Eins vorneweg: Bei Poolstar handelt es sich nicht um Karl Lagerfelds neustes Bikinimodell, sondern um eine Berliner Punkband. Vor fünf Jahren feierte das Quartett mit "Losing Gravity" auf dem bandeigenen Label GOMrecords sein Debütalbum. 2009 könnte dem Hauptstadt-Vierer der große Durchbruch gelingen, denn Barbara Wetzer, Mitinhaberin des Rodrec, übernahm zusammen mit Rodrigo González das Booking der Truppe. Die beiden legten sich gleich mächtig ins Zeug und schafften es, dass die Band die Ärzte supporten konnten. Auf fünf Konzerten durften sie die Fans vom Ärzte-Team, bei deren Jäzzfest-Open Air-Tour 2008, anheizen. Immerhin vor insgesamt über 80.000 Zuschauern!
Für González ist die Sache klar: Er will die Band produzieren und so geschieht es, dass nach monatelangem Notensortieren, in einem Kreuzberger Studio dreizehn Songs für ihr drittes Album "4" entstehen. Am 28. August 2009 ist es dann soweit, die Scheibe wird die Regale diverser Plattenläden beglücken.
Das Booklet wirkt zwar ansprechend, doch haben sie leider nicht an ihre deutschen Fans gedacht und alles im englischen verfasst. Schade eigentlich, hier könnte man vielleicht noch nachbessern. Das Cover verrät, dass mit Poolstar ein Queueexperte gemeint ist, der die "4" anstößt.
Okay, so lasse ich die Kugel durch meine Gehörgänge laufen und bin auf das Spielniveau des Hauptstädtischen Punk-Ensembles gespannt. Der Opener "I Killed Someone" groovt mächtig aus den Boxen und schüttelt meine müden Gliedmaßen gleich kräftig durch. Eine Punk-Nummer, die recht heftig, aber auch sehr rhythmisch rüberkommt. Die folgenden Stücke "Inside Of You" und "Something In Your Eyes" sind ebenfalls sehr flotte Tracks, die mit viel Dynamik vorgetragen werden. Töff Malstroems Gesang klingt glasklar, der Mann versteht sein Handwerk. Für meinen Geschmack könnte er an machen Stellen ruhig etwas tiefer daherkommen.
"Stay!" könnte als Single-Auskopplung dienen. Ein tolles Punk-Teil! Oha! Nun wagt sich die Band in allerbester Sex-Pistols-Manier zu präsentieren und haut dem Konsumenten "Schicksal?" um die Lauschlappen, bei dem selbst Malstroem ziemlich brutal rüberkommt. Außerdem haben sie auch eine deutsche Textpassage, »Ich wart' nicht auf mein Schicksal«, mit eingebaut. Das sind genau die Elemente, die ein Album abwechslungsreich gestalten und beim Zuhörer das Interesse wecken sollten.
Was denn nun? Ist bei Töff die '4' im Schritt gelandet? Seine Stimme klingt bei "My Rapture" wie die eines Eunuchen! Zwischenzeitlich kracht es bei der 'Ballade' gewaltig und Töffs Stimmchen wandelt sich in die eines Punk-Rockers würdige Frequenz. Es folgt mein persönliches Highlight des Tonträgers. "Get Me Out Of Here" heißt der von Aalbert von Spees Tieftöner eröffnete Song, der hinten raus mächtig an Fahrt aufnimmt und gar mein Laminat zum Beben bringt. Klasse! Schlagmann Dr. HouZa, der auch 'Dr. HauZu' heißen könnte, beackert unaufhörlich seine Muckibude und hat erheblichen Anteil an der Dynamik des Albums. So wie bei "Summertime" und "Tonight", die sich dem hohen Niveau des bisher Gehörten nahtlos anschließen.
Etwas Madness gefällig? Bitteschön. "Hey Little Girl" weist einige Passagen der glorreichen Briten auf, wenn auch nicht komplett. Track Nummer elf "Sgt. Midi's Little Girls Club Parade" bestätigt die Vielfalt der Band. In guten dreißig Sekunden gibt's die 'Club Parade' "Ohoho-Ohoho". Zum Finale präsentieren die Jungs noch "Hell-o" und "Silverspoon" und beschließen eine sehr ansprechende Musikkonserve!
Im Prinzip gibt's nichts zu meckern. Die Tracks sind auf einem gesunden Fundament aufgebaut, und die Band hat das Zeug sich ein Hochhaus draufzustellen. Die drei Instrumentalisten ergänzen sich prima mit Malstroems Gesang. Da auch der Sound perfekt abgemischt ist, sind alle Voraussetzungen vorgegeben, um in ihrem Genre ganz oben zu landen. Bei ihrer anstehenden Herbsttournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz, werden die Berliner, da bin ich mir ganz sicher, noch einige Fans dazu gewinnen.
8 von 10 RockTimes-Uhren sind als Kaufempfehlung zu betrachten.
Line-up:
Töff Malstroem (vocals)
Felix Kinniro (guitar)
Aalbert von Spree (bass)
Dr. HouZa (drums)
Tracklist |
01:I Killed Someone
02:Inside Of You
03:Something In Your Eyes
04:Stay!
05:Schicksal?
06:My Rapture
07:Get Me Out Of Here
08:Summertime
09:Tonight
10:Hey Little Girl
11:Sgt.Midi's Little Girls Club Parade
12:Hell-o
13:Silverspoon
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