Pirate / Left Of Mine
Left Of Mine Spielzeit: 31:08
Medium: CD
Label: Bird's Robe Records, 2011
Stil: Progressive Rock

Review vom 05.01.2012


Michael Knoppik
Ein lang anhaltender, quietschender Keyboardton, hartes Drumming, und bretternder Bass beginnen das kompromisslose Pirate-Album "Left Of Mind", genauer gesagt dessen Titelstück. Der Silberling kommt während seiner kurzen Spielzeit kaum aus seinem Krach-Prog heraus - trotz einiger ruhiger Momente. Meist treffen Mars Volta-ischer, stets verzerrter Gesang auf crimson'sche, quietschig-agressive Gitarre und Saxofon, gepaart mit donnernden Drums und Bässen. Schönklang sucht man vergeblich. Alles ist verspielt bis chaotisch.
Mit 31 Minuten ist die Platte extrem kurz. Quasi eher eine EP als eine LP. "Animals Cannibals" wechselt zwischen düsterer Strophe und krachendem, fast schon bösartigem Chorus. "Rough Shuffle" erinnert dann die ersten drei Sekunden stark an King Crimson zu Zeiten von "Thrak", "The ConstruKction Of Light" und The Power To Believe. Dann übernimmt das Saxofon das Ruder. Stets irgendwo zwischen kakophonisch und harmonisch pendelnd. Dazu die holprige Rhythmik von Bass und Drums. 'Rauer Zufall' würde der Titel ins Deutsche übersetzt heißen. Das klingt schon stark nach eigener musikalischer Beschreibung durch die Band selbst.
"In The Balance" soll dann wohl wirklich das Album ausbalancieren. Midtempo-Grooves von Bass und Synthies bestimmen hier das Spiel. Dazu spaciger, dezenter Gesang. Später wird am Tempo geschraubt und es legen sich aus Space-Post-Rock bestehende Schichten über Schichten. "Finish" nimmt schließlich ganz das Tempo raus, klingt gar wie eine Zeitlupenversion von "Rough Shuffle". Doch ehe man sich wirklich entspannen kann, bricht die Platte plötzlich, etwa in der Mitte von "Creepy", wieder aus.
"Daggers" ist dann zu Anfang ein wahres Riffgewitter, und später schräger, rhythmisch-vertrackter Klischeeprog. Für viele hartgesottene Fans sicherlich ein Ohrenschmaus, für Freunde von Wohlfühlklängen ziemlich anstrengend. Doch das Album wäre kein Prog-Album, wenn sich ganz zum Schluss nicht nochmal etwas ändern würde.
In "Time Minus Five" tritt prompt mehr die Stimmung in den Vordergrund. Die Rhythmussektion agiert zwar noch ziemlich crazy, aber das Saxofon als führendes Instrument spielt jetzt um einiges melodischer. Einige Gitarrenriffs, sowie Soundeffekte und Stimmung erinnern nun eher an atmosphärischen, denn an krachenden Prog, am ehesten wohl der Marke Steven Wilson. Vielleicht eine Referenz auf kommende Aufnahmen der australischen Gruppe?
"Left Of Mind" soll trotz seiner EP-Länge das offizielle Debüt-Album von Pirate darstellen. Zuvor erschien 2009 die EP "Pirate", sowie 2007 bereits ein Demo, das u. a. auch in die Hände des King Crimson-Sängers Adrian Belew geraten sein soll. Und wieder gibt es erkennbare Parallelen.
Line-up:
Shan Abey (guitars)
Tim Adderley (drums)
Ben Norvill (bass)
Joel Woolf (vocals, synth, saxophone)
Tracklist
01:Left Of Mind
02:Animals Cannibals
03:Rough Shuffle
04:In The Balance (Free)
05:Finish
06:Creepy
07:Daggers
08:Time Minus Five
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