Eine scherzhafte Einleitung möge mir gestattet sein. Wenn man einen Künstler derart verehrt und liebt, wie der Verfasser das Musikgenie Les Claypool, dann darf man seinen 'Liebling' auch mal auf den Arm nehmen.
Es muss wohl - damals in Zeiten der Jugendsünden - eine ganz besonders bunte Pille gewesen sein, die Les Claypool 'eingepfiffen' hatte. Seitdem sieht er die Welt in schrill-bunten Farben und hört Klänge, die unsereins nicht mal erahnen kann. Statt Gedanken läuft in seinem Hirn ein deftiger Underground Comix-Strip, dessen surreale Übersteigerungen die Auffassungsgabe der staunenden Zuhörerschaft gelegentlich gewaltig strapaziert. Alben von und mit dem kalifornischen Ausnahmebassisten sind musikalische 'Kondome des Grauens' (wer kennt nicht den genialen Comic von Ralf König) oder klingen wie der Soundtrack zu einem Roadmovie mit den 'Freak Brothers' und könnten der Feder eines 'Fritz the Cat' auf Baldrian entstammen. So entstehen völlig ab- und durchgedrehte 'Hirnficks' wie "Eternal Consumption Engine" oder "HOINFODAMAN", bei denen allein schon der Titel verrät, was den Hörer erwartet.
Mein erster Kontakt mit
Les Claypool war spät, viel zu spät... Ich schnallte regelrecht ab, als ich auf
Mules "The Deep End Pt. 2" den Bassisten von "Greasy Granny's Gopher Gravy Pt. 1 & 2" hörte - was zur Hölle war das denn?? Solche wahnwitzige Basslinien, unterbrochen durch reingedroschene Akkorde und wilde Slap-Einlagen, hatte ich noch nie gehört. Ob
Holy Macherel,
Oysterhead oder die
Fearless Flying Frog Parade, jeder einzelne Ton wurde gierig aufgesogen. Und natürlich auch die Töne von
Primus... Man möge die Gleichsetzung entschuldigen, aber
Primus ist einfach Les Claypool, ohne jetzt den kreativen Input vor allem eines
Larry LaLonde herabwürdigen zu wollen! Wobei dieser alle Studioalben eingespielt hat und somit als nicht zu unterschätzende, konstante Größe zu werten ist. Ständigen Wechseln war dagegen der
Primus-Schlagzeugschemel unterworfen. Seit kurzem ist der allererste Drummer,
Jay Lane, wieder an Bord und hat
»dem Projekt neues Leben eingehaucht«, wie
Les Claypool betont. Man habe 2010 etwas getourt, die Funken hätten wie in den Anfangstagen gesprüht und es sei sofort klar gewesen:
»nichts wie ab ins Studio und ein Album machen«. Mit einer triumphalen Tour durch Europa (jede Show war ausverkauft!) wurde das Material in diesem Sommer auch in der 'alten Welt' euphorisch aufgenommen.
Und so klingt "Green Naugahyde" auch weniger nach dem letzten Studioalbum "Antipop" (1999) sondern ist eher an den ersten beiden Veröffentlichungen "Suck On This" (1989) und "Frizzle Fry" (1990) orientiert. Die metallischen Einflüsse, die durch Gastmusiker wie
James Hetfield,
Fred Durst oder
Tom Morello verstärkt worden waren, sind zu Gunsten der 'zappaesken' Collagen-Ästhetik früherer Tage zurückgedrängt worden -
Frank Zappa hätte seine helle Freude an "Green Naugahyde" gehabt! Als verbindende Klammer ist der 'slappende' Funk Rock geblieben, der durch
Jay Lanes akzentuiertes, rhythmisches Schlagzeugspiel noch verstärkt wird.