Kümmern wir uns um die deutsche Prog-Rock-Szene und stoßen dabei auf Poor Genetic Material, kurz PGM. Es handelt sich hierbei um eine Formation, die mit ihren Alben-Veröffentlichungen thematisch den Weg durch die vier Jahreszeiten geht. Der nun vierte Longplayer in dieser Reihe, "Spring Tidings", erscheint pünktlich zum Frühlingsanfang und PGM haben sich nach "Summerland" (2001), "Leap Into Fall" (2002) und "Winter's Edge" (2003) ohnehin schon eine Fangemeinde in der Prog-Szenerie aufgebaut.
Mit dem nun aktuellen Album "Spring Tidings" wird man sich wohl verfestigen können, denn es ist eine wirklich schöne und beachtenswerte Scheibe entstanden. Und das nicht nur für Prog-Fans, sondern auch die soften Melodic-Rocker sollten aufhorchen. Hier geht es zwar auch mainstreamig zu, man ist jedoch von einem zu geraden AOR weit entfernt, und besticht durch wirklich toll zelebrierte und eingängige Melodien, die vom Feeling und seiner Vielfalt in den Kompositionen sehr gut gelungen sind.
Man hört wunderbar inszenierte Keyboardpassagen von Philipp Jaehne und tolle, klare Gitarren von Stefan Glomb. Die Stimme von Alias-Eye-Frontmann Phil Griffiths hat bei mir ohnehin ein Stein im Brett und ich bin der Meinung, dass sie wie die Faust aufs Auge zur Musik von PGM passt. Neben Dennis Sturm an der Bassgitarre spielt nun ein Neuer namens Dominik Steinbacher an den Drums, immer hübsch dezent aber auch an den erforderlichen Stellen sehr dynamisch. So erscheint mir die gesamte Besetzung wie aus einem Guss.
Es wird gerockt und an anderer Stelle setzen sehr atmosphärische Sounds ihre Akzente, die vor allen Dingen auch mit einer sehr guten, soundtechnischen Produktion einhergehen.
Nach einem sehr spannungsintensiven und gefühlvollen Intro "Three Steps Back…" rockt "Blow-Up" sehr klasse ab, wobei die Leadgitarren den schönen Rhythmus untermalen. Dazu geben die Pianos in der Begleitung der Rhythmusgitarre einen soften Anstrich.
So ein bisschen Artrock schwingt meines Erachtens zu Anfang von "April" mit, zumal auch Orgeltöne eingesetzt werden. "Watercolours" trifft die Stimmung genau und das kommt gut an, gerade wenn sich ein sehr düsterer und langer Winter dem Ende zuneigt. Ein Hinweis auch hier zur Länge der eingespielten Songs. Anders als so manche Prog-Band versuchen PGM nicht, jedes Stück zwanghaft in die Länge zu ziehen. Und es ist sehr gut gelungen, bei den ca. 10-minütigen "Watercolours" und "La ville qui n`existait pas" einen guten Kompromiss zu finden. Auch diese Stücke werden nicht langweilig.
Es ist für mich schwierig, ein Lied nun besonders hervor zuheben, aber ganz ehrlich gesagt, hat mir mit "Spring Tidings" nun endlich mal wieder ein Album aus deutschen Landen vorgelegen, welches von Anfang an richtig Spaß macht. Hut ab... ich wünsche mir, dass PGM zukünftig noch mehr Beachtung in der Musik-Szene finden. Ein echter Tipp!!!
Das Artwork wurde übrigens vom Münchener Oliver Schollenberger gestaltet, der schon für das Cover von "Winter's Edge" mit verantworlich zeichnete.
Spielzeit: 50:37, Medium: CD, Quixote-Music, 2006
1:Three Steps Back...(2:22) 2:Blow-Up (4:04) 3:April (6:56) 4:Watercolours (9:30) 5:Tidings (6:25) 6:La ville qui n`existait pas (10:29) 7:Lotus-Eaters (6:57) 8:...Or Right Ahead (3:50)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 13.03.2006
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