Play It Loud! Sonst habt ihr nur das halbe Vergnügen beim Hören der Debütscheibe von Priscilla Sucks!. Die Scheibe ist cool, ebenso wie die Band, die dahinter steht. "Stereotype Me" nennen sie ihr Album, und das haut richtig in die Vollen. Das Quartett um Leadsängerin Eva Zurek bringt ganz frischen Wind in die Ohren der vom Einheitsbrei der letzten Jahre gepeinigten Hörer. Wenn die Band nicht ausgerechnet bei den Festivitäten zum 1. Mai in Berlin gespielt hätte, dann wäre ich bestimmt dort aufgeschlagen. Aber die Nummer war mir einfach zu heiß, man weiß ja nie, wie schnell die Stimmung umschlagen kann und findet sich plötzlich im Getümmel wieder. Es gibt garantiert noch andere Gelegenheiten die Band zu genießen, und dann bin ich bestimmt dabei. Ja, "Stereotype Me" hat es mir angetan, nicht zuletzt durch die Stimmen der Vokalistinnen Eva und ihrer Kollegin Katja Grosse-Kracht, die nebenbei auch noch für den extrem geilen Gitarrensound verantwortlich ist. Die Schwerarbeiter in der Band, Sascha Grosse-Kracht am Bass, und Tarek Ben Ismail hinter den Drums, bilden die solide Groove-Fraktion, die auf den Punkt genau abliefert, und dafür sorgt, dass die Fuhre ständig unter Volldampf läuft.
Track Nummer eins der vierzehn Songs umfassenden CD geht sofort ins Ohr. Ein echter Wurm, der sich tief ins Gehirn frisst, und nicht mehr loslässt. Das Stück ist schnell, hitverdächtig, und endet richtig heavy. So gefällt mir der Einstand. "Trust Me" hat ihn die Band getauft, und Vertrauen können wir ihnen durchaus. Es ist keine Mogelpackung, die nach den ersten Tönen in Schall und Rauch aufgeht, ganz im Gegenteil: Nach dem Song folgen noch weitere Steigerungen. Es gibt dabei immer ein Auf und Ab zwischen schnell und laut sowie ruhig und verträumt. Dabei wechselt die Stimmung oft plötzlich mitten im Song. Was leise beginnt, muss nicht zwangsläufig so bleiben. Beste Beispiele dafür sind "Addicted" oder "Limit". Zwischendurch macht die Band einen kleinen Ausflug in osteuropäische Gefilde. "Jedno Serco" wird in polnisch, der Muttersprache von Sängerin Eva Zurek, gesungen. Die Einleitung dazu erfolgt mit ebensolchen Stimmen aus einem Radio. Das Stück ist nicht unbedingt das Highlight der CD, aber die Band will wohl damit zum Ausdruck bringen, aus welchem Land Eva stammt.
Ein weiterer meiner Favoriten ist "Valley Of Dry Bones". Der mit fast fünf Minuten längste Song auf "Stereotype Me" geht sehr stark in den Progressive Rock-Bereich. Man hört, dass die Band experimentierfreudig ist und sich auch nicht vor ungewöhnlichen Tönen scheut. Hört euch das Ende von "Stop Rewind" an und ihr versteht was ich meine, wenn ihr das Gefühl bekommt, dass der CD Player jeden Moment explodiert. Von diesem Schock braucht der Hörer erst einmal eine kleine Pause, und was passt dazu besser als die Natur zu genießen? "Children Of The Gravel Pit" liefert dafür die passenden Vogelstimmen und die Stimmen von Kindern auf einem Spielplatz im Park. So lange, bis der böse Onkel mit der Gitarre unter dem Mantel kommt, das Ding vorholt, und ein fettes Riff darauf spielt. So jedenfalls, läuft der 1:11 Minuten lange Film in meinem Kopfkino ab, der sich aus diesen Klängen entwickelt. Jeder von euch mag dazu eine andere Vorstellung haben, meine tendiert in diese Richtung. Zum Glück verschwinden diese Gedanken sehr schnell, denn mit nahtlosem Übergang ist dieses Riff die Einleitung zum Schlusssong "Clockwork Doll". Ein sehr heftiges Ende einer ausgesprochen guten und sehr interessanten CD der Newcomer Priscilla Sucks!. Bestimmt werden wir in Zukunft noch mehr von ihnen hören. Es lohnt sich auf jeden Fall.
Line-up:
Eva Zurek (vocals)
Katja Grosse-Kracht (vocals, guitar)
Sascha Grosse-Kracht (bass)
Tarek Ben Ismail (drums)
Tracklist |
01:Trust Me
02:The Way She Goes
03:Daddy Long Legs
04:Addicted
05:Demolition Derby
06:Limit
07:Jedno Serco
08:Stereotype Me
09:You Lied
10:Valley Of Dry Bones
11:Global Fairytale
12:Stop Rewind
13:Children Of The Gravel Pit
14:Clockwork Doll
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