An der Person Jim Peterik werden sich die Geister der Musikkritikerwelt wahrscheinlich scheiden. Für die einen ist er ein innovativer und vielseitiger Künstler, der die Musik der 80/90er Jahre maßgeblich mitbeeinflusst hat, als Bandleader von Survivor ganz nette Scheiben herausgebracht und mit "Eye Of The Tiger" natürlich einen Megahit kreiert hat. Der Rest wird ihn eher zum Partizipanten einer ohnehin nicht sonderlich beachtenswerten Musikepoche abstempeln. Auch die Southern Rock-Gemeinde wird Herrn Peterik ohne Zweifel kontrovers diskutieren.
Während die Puristen dem guten Mann sicherlich eine Verbannung in die musikalische Pampa bis in alle Ewigkeit wünschen werden, da er zum großen Teil die Mainstreamwelle zur bereits erwähnten Zeit mitgestaltet hat, die anderen etwas gemäßigteren Leute, unter anderem auch meine Wenigkeit, werden anerkennen, dass auch mit Peterik der eine oder andere nette Song (mir fallen da z.B. "Edge Of Forever" von Lynyrd Skynyrd, "Rising Star In The Southern Sky", "Distant Riders", "Feel The Heat" oder "Whiskey Talkin'" von der Henry Paul Band, "Homeless Guitar", "Trouble" oder "Rebel To Rebel" von .38 Special oder "Show Me" von Van Zant ein) herausgekommen ist, und man auch nicht vergessen darf, dass die entsprechenden Leute sicherlich nicht ganz uneigennützig um dessen Gunst gebuhlt haben dürften, um sich einfach den damaligen und aktuellen Anforderungen der Plattenfirmen besser anpassen zu können.
Ich ziehe für meine Person jedenfalls das Fazit, dass Jim Peterik nicht ein Musiker ist, der, wie so viele, in der breiten Masse untergeht. Trotz aller Wenn und Aber, verbinde ich eine gewisse gestandene Persönlichkeit mit seinem Namen.
Zum ersten Mal richtig enttäuscht war ich, als ich mir das World Stage Album "The Day America Cried", featuring Johnny Van Zant, zulegte. Mit Wohlwollen gefielen mir zwei Songs, meist dröhnte der Schmalz unerträglich aus den Boxen. Das zweite mal eigentlich jetzt mit seinem Projekt Pride Of Lions (VÖ 13.11.2003): Das liegt aber nicht an Peterik selber oder den Songs, sondern eher an der Auswahl seines Partners und Sängers Toby Hitchcock. Ich weiß, dass es subjektiv betrachtet ist, aber ich mag einfach diese hohen Stimmen nicht. Im Beipackzettel aufgrund seiner 'Oktavenstärke' als Wunderkind gepriesen, von mir mit zunehmender Dauer der CD als nervtötende Heulboje empfunden.
Hätte Peterik selbst gesungen (er hat gar nicht so eine schlechte Stimme) oder jemand anderes, würde ich das Werk wahrscheinlich als annehmbare Survivor-Scheibe durchgehen lassen. Dank Hitchcock mutieren die Lieder jedoch teilweise zu musicalkompatiblen Stücken (Musical: Da schaudert's mir nur schon beim Gedanken daran...). Ich meine, der Junge wäre bei Brian May besser aufgehoben, denn, wenn Queen mal ein Comeback starten würden, wäre das sicherlich der ideale Mann. Man glaubt hier wirklich oft, Freddie Mercury zu hören.
So bleibt es bei drei bis vier erträglichen Stücken ("It's Criminal", "Turn To Me", "Madness Of Love", "Love Is On The Rocks") obwohl sich die Musiker redliche Mühe geben, was man Toby Hitchcock natürlich auch nicht absprechen kann.
Besonders Gitarrist Mike Aquino kämpft mit teilweise filigran gespielten Soli gegen für mich nur schwer verdaubare Dauerkreischtöne an.
Also, wer hohe Stimmen mag, kein Kulturbanause ist wie ich, mit Sachen wie Queen oder Boston so zu "Amanda"-Zeiten (wenn ich mich recht erinnere) was anfangen kann, der könnte an "Pride Of Lions" Gefallen finden. Leute meiner Gattung verbuchen die CD unter Dingen, die die Welt nicht braucht, und lassen die Finger davon...
Spielzeit: 58:18, Medium: CD, Frontiers Records, 2003
1. It's Criminal 2. Gone 3. Interrupted Melody 4. Sound Of Home 5. Prideland 6. UnbreakableIs
7. First Time Around The Sun 8. Turn To Me 9. Madness Of Love 10. Love Is On The Rocks
11. Last Safe Place 12. Music And Me
Daniel Daus, 15.10.2003
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