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Pretty Things / Balboa Island
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Mit "Balboa Island" liegt jetzt das lange erwartete, elfte Studioalbum der legendären 60s Beatgruppe The Pretty Things vor.
1964 in London von Lead-Gitarrist Dick Taylor (vorher bei den Rolling Stones als Bassist, das Rocklexikon schreibt allerdings [fälschlicherweise] als Rhythmusgitarrist!) und Sänger Phil May gegründet. Sie benannten sich nach der Bo Diddley-Komposition "Pretty Thing" und zerspielten brutal amerikanische Rhythm & Blues-Vorlagen. Zur Urbesetzung gehörten noch Bassist John Stax, Gitarrist Brian Pendleton und Schlagzeuger Vic Prince.
Es wurde in ständig wechselnden Besetzungen gespielt bis man 1976 auseinander ging. May reformierte die Band 1980 für das Album "Cross Talk" und einige Live-Gigs - die Kooperation hielt allerdings nur ein Jahr.
Nach einer erneuten Reunion sind die Things eine der wenigen, wenn nicht so gar die einzige Truppe, die noch heute in ihrer 1966er Originalbesetzung spielt, nur verstärkt durch den Gitarristen Frank Holland, der aber auch schon wieder seit 1992 dabei ist.
Die erste CD nach über acht Jahren wird bereits jetzt schon von vielen auf eine Stufe mit ihren Meisterwerken der 60er und 70er Jahre gestellt. Man muss diesen Silberling allerdings öfter hören, um ihn richtig schätzen zu können. Die Stilvielfalt, die hier geboten wird, ist schon erstaunlich. Phil May und seine Mannen haben wirklich nichts verlernt. Alles klingt frisch und ehrlich, was da aus den Lautsprechern kommt.
Mit dem Opener "The Beat Goes On" geht es rhythmisch gleich zur Sache, hier erinnert nur der Text an vergangene Zeiten. Eine Trompete, wohl eher ein untypisches Instrument für die Pretty Things kommt hier zum Einsatz und bringt einigermaßen gewöhnungsbedürftige Töne hervor.
Auch "Buried Alive" hat den nötigen Druck. Über ein etwas düster wirkendes "Livin' In My Skin", das am Ende noch Fahrt aufnimmt, kommen wir zum achtminütigen, swingenden "(Blues For) Robert Johnson". Ein Song mit Ohrwurmqualität und Bluesharp kommt als "Pretty Beat" daher. Dieser Slow-Blues ist mein persönlicher Anspieltipp auf diesem Album.
Es folgt der etwas beschauliche mit viel Backgroundvocals ausgestattete "In The Beginning". "Mimi" erinnert an den typischen Bo Diddley-Beat, der hier etwas verfremdet gespielt wird. Dann kommen wir zu einem von Frank Holland fein gespieltem akustischen Slide-Blues "Feel Like Goin' Home". Auch das ist ein wahres Highlight bei dieser Produktion und zeigt, wie viel Bluesfeeling in der Band steckt.
"The Ballad Of Hollis Brown" ist ein wirklich gelungenes Cover von Altmeister Robert Zimmermann das mir weit besser als das Orginal gefällt, da John Poveys Bluesharp hier sehr gut zur Geltung kommt.
Der "Freedom Song" versetzt einen in eine Beerdigungsprozession nach New Orleans. "Dearly Beloved" und "All Light Up" hätten auch einem Album der Beatles aus der Abbey Road-Periode entliehen sein können. "Balboa Island", der Namensgeber des Albums, lässt die CD sehr ruhig und gefühlsbetont ausklingen.
Was die Pretty Things hier abgeliefert haben entspricht eigenständiger und hörenswerter Rockmusik, alles auf hohem musikalischen Niveau angesiedelt.
Ich persönlich freue mich auf den Gig im Dezember in der Bluesgarage, Isernhagen und sehe "Balboa Island" als Appetitanreger für das Konzert. Es wird mir ein Vergnügen sein, von diesem Gig zu berichten, zumal auch Arthur Brown mit dabei sein wird.
Line-up:
Phil May (lead vocals) Dick Taylor (lead guitar, banjo) Jon Povey (keyboards, harp, vocals) Wally Waller (bass, vocals) Frank Holland (acoustic & lead guitar, vocals) Skip Allan (drums, percussion) Mark St. John (ancient Trixon drums, vocals) Additional musicians: Scarlett Wrench (lots of great vocals, - #6 acappella) James Cheetham (piano & organ - #4) Rupert Cobb (trumpet) Duncan Taylor-Jones (extra vocals - #11)
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