Spielzeit: 12:36 Medium: EP Label: Eigenproduktion, 2014 Stil: Alternative Rock Review vom 28.04.2014 Sarah Knapp

Man schaut sich die CD von Placid Revival an, man liest die Texte auf ihrem hochwertigen Promo-Material, man besucht ihre Website - und hat augenblicklich den Eindruck, es handele sich um eine längst auf der ganzen Welt bekannte Band. Dann realisiert man: Das ist die erste Platte der Jungs, mit nur drei Songs, also bloß eine EP, durch Crowdfunding finanziert, ohne offizielles Label, sondern in mühevoller Eigenarbeit. Man liest diese Fakten und will es einfach nicht glauben, denn Placid Revival, ihr Style, ihre Homepage, wirken alle sehr professionell. Einzig an der Page mit den Lyrics müssten sie noch etwas arbeiten. Die ist relativ unübersichtlich. Gut ist aber, dass sie überhaupt eine Seite haben, auf der alle Lyrics ordentlich und unverfälscht gelistet sind. Das sollten mehrere Bands so machen.

Die fünf Jungs wohnen zwar in Berlin, sind aber ein international zusammengewürfelter Haufen. Sie stammen aus Deutschland, Griechenland, Bulgarien (wo 2013 eine Tour stattfand), aus der Türkei und sogar Namibia. Wenn so viel Talent aus allen Ecken der Welt zusammentrifft, muss doch etwas Gutes dabei herauskommen. Schauen wir uns die EP also genauer an.

"I Will Rise" lautet der erste Titel und genau das passiert auch. Die Band taucht aus dem Nichts auf und rockt gewaltig. Der Stil ist purer Rock, ohne viel Schnickschnack. Die Lyrics gehen in die Richtung Michael-Jackson-rettet-die-Welt, wobei das keinesfalls negativ gemeint ist, sondern nur eine Sache, die mir aufgefallen ist. Sänger Mani hat eine echte Powerstimme und die Instrumentalisten bekommen alle ihren Auftritt mit Riffs und eben allem, was zu Rocksongs dazu gehört.
Im zweiten Stück, "Long Distance", geht es dann um ein leidendes Mädchen. Doch auch hier bleibt der Optimismus spürbar. Mit Kraft stemmen sich Placid Revival gegen das Übel dieser Welt. Sie rocken es einfach beiseite. Bei "Glimpse Of Hope" letztlich bekommt man die sanfte Seite der Berliner Rocker zu spüren. Der Anfang ist wunderbar gemütlich. Wenn dann allmählich Tempo sowie Dynamik zunehmen, stört das aber nicht groß. So ist die Musik von Placid Revival nun mal. Besonders schön ist hier das Spiel der Leadstimme. Mani kann nicht nur laut rocken, sondern auch gefühlvoll singen, relativ hoch sogar, wenn ihr mich fragt. Auf jeden Fall bringt die gesamte Band das Gefühl dieses gnadenlos ehrlichen Liebesliedes perfekt rüber.

Ich hoffe einfach mal, dass genug Leute diese EP zu hören bekommen oder auf Konzerte von Placid Revival gehen. Dann könnten sie schon ziemlich schnell ziemlich bekannt werden. Wenn nicht, bleiben sie eben ein Geheimtipp. Authentisch genug ist ihre Musik.
Jungs, ihr rockt!

Line-up:
Mani Hoebel (vocals)
Zezo (lead guitar)
Hansi Feldbauer (guitar, backing vocals)
E.J. Ntatsios (bass, backing vocals)
Talat Alp (drums)