Es war eigentlich zu erwarten, dass das finnische Erfolgsmodell Poisonblack auch mit seinem neuesten Studioalbum "Drive" wieder dazu beiträgt, die Wartezeit auf die nächste Veröffentlichung ins Unerträgliche zu steigern. Poisonblack wurden 2000 vom Sentenced-Shouter Ville Laihiala und dem Ex-Bassisten Kanne Kukonen in die Welt gesetzt. Da Ville sich jedoch auf den Sechssaiter konzentriert, wurde für den Mikroständer der Charon-Sänger J.P. Leppäluoto verpflichtet. Doch die beiden Sidemen verließen kurz nach dem ersten Output "Escapextacy" wieder die Band und Ville übernahm wieder die Tonspur.
Nun ist es also soweit und es ist grandios, was auf "Drive" zu hören ist. Poisonblack beweisen einmal mehr, dass sie zu den besten Bands dieser Musikgattung gehören, die derzeit auf dem Markt sind. Nichts ist banal oder auch nur annähernd langweilig. Keine Tiefpunkte, sondern ausschließlich Höhepunkte auf dieser CD der Superlative. Was auf den letzten Alben in Richtung Hard Rock tendierte und einen Kurswechsel andeutete - natürlich wie immer auf Premiumlevel - wird hier zur Gewissheit. Das Riffmaterial und die Kompositionen sind durchgehend auf einem Niveau, dass einem manchmal schwindlig dabei wird, eine derartige Qualität ohne Abstriche auf kompletter Lauflänge zur Verfügung zu haben.
Ville übertrifft sich selbst. Einfühlsam, bodenständig, dreckig, melancholisch, sentimental - man könnte noch viele Eigenschaften aufzählen, denn auf diesem Album sind sie alle enthalten. Es rockt, langsame Düsternis breitet sich aus, Gesanglinien schleichen sich heran, packen zu und lassen einen nicht mehr los. "Drive" ist das neue Sentenced-, falsch, ich meine natürlich Poisonblack-Album, das Vergangenheit und Gegenwart vereint. Gothic Metal mit knarzenden Hard Rock-Elementen, die das eng anliegende frühere Korsett erheblich erweitern.
Sind es wirklich reinrassige Gothic-Klänge, die wir hier zu hören bekommen? Nein, mehr eine Melange aus Hard Rock, Groove- und Gothic Metal. Die Produktion ist durchgehend rifflastig und die Höhepunkte sind selektiv darauf aufgebaut. Das macht die Sache so staubfrei, denn nichts wirkt gestrig. "Mercury Falling" besticht durch intensiven Rock-Rhythmus und leichte morbide Gesangsparts. "A Good Day For The Crows" weitet die Gehörgänge und liefert perfektes Arrangement mit stilistischer Hingabe zu eben jener speziellen Note, die Poisonblack perfekt beherrschen. Hörenswert ist vieles, wohltuend ist das in Topform intonierte "Sycophant", das an vergangene Zeiten erinnernde "Futile Man" und das emotionale "Scars". Die Halbballade "From Now-Here To Nowhere" bringt die dunkle Energie dann zur finalen Explosion - hier stellen sich die Nackenhaare wie bei einer Katze in Abwehrstellung, ganz in der Tradition von Sentenced.
Breite Refrains und dazu Hooklines, die manchmal etwas doomig angepasst sind, sind die Essenz von "Drive", das durch die Stimme noch eine zusätzliche Veredelung erfährt. Das ist die Kost, die alle dunklen Herzen höher schlagen und dem Gothic Metal die Bestnote in diesem Jahr zukommen lässt. Einfach eine der besten Veröffentlichungen seit langer Zeit und daher auch die Kaufempfehlung, an der man nicht vorbeikommt. 10 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
Tarmo Kanerva (drums)
Marco Sneck (keyboards)
Antti Remes (bass)
Ville Laihiala (vocals, guitar)
Tracklist |
01:Piston Head
02:Mercury Falling
03:A Good Day For The Crows
04:Maggot Song
05:From Now-Here To Nowhere
06:Sycophant
07:The Dead-End Stream
08:Futile Man
09:Scars
10:Driftwood
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