik lieben. Die Mixtur setzt sich hierbei aus tanzbaren und wilden Rhythmen und mystisch angehauchten Einwürfen zusammen, wie zum Beispiel sehr interessant auf "Spanish Point" gestaltet. Doch meistens geht 'die Post ab' und reine Lebensfreude macht die Runde.
Unabhängig von der Pflege keltischer Traditionen versteht es Pigeons On The Gate, zeitgemäße Elemente aus Rock und Pop zu integrieren. Dies äußert sich meistens auch im Gesang, der oft mehr in diese Richtung schielt. So ist letztlich jedoch eine gute Vermengung verschiedenartiger Elemente gelungen, die dermaßen ausgeprägt ist, dass ein relativ eigenständiger Sound geschaffen wurde, der sich von so mancher bekannten Band aus Irland und/oder Schottland abhebt. Aber irgendetwas aus jener Ecke muss schließlich auch hängen geblieben sein und so gibt es stets Ansätze, die an die Dubliners, die Moving Hearts und ähnliche Formationen erinnern. Und wenn es dann verstärkt in Richtung Pop geht, dann sind sicherlich auch The Corrs nicht fern.
Puristen und Traditionalisten mag das eventuell zu grenzwertig sein, mir jedenfalls gefällt diese frische Musik mit der positiven Ausstrahlung. Und wenn es dann doch noch einen Kritikpunkt gibt, dann betrifft es den Gesang der Frontfrau, der mitunter einige Schwächen im Ausdruck aufweist.
Line-up:
Simon Issát Marainen (jojk, lead vocals, lyrics)
Lajescha O'Dubler
Roger O'Dubler
Simon Zwicky
Isabelle Rey
Julian Bleich
Jonathan Gaus
(keine genauen Angabe zu den Instrumenten)
Tracklist |
01:The Doolin Hills
02:Tamlin Reel
03:The Bet I
04:The Bet II
05:High Tides
06:Sheila's Kitchen
07:Bigger Than Us
08:Spanish Point
09:Time And Eternity
10:I'm Okay
11:Molly Malone
12:The Shift
13:Rider In The Storm
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