Pretty Maids / Original Album Classics
Original Album Classics Spielzeiten:
Red, Hot And Heavy (36:14)
Future World (41:23)
Jump The Gun (47:42)
Sin-Decade (45:09)
Stripped (38:38)
Medium: CD-Box
Label: Sony Music, 2015 (1984 - 1993)
Stil: Metal


Review vom 21.04.2015


Jochen v. Arnim
Mittlerweile kann man sich ja fast schon darauf verlassen, dass sich die Verantwortlichen bei Sony in regelmäßigen Abständen alle wichtigen Interpreten der Rock-Geschichte vornehmen, um diese in ihrer "Original Album Classics"-Reihe für einen schmackhaften Preis neu zu veröffentlichen. Das Prinzip ist klar, meist sind es drei oder fünf Alben einer bestimmten Phase, die dann im Aussehen der alten LP-Cover in einen Schuber kommen und den Fan erfreuen. Dieses Mal nun hat es endlich die ersten fünf Longplayer der Pretty Maids erwischt, jener dänischen Band, die sich seit den frühen achtziger Jahren im Hard Rock- und Metal-Genre tummelt.
Red, Hot And Heavy1984 erschien als Debütalbum die vorliegende "Red, Hot And Heavy", deren erste Töne des klassisch gehaltenen Intros aus "Carmina Burana" kaum irreführender sein könnten. Mit dem fetten Metal-Riff beginnt der eigentliche Opener, "Back To Back", dann aber richtig und legt den Grundstein für viele weitere Veröffentlichungen der Dänen. Metal, Power Metal und melodischen Hard Rock mischend, legte die Band seinerzeit einen tollen Erstling vor, der von den Fans bestens angenommen wurde. Mit ein paar kleinen Ausreißern in die 'sanftere' Ecke kommen sämtliche sonstigen Tracks eher als schnell und kernig rüber. Zusätzlich zum eigenen Material hat man sich als Hommage an Phil Lynott seinerzeit noch das altbekannte "Little Darling" vorgenommen.
Future WorldRund zweieinhalb Jahre später erschien dann mit "Future World" ein Album, das sich noch besser auf dem Markt etablieren sollte. Erneut mit getragenem Intro stellt sich der Titelsong dann aber schnell als ebenso kerniger Rocker vor, wie der Fan das vom Vorgängeralbum her gewohnt war. Power Metal europäischer Provenienz herrscht immer noch vor, die Hymne "We Came To Rock" knallt richtig rein und lädt zum gemeinschaftlichen Fäusteschwingen. Aber es sind auch und vor allen Dingen eingängige, melodiebetonte Tracks auf diesem Zweitwerk zu finden. Hier machte sich bereits der später so typisch gewordene Stil der Dänen bemerkbar.
Jump The GunPersönlich möchte ich dem oft als besonders schwierig angesehenen Drittwerk auch im Falle von den Pretty Maids einen gewissen Abfall (im Sinne von abfallen auf der Skala, nicht Müll) zuschreiben. Der Härtegrad ist 1990 noch weiter zurückgefahren, wenngleich das musikalische Potenzial von Songs wie dem Titeltrack, "Lethal Heroes" oder auch dem noch langsameren "Savage Heart" nach wie vor unglaublich hoch ist. Dennoch, die Scheibe konnte nicht mehr die Verkaufszahlen erreicht, die beide Vorgänger so erfolgreich machten.
Sin-Decade"Sin-Decade" führt die Band mit teilweise geänderter Besetzung wieder in härtere Gefilde, angelehnt an den Stil des Zweitwerks, der Melodic Metal manifestiert sich im Songgefüge. Vermissen mag man auf dieser Veröffentlichung von 1992 die hymnenhaften Kracher, wie wir sie auf den starken ersten beiden Alben um die Ohren gehauen bekommen haben. Schwierige Zeiten waren es für Metaller seinerzeit ohnehin - wir erinnern uns - und die sind auch an den Maids nicht spurlos vorübergezogen (und das Cover
Please Don't Leave Me hätten sie sich wahrlich schenken können).
StrippedIm Grunde hätte die Band als Folgealbum wieder einen Kracher raushauen müssen, um den Schwung der ersten Jahre wiederzuerlangen. Die Pretty Maids jedoch zogen es vor, ein Zeugnis ihrer Vielfältigkeit abzuliefern und schoben 1993 das Akustik-Album "Stripped" an den Start. Es ist eine Melange aus mehr oder weniger gefälligen neuen Interpretationen alter Songs (z. B. "Savage Heart"), bis dato unveröffentlichten oder ganz neuen Stücken, wobei "Too Late, Too Loud" besonders hervorsticht, und erneut einigen Covern, worunter sich auch wieder "Please Don't Leave Me" tummelt, das irgendwie besser kommt. Akustisches hat bei Metallern nur eine bedingte Halbwertzeit und so darf auch dieses Album sein Dasein nur am Rande fristen.
Trotz einiger Abstriche ist diese frühe Werkschau der Pretty Maids insgesamt eine durchweg lohnende Investition, bedenkt man den unschlagbaren Preis, umso mehr. Sony ist dem eigenen Anspruch ein weiteres Mal gerecht geworden und hat ein wichtiges Paket geschnürt. Mit den ersten beiden Krachern der Band rentiert sich diese Box allein schon allemal. Die Einschränkungen bei den Folgealben gehören zur Bandgeschichte und so ganz schlecht sind die Stücke nach 1990 ja nun auch nicht. Antesten wird angeraten.
Tracklist
Red, Hot And Heavy (1984):
01:Fortuna Imperatrix Mundi (Carmina Burana (Intro)
02:Back To Back
03:Red, Hot And Heavy
04:Waitin' For The Time
05:Cold Killer
06:Battle Of Pride
07:Night Danger
08:A Place In The Night
09:Queen Of Dreams
10:Little Darling
Future World (1987):
01:Future World
02:We Came To Rock
03:Love Games
04:Yellow Rain
05:Loud'n'Proud
06:Rodeo
07:Needles In The Dark
08:Eye Of The Storm
09:Long Way To Die
Jump The Gun (1990):
01:Lethal Heroes
02:Don't Settle For Less
03:Rock The House
04:Savage Heart
05:Young Blood
06:Headlines
07:Jump The Gun
08:Partners In Crime
09:Attention
10:Hang Tough
11:Over And Out
12:Dream On
Sin-Decade (1992):
01:Running Out
02:Who Said Money
03:Nightmare In The Neighbourhood
04:Sin-Decade
05:Cone On Tough, Come On Nasty
06:Raise Your Flag
07:Credit Card Lover
08:Know It Ain't Easy
09:Healing Touch
10:In The Flesh
11:Please Don't Leave Me
Stripped (1993):
01:If It Ain't Gonna Change
02:Please Don't Leave Me
03:In The Minds Of The Young
04:Too Late, Too Loud
05:Say The Word
06:39
07:Heartbreak From Heaven
08:How Does It Feel
09:I'll Be There
10:Savage Heart
 
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