PostScriptum / Mariam
Mariam Spielzeit: 43:58
Medium: CD
Label: India Records/Rough Trade, 2014
Stil: Gothic Pop

Review vom 02.08.2014


Jürgen B. Volkmar
Nach dem Debüt "Prophet:Deny" war es eine Zeitlang ruhig um die Norweger PostScriptum. Aber das war gestern, jetzt stehen sie mit ihrem Nachfolger "Mariam" an der Startlinie und sind dabei eigentlich nicht schlecht aufgestellt. Nicht nur der Zahn der Zeit hat an dem Quartett gearbeitet, das jetzt als Quintett firmiert, sondern auch ihre Stilrichtung ist an gewissen Änderungen nicht vorbeigekommen. Vorher noch mehr im melodischen bis dunkel-melancholischen Gefilden aktiv, die manchmal an die Sisters Of Mercy, U2, Muse, Nick Cave und A-ha erinnerten, hat man sich jetzt mehr in die Richtung Electro Pop trifft Wave mit Post Punk-Glasur, bewegt.
Es bleiben auch hier die fetten Synthie-Teppiche mit den dazugehörigen Gitarrensalven, die dem Ganzen die richtige Würze verleihen. Gleich der Opener und Selbstjustiz-Fantasie "I Killed A Murderer" passt in die Strömungsrichtung der 80er Jahre. Melodiebögen vereinen sich mit der Hilfe davon galoppierender Rhythmen zu einem hitparadentauglichen Chartrunner, der den Fronter Skippervold stimmungsvoll in die Pflicht nimmt. Die volle Palette seiner vokalen Fertigkeiten werden bei der Post Punk-Hymne "My Oh My" freigesetzt, die im Gegensatz zu den romantischen Tönen von "Hey Hey Hey" steht, das mit Schwermut und Melancholie lockt. An Abwechslung herrscht beim besten Willen kein Mangel. "Silver Plate" führt Sequenzerbeats mit peitschenden Drums und Synthie-Überdosis im Gepäck, während "Nowhere Girl" das Tanzbein zucken läßt. Vom Elektro Pop zu den ruhigeren Tönen von "Stepping Inside", der Ballade im Piano-Design, zu "We Are Liars", das stellenweise an David Bowie erinnert. Alles vereint durch einen steten Wechsel von Gitarre zu den Keyboards, den dominanten Klangkörpern auf "Mariam".
PostScriptum überzeugen mit Stimmungswechseln und beeinflussen damit das komplette Repertoire mit steter Stilistikänderung. Von Dance-Beats bei der "Should Have" als elektrisierende Pop-Nummer überzeugen kann, bis zu "Fade Away" mit dichtem Funk-Gerüst , das mit Gitarreneinsatz in eine Dark Rock-Landschaft verwandelt wird. Die Arrangements haben durchweg melodischen Charakter und sind in ihrer Gesamtwirkung durchweg homogen, sodass Bombast, Melancholie und dunkle Töne stets auf hohem Niveau korrespondieren.
PostScriptum beschreiten einen schwierigen Weg, den der Sänger Skippervold aber stets in allen Tonlagen bravourös beherrscht und, Dank der Qualität seines Songwritings, auch die vielfältigen Einflüsse aus den Achtzigern in all ihrer Komplexität perfekt einbaut.
Ein neues, packendes Kapitel einer vielversprechenden Band, die es versteht, mit vielen Genre-Anleihen dauerhaft im Gedächtnis zu bleiben.
Line-up:
Petter Skippervold (vocals)
Arnfinn Stautland (bass)
Erik Sortdal (keyboards)
Stig Løberg Værnes (drums)
Håkon Sagen (guitars)
Tracklist
01:I Killed A Murderer
02:Hey Hey Hey
03:Silver Plate
04:Stepping Inside
05:We Are Liars
06:Should Have
07:Fade Away
08:Paradise Lost
09:My Oh My
10:Vampires Tale
11:Come And Dance
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