Pitpony / Greetings, Changeling
Greetings, Changeling Spielzeit: 45:33
Medium: CD
Label: Finest Noise Releases, 2011
Stil: Postrock, Noiserock, Hardcore

Review vom 26.11.2011


Holger Ott
Seit 2008 wühlt sich ein Trio durch den Berliner Untergrund und hat nun mit "Greetings, Changeling" sein zweites Album zu Tage gefördert. Pitpony nennen sich die Gebrüder Stefan und Florian Karg sowie der Basser Markus Kirrstetter. Welchen Schatz sie dabei gehoben haben, hört man auf der zwölf Tracks umfassenden CD.
Nachdem die Band in den vergangenen Jahren viel durch Berlin und das Umland getourt ist, dabei die Reaktionen des Publikums auf ihre Musik beobachtet hat, haben sich Pitpony nun gezielt in eine musikalische Richtung entwickelt, und diese auf dem neuen Album gefestigt. Bislang waren sie sehr experimentierfreudig, was aber auf "Greetings, Changeling", bis auf kleine Ausnahmen, völlig abgelegt wurde. Die Gruppe klingt deutlich reifer und professioneller.
Ihre Musik ist eine Mischung aus Noise und Hardcore, sowie ein wenig Progressive und Psychedelic. So richtig festlegen möchte sich das Trio dabei anscheinend nicht, und streut in jeden Song ein bisschen von jedem. Da treffen schon mal harte Gitarren auf weiche Keyboards und das Ganze wird durch Klangexperimente verfeinert. Jeder der drei verwirklicht darin seinen eigenen Geschmack und fordert seine Mitspieler praktisch zum Duell auf. Werden sie in die Ideen des Anderen mit einsteigen oder nicht, ist die Frage zu Anfang eines jeden Songs. Am Ende sind dann immer gelungene Harmonien entstanden, die zu gewissen Situationen im Leben hervorragend passen. Zum Teil ist die Musik sehr anstrengend und würde sich als Background für eine Avantgarde-Ausstellung eignen. Viele ruhige Passagen treffen dabei auf plötzlich erscheinende, heftige Breaks.
Für Freunde von etwas Neuem wäre dies schon der Moment zu sagen, dass es interessant werden könnte. Für Liebhaber geradliniger Musik sei Abstand geboten. Ich finde die Musik sehr gewöhnungsbedürftig und zum Teil etwas zu ruhig, aber mein Geschmack ist hier nur zweitrangig. An vielen Stellen habe ich stets das Bedürfnis, weiter klicken zu wollen, wogegen andere Hörer mit Sicherheit gerade diese Momente in den höchsten Tönen loben werden. Die Länge der einzelnen Tracks schwankt dabei zwischen zwei bis fast sieben Minuten. Der Titelsong "Greetings, Changeling" ist von allen der kürzeste und für meine Begriffe leider der schlechteste. Als Einsteiger in die Musik von Pitpony wäre es vielleicht besser gewesen, im ersten Stück der CD etwas leichtere Kost zu präsentieren. So könnte man vermuten, dass der erste Eindruck einige Hörer abschrecken müsste.
Nachdem die ersten beiden Tracks gelaufen sind, steigert sich die Band deutlich. Die Musik wird rockiger, driftet bei "Hollow Days, Precious Nights" mehr in den Psychedelic-Bereich ab, was für mich das beste Stück der CD darstellt, und erreicht mit "Average" bereits ihren Höhepunkt. Von nun an findet ein ständiges Auf und Ab statt, das zwischen ruhig und melancholisch, sowie heftig und verspielt wechselt. Langweilig wird es mir dabei nur einmal bei "In Disguise Part I". Diese dreieinhalb Minuten dienen allerdings nur als Einleitung zu dem sehr schönen Part II. Wieder haut die Band dabei mächtig in ihre Instrumente und beweist, dass ihnen die härtere Gangart durchaus zu Gesicht steht. Sie bescheren mir damit meinen zweiten Favoriten der CD. Gegen Ende von "Greetings, Changeling" wird es mit "When It Rains, It Pours" wieder wie zu Beginn etwas anstrengend und nicht für jedes Ohr geeignet. Interessant wäre es einmal zu erleben, wie das Trio diese Musik auf der Bühne umsetzt. Werden die Psycho-Parts mit speziellen Effekten unterlegt, und wie schaffen es die drei, mit den wenigen Instrumenten ihre Klangexperimente bei Live Auftritten zu verwirklichen.
Musikliebhaber, denen diese Band bislang noch nichts sagt, sich aber nicht scheuen wollen, einen Versuch mit "Greetings, Changeling" zu wagen, sollten sich vorab auf deren Webseite informieren und die angeboten Anspieltipps wahrnehmen. Es ist auf jeden Fall schwere Kost, die nicht jedem schmecken wird. Eine Kaufempfehlung kann ich deshalb leider nur bedingt aussprechen.
Line-up:
Stefan Karg (drums, vocals)
Markus Kirrstetter (bass)
Florian Karg (guitar, keyboard)
Tracklist
01:Greetings, Changeling (1:55)
02:Thought For Sore Minds (4:55)
03:Hit And Run (2:16)
04:Hollow Days, Precious Nights (6:38)
05:Average (3:43)
06:Shotgun Love Song (2:39)
07:Reign Over The Sea (5:23)
08:In Disguise Part I (3:38)
09:In Disguise Part II (2:44)
10:A Reasonable Dance (3:20)
11:Take A Left Turn For The Right (5:02)
12:When It Rains, It Pours (3:40)
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