Es gibt Bands, die klingen wie … . Wie ihre Vorbilder, ihre Einflüsse oder wie die Band, die sie selbst gerne wären. Es gibt Bands, die ihre Helden dabei so verehren, dass sie sich letztendlich anhören wie deren kleiner Bruder, der gerne so wäre wie der große, aber am Ende doch nie an ihn herankommt.
Preacher Stone haben viele solcher Heroen: an erster Stelle - und das hört man spätestens nach dem ersten deftigen Slide - Lynyrd Skynyrd. Aber auch Classic Rock-Bands wie Aerosmith oder Bad Company zählen die fünf Jungs aus North Carolina zu ihren prägenden Einflüssen. Ihr mit dem Bandnamen betiteltes Debütalbum klingt wie eine Mixtur aus diesen dreien, gründlich vermischt mit diversen Anleihen bei den legendären Allman Brothers und
modernen Rockbands wie Theory Of A Deadman oder Puddle Of Mudd. Bei einer solchen Vielzahl von Einflüssen kommt bei Preacher Stone am Ende nicht die Kopie der EINEN, nie erreichten Rockband heraus, sondern eine rotzige, stampfende und durchaus vielseitige Rock-Melange, die ihre Vorbilder mit hoch erhobenem Kopf und ohne falsche Scham zelebriert.
Los geht es aber erst mal mit einer unüberhörbaren Verbeugung in Richtung Skynyrd - die Hookline dröhnt aus den Boxen, der erste Slide schlägt ein, Sänger Ronnie (er heißt wirklich so!) legt mit seiner whiskeygeölten Röhre los und man befindet sich im gelobten Land des Southern Rock. Wer nach dem Opener "Not Today" aber denkt, er habe es hier mit einer soliden, aber nicht besonders innovativen Skynyrd-Coverband zu tun, der täuscht sich. Schon beim zweiten Song, "Livin' Proof" zeigen Preacher Stone, dass sie auch andere Töne anschlagen können: Zwar dürfen sich auch hier die beiden Gitarristen Marty Hill und Benny Huntt gehörig austoben und ein episches Solo-Feuerwerk abfeuern, wie es sich für gestandene Southern-Rocker eben gehört, aber insgesamt wird die Stimmung doch heruntergedimmt und auch Ronnies Stimme hört sich plötzlich sehr abgeschliffen und radiotauglich an.
Solche Songs im Stile von Theory Of A Deadman und Konsorten bleiben aber neben den klassischen Southern-Rockern mit stampfendem Beat, schwirrenden Twin-Guitar-Einlagen und gepfefferten Lyrics die Ausnahme.
Auf ihrem ersten Album haben Preacher Stone auch noch bluesige Balladen ("Blood From A Stone"), progressive Country-Abstecher ("Homegrown Hoedown") und Ausflüge ins Heavy Metal-Metier ("Tractor Pull") im Programm - langweilig wird es also bestimmt nicht. Die fünfköpfige Band springt mit erstaunlicher Leichtigkeit zwischen den Stilen hin und her, verleugnet aber nie ihre Wurzeln und stellt vor allem eines immer sicher: dass es rockt.
Wenn man dieses Debüt so hört, kann man davon ausgehen, dass diese Band vor allem eine Live-Band ist: Man muss die E-Gitarren ohrenbetäubend röhren hören, man muss den Beat mitstampfen und den Refrain mit hundert anderen Rockern im Chor grölen … dafür ist diese Musik schließlich gemacht. Auf einem Studioalbum klingen solche Bands oft steril und ihrem natürlichen Lebensraum entrissen - nicht so Preacher Stone. Die Jungs bringen auch im Studio einen beachtlichen Live-Sound zustande, der bis auf ein paar kleinere Ausrutscher nie abgeschliffen oder eingesperrt klingt. Trotz ihrer Stilvielfalt sind die Fünf, die alle seit ihren Teenager-Jahren in verschiedenen Bands gespielt haben, alle unüberhörbar im Southern Rock zu Hause und huldigen auf ihrem Album durchgehend Skynyrds Version des Rock'n'Roll, inklusive stolzer Südstaatenattitüde ("Southern Hospitality") und den allseits bekannten Solo-Eskapaden der Allman Brothers Band (hier sei auch mal auf die exzellenten Hammond-Einlagen von Gastmusiker Duke Rivers verwiesen).
Auch textlich bewegen sich Preacher Stone eindeutig im Southern-Milieu: Es geht um betrogene Liebe und wie man ihrer mit einer Shotgun Herr werden kann, um Freundschaft, Whiskey, kernige Typen und die guten alten Zeiten in der gastfreundlichen Heimat. Es sind die dem harten Leben abgerungenen Wahrheiten des 'Simple Man' (»It ain't all black / It ain't all white«), die hier mit stolzgeschwellter Südstaatenbrust vorgetragen werden. So weit, so Skynyrd.
Insgesamt kann man natürlich nicht verleugnen, dass man das alles schon mal so oder so ähnlich gehört hat. Nichtsdestotrotz ist Preacher Stone ein beachtliches Debütalbum gelungen, das sich nicht auf massenkompatible Coverversionen verlässt, sondern vollständig mit eigenen Songs aufwarten kann, die dem geneigten Southern-Rocker einen abwechslungsreichen Soundtrack zum Mitrocken und getrostem Südstaatenfahne-Schwenken bietet (siehe auch archetypisches Artwork auf dem Cover).
Kurzum: Wer sowieso auf den Sound von Skynyrd und Co. steht, ist mit dieser CD sicher gut beraten und bekommt damit weit mehr als nur einen mauen Abklatsch der Lieblingsband geliefert. Man kann mit Spannung den Nachfolger von "Preacher Stone" erwarten und hoffen, dass diese - übrigens handwerklich exzellente - Band sich damit ein Stück weiter über den Tellerrand des bekannten Metiers hinauswagt und ihren eigenen Sound noch weiter ausbaut. Denn wer will schon ewig die Band bleiben, die 'klingt wie…'?!
Line-up:
Ronnie Riddle (vocals)
Marty Hill (guitar)
Benny Huntt (guitar)
Glenn Blackburn (bass)
Jason Donaldson (drums)
Additional musicians:
Mark Hill (percussion)
Duke Rivers (B3, keyboards)
Hunter & Annie Riddle (background vocals)
Tracklist |
01:Not Today
02:Livin' Proof
03:Old Fashioned Ass Whoopin' Sum Bitch
04:That's Just The Whiskey Talkin'
05:Brother's Keeper
06:Blood From A Stone
07:Tractor Pull
08:Homegrown Hoedown
09:Southern Hospitality
10:Mother To Bed
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