New Yorker Blues-Titan zelebriert den Big Apple Blues
Popa Chubby, New Yorker Super-Gitarrist und Anhänger des modernen Blues im zeitgemäßen Gewand, der, wie er in Interviews gerne betont, durch die Musik vor einer Gangster-Karriere gerettet wurde, zeigte in der Lehenbachhalle Kostproben seiner exzellenten Gitarrentechnik.
Mit Paul Camilleri, einem im Libanon geborenen und in der Schweiz wohnenden britischen Gitarristen, wurde die Blues-Tour eröffnet. Kampferprobt als Anheizer für den Headliner dieser Tour, zeigte der Brite mit zahlreichen Songs seines umfangreichen Repertoires, u.a. "Angel Face" und "Can't Get Any Better" vom neuen Album, Kostproben seines Talents und konnte damit von Anfang an voll überzeugen.
Allein der Auftritt von Popa Chubby, einem Schwergewicht von der Statur her, bei dem die umgeschnallte Gitarre wie eine Kinderversion wirkt, ist schon beeindruckend. Ihn als Blues-Puristen zu bezeichnen wäre falsch. Seine Lebensgeschichte wird durch die Liebe zum Blues erzählt, aus der er mit Rock, Blues, Rap und Funk eine faszinierende
Melange produziert.
Im schroffen Gegensatz zu seiner Figur, hat der Riese eine beinahe sanfte und soulige Stimme, die er gekonnt rockig, aber auch scharfkantig wie bei "Motorcycle Mama", einsetzt. Als sei es ein Kinderspiel, wurden Soli aneinandergereiht und brettharte Riffs druckvoll in die volle Lehenbachhalle geschleudert.
Popas Gitarrenspiel ist eine Klasse für sich. Virtuos gleiten die Finger bei "Theme From The Godfather", bei uns als der Soundtrack zum "Paten" bekannt, über die Saiten. Die Gitarre wird bearbeitet und gleichzeitig liebkost. Erinnerungen an Jimi Hendrix werden wach, zu deren Bewunderern er zählt, jedoch nicht zu den Nachahmern.
Angefeuert von der begeisterten Bluesgemeinde, zollt der Gitarrenzauberer seinem großen Vorbild dennoch Tribut. "Hey Joe" wirkt konsequent weiterentwickelt und geht nicht als bloße Kopie unter, sondern wirkt frisch und vital durch zusätzliche Sound- und Verfremdungseffekte. Mit dem weiteren Hendrix-Klassiker "The Wind Cries Mary" werden solistisch weitere Höhepunkte gesetzt. Es war immer wieder erstaunlich mit welchen minimalen Mitteln die als Trio fungierende Besetzung einen derart fetzenden und doch filigranen Sound erzeugen konnte. Es ehrt ihn, dass er trotz weitgehender Einhaltung der Grundstrukturen, jedoch niemals wie das Original klingen möchte: So entstanden eigenständige, aber jedoch mühelos wiederzuerkennende Nummern.
Ständig blieb er im Kontakt mit dem Publikum, das lautstark begeisterte Kommentare an den
Meister zurückfeuert, der mit "Woman In My Bed Dub" einen Stilwechsel zum Reggae einleitete und dabei auch einmal den Bass selbst in die Hand nahm, um dann ohne Pause wieder zu seinem Stamminstrument zu wechseln.
Mit Taktfolgen von "Ghost Riders In The Sky" im Mittelteil, wurde auch dieser Song, der abwechselnd in Sitzposition gespielt wurde, zu einem Highlight, der vor allem für die Mainstream-Anhänger interessant war.
In der zweistündigen musikalischen Vollbedienung, zeigte der aus der Bronx stammende
Chubby, dass er unzählige Stilarten einzigartig unter dem Dach des bluesigen Rocks vereinen kann. Mit "Ace Of Spades" einem Speed Metal-Kracher von Motörhead, wurde nochmals eine Gitarrenorgie mit ekstatischen Feedbacks und rauhem Gesang abgefahren.
Popa Chubby bewies allein mit seiner Bühnenpräsenz und dem ganz im Gegensatz zu seiner Figur stehenden, zart melodischem bis groovenden Bluesrock, dass er zu den Größten seines Genres gehört. Mit einem tadellosen Zusammenspiel und grandiosen Soloeinlagen, brillierte der in Topform agierende Gitarrist als Mittelpunkt einer perfekt spielenden Band. Frenetischer Applaus erfüllte die Halle noch lange nach dem Verklingen der letzten Töne, eines mit ehrlicher Musik vollgepackten Bluesereignisses.
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