Gleich zum Anfang des neuen Jahres könnte ich im Prinzip die Uhr etliche Umdrehungen zurückdrehen, denn ich habe als ersten Tonträger für 2014 ein komplexes Melodic Hard Rock-Album vorliegen. Urheber sind Pretty Wild, eine schwedische Band aus Malmö, bestehend aus dem Sänger Ivan Ivve Höglund, dem Gitarristen Axl Ludwig, dem Drummer Johnny Benson sowie dem Bassisten Kim Chevelle, die ihre zweite Veröffentlichung nach "All The Way" (2008) mit ihrem eigenen Bandnamen betitelt haben.
Vierzehn Songs in gut dreiundfünfzig Minuten empfinde ich als sehr ordentlichen Arbeitsnachweis für ein Album. Doch stimmt auch die Qualität, wenn die CD zum ersten Mal durch meine Lauschorgane wandert? Oh ja, zumindest für Liebhaber, die sich gern an die Zeit erinnern, als noch Bands wie
Europe oder
Scorpions das Sagen hatten, dürfte die Tonkonserve interessant klingen. Neben leicht einprägsamen Rhythmen, die sich prima ins Langzeitgedächtnis einbrennen lassen, sind es vor allem
Axl Ludwigs flinke Finger, die seiner Stromklampfe zahlreiche erstklassige Soli entlocken und sich durchaus mit denen von
Michael Schenker vergleichen lassen. Respekt
Axl, Du verstehst Dein Handwerk!
Textvorträger
Ivan Ivve Höglund besitzt genau die Stimmbänder, um sich sowohl als wahrer 'Schmalzsänger' ("High Enough") als auch ab und an mit richtig fetzigen Gesangsvorträgen ("Wildheart") toll in Szene zu setzen.
Zum Teil erinnert er sogar an 'Frauenversteher'-Ikone
Bon Jovi und ist meilenweit vom Image eines '
Ivan der Schreckliche' entfernt. Ein Vergleich mit einem der erfolgreichsten Balladensänger der Rockgeschichte ist wahrlich kein schlechtes Zeugnis und dürfte das Interesse noch mehr geweckt haben. Leider gibt es keine Infos im Booklet über die Backgroundsänger (oder -rinnen), obwohl diese fast jeden Song begleiten und der Gesang den Liedern das gewisse Etwas verleiht. Das gefällt sogar mir, der nicht gerade ein Freund von Zweitstimmen, Chören oder softem Background-Geträller ist. Die Rhythmusfraktion erledigt ihren Job absolut fehlerfrei, schiebt die Sologitarre und den Sänger unermüdlich nach vorne, ohne nun den 80er-Stil komplett neu erfunden zu haben. Muss sie auch nicht, denn das dürfte eh nicht auf ihrer Agenda stehen, sondern vielmehr, den Konsumenten mit durchweg gutem Glam Rock zu verwöhnen. "Are You Ready", "Staring At The Sun", "High Enough" und "Wildheart" eignen sich am Besten für Hörproben und bieten einen Schnelleinblick in ihr Songmaterial.
Fazit: Dem Vierer aus Malmö ist ein gutes Zweitwerk gelungen, das sich glasklar in der Zeit des glorreichen melodischen Hard Rock mit leichten Metal-Anteilen der 80er widerspiegelt. Fans, die sich gerne an die Zeit erinnern, werden an diesem Album ihre Freude haben. Mit "Pretty Wild" wird dem Musikfreund eine tolle Alternative zu längst 'eingestaubten' Platten angeboten, von Bands die mächtig in die Jahre gekommen sind oder gar nicht mehr existieren. Aus meiner Sicht halte ich zumindest ein Reinhören für empfehlenswert, um sich letztlich selbst ein Urteil über die CD zu bilden.