POFTER, also known as Martin Pofter Bauerfeind hat mit anderen Wiesbadener
Musikern - zusammengeschlossen unter Allstar Syndicate - ein Meisterwerk der improvisativen Musik geschaffen.
Die Basic Tracks wurden im Studio in Jamsessions erabeitet und später dann durch Overdubs ergänzt (Vocals, Esraij, Oboe, Synth).
Gewidmet ist das Album Miles Davis. Eine Hommage an sein Album "Dark Magus".
Inspiriert von Drum&Bass, Jazz Funk der 70er, sowie Space Rock bietet das Allstar Syndicate eine (ZITAT)
"herrlich unkonventionelle Alternative in einer Zeit, in der kommerzielle eintönige Musik den Markt beherrscht."
Aber keine Angst, improvisative Musik bedeutet hier nicht organisiertes Chaos, sondern alles wirkt sehr wohldurchdacht
und perfekt arrangiert.
Der Opener "Sunrise" lässt mich in der Tat einen Sonnenaufgang vor meinem geistigen Auge erleben.
Ein sehr stimmiges, ruhiges Stück - angesiedelt im Grenzbereich Jazz/Spacerock. Die Musiker sind allesamt aus der
Wiesbadener Scene, aber man merkt, hier sind keine Mitglieder aus den üblichen Schülerbands zu Werke. Dieses Niveau
setzt Profis voraus und ich picke mal einen heraus: Was Reimar da am Sax an Feeling auf den Hörer losläßt,
ist schon beachtlich. Es ist immer wieder eine Freude, welche Gefühle aus einem Lautsprecher kommen können. Und
die Stimmung kann man lange geniessen, denn die Spielzeiten der Tracks sind schon gewaltig (8 Titel mit immerhin insg. 76 Minuten Länge). Aber bei Jams erwartet
man solche langen Stücke ja geradezu sehnsüchtig.
"Dig This!" kommt ganz anders daher. Eingesampelte Vocals, Geräusche. Lustig finde ich, daß
sogar die Army Knowledge Online Page erwähnt. Klar, Wiesbaden, Rhein/Main, da ist natürlich der Bezug zu den
Stationierungsstreitkräften gegeben.
Das Stück produziert eine angenehme Unruhe durch seinen Rhythmus und das Tempo. Spacig und wer "Cottonwoodhill" von
Brainticket kennt, weiss was ich meine.
"Blue Moon Rising" ist da total anders gestrickt. Mit elf Minuten wieder schön lange und vom
Stil her jazzig und dann Pofters gewaltige Lead Vocals. Schwarze Blueser haben in der Regel ein solches Organ.
Perfektioniert durch Matzes Backing Vocals, einige Oktaven höher, ist dieses Jazz/Blues Stück schon was ganz
Feines. Nicht zuletzt auch durch die tollen Guitarleads.
Keine Zeit dem vorangegangenen "Blue Moon Rising" lange nachzuhängen, denn "Cosmopolitical
Jungle Funk" erinnert irgendwo (nicht nur beim Gesang)an den guten alten Frank Zappa und seine Jazzphase. Augen
zu, Gesang und/oder Gitarre fokusieren und ich wette, Ihr seht Zappa on Stage
Eigentlich schon seltsam, denn als Inspirationsquellen gibt die Band folgende Künstler an: Miles Davis, Herbie Hancock,
John Scofield, Jimi Hendrix, Sly Stone, Carlos Santana, Johnny Guitar Watson und James Brown and many many more.
Kein Zappa, oder fällt der unter die many many more ?
"Funk Me Up At The Duck" ist eine Mischung aus grooovigen, funkigen Rhythmen, durchsetzt mit einer
dreckigen Gitarre. Für mich, was die Stimmung angeht, die schwächste Nummer.
Das ist keine Abwertung, denn gegenüber "Captain Future's Revenge" oder "When The Nighttime Comes", die quasi Filme im
Gehirn ablaufen lassen ist Jazz_Funk_Groove bei mir immer im Nachteil.
"Captain Future's Revenge" etwa assoziere ich mit einer langen Autobahnfahrt am frühen Morgen. Funkiger Bass, Kalimba
und Oboe (ein starkes Instrument im Rockjazz übrigens), dazu zwei (!!) groovende Rhytmusgitarre drängen mich auf die Überholspur.
Plötzlich greift eine Leadgitarre die Rhytmus Section an - diese groovt aber unbeiirt weiter. Astreine Spannung. Erinnert
etwas an Quantum Jump.
"When The Nighttime Comes" beginnt dem Titel entsprechend ruhig. "When the nighttime somes, relax
your mind from overflow", gibt Matze da unter anderem zum Besten. Er hat eine sehr angenehme Stimme und duelliert
sich mit den gesprochenen Worten Pofters. Eine geheimnisvolle Stimmung baut sich auf. Man möchte schneller durch die
dunkle Nacht laufen, wird aber vom sehr relaxten Tempo des Songs irgendwie festgehalten.
Es ist nicht einfach *nur* Musik, sondern geht viel tiefer in die Gehirnregionen. Diese Art der Spannung war in der
Tat ein gerne genutztes Feature in den Siebziger Jahren. Einfach toll, daß jemand so etwas auch im neuen Jahrtausend mal
wieder umsetzt.
"Independence" läutet das Ende der CD ein. Funkig und leicht jazzig angehaucht werden noch einmal
viele Register gezogen. Besonders die J.G. Watson mässige Gitarre macht Dampf und Spaß.
Nun interessiert es mich natürlich, was diese Wiesbadener Musiker neben diesem Projekt noch so alles machen und ich werde
fündig:
Pofter, Matze,Tobi und Ingo firmieren ansonsten unter Iinterstellar Overdrive. Eine Band, die
vornehmlich authentisch alte Pink Floyd Klassiker nachspielt. Ja, das kann ich mir sehr gut vorstellen.
Karsten ist Mitglied der Alternativ/Grunge Band Defy Description.
Von den restlichen Musikern habe ich leider nichts gefunden, aber ich bin sicher, das ändert sich bald.
Klang und Produktion sind ebenfalls vom Feinsten und es hat, wie schon gesagt, riesigen Spaß
gemacht "Ressurrecting The Magus" zu genießen.
Spielzeit: 76:08, Medium: CD, Home Family 2002
Ulli Heiser, 10.08.2002
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