Prisma Circus / Reminiscences
Reminiscences Spielzeit: 42:50
Medium: CD
Label: World In Sound, 2014
Stil: Heavy-/Psychedelic-/Blues Rock

Review vom 18.02.2014


Steve Braun
Die wievielte Hendrix-Adaption, die ich in den letzten Jahren besprochen habe, ist das hier eigentlich? Irgendwann habe ich mal aufgehört zu zählen... Wie die meisten macht das spanische Heavy-Psychedelic-Powertrio seine Sache gut (teilweise sogar ziemlich gut), auch wenn die Überraschungs- wie Originalitätsfaktoren gleich null sind.
Wer auf 'verfuzzte' Gitarrenorgien, kernig-knurrige mit Plektrum gespielte Bässe und ballernde Schlagzeugsalven steht, bekommt bei Prisma Circus das volle Programm. Selbstredend klingt "Reminiscences" hundertprozentig analog und wurde sicherlich absolut live im Studio eingespielt. Die Band dürfte auf der Bühne nicht einen Deut anders klingen.
Im traumhaft sicheren Blindflug bewegt man sich im Heavy-/Psychedelic-/Blues Rock der Spätsechziger und Frühsiebziger. Kaum zu glauben, dass hier - nach einer Vinyl-EP im vergangenen Jahr - erst das Debütalbum der drei Jungs aus dem katalonischen Barcelona vorliegt.
Bedrohlich-düster donnert das eröffnende "The Mirror" aus den Boxen. Man fühlt sich unwillkürlich an den furiosen, staubtrockenen Blues Rock von Cactus erinnert - beileibe nicht die schlechteste Referenz. Ein Widerhall von Jimi Hendrix drängelt sich im rumpeligen, mit einem Drumsolo garnierten "Napalm" auf. "Asylum's Gate", "Born In A Red House" und vor allem "John Doe's Paranoia" wecken Reminiszenzen an den verspielten, leicht scheppernden Sound der Frühphasen von Led Zeppelin und Golden Earring. Ist der Albumtitel "Reminiscences" etwa Programm??
Nicht ganz, denn dass es Prisma Circus auch (relativ) eigenständig hinbekommen, schimmert bei der schön schrammeligen Ballade "Cain" durch, die sich gegen Ende allerdings wieder in einen saftigen Rocker zu steigern weiß. Als ansprechendster, weil abwechslungsreich arrangierter Song stellt sich "Joseph Merrick" heraus, der dem armen, als Jahrmarktattraktion im Viktorianischen Zeitalter bekannt gewordenen sogenannten Elefantenmenschen gewidmet ist. Dessen Leid findet in einem klagenden Bass-Solo im Mittelteil seinen traurigen Höhepunkt. Ein starker, im Verhältnis zum zuvor Gehörten recht autarker Abschluss von "Reminiscences"...
Bleibt noch die alles entscheidende Frage, wann der Markt von der wahren Schwemme des vor Blues triefenden Retro-Rock der Marke Kamtchatka & Co. gesättigt sein wird?! Freunde von Psychedelic- bis Stoner Rock werden sicherlich ihren Spaß mit Prisma Circus haben - und er sei ihnen von Herzen gegönnt. Von bretthart bis verspielt bietet "Reminiscences" durchgängigen Hörgenuss.
Ich persönlich würde mir allerdings von den Spaniern etwas weniger Reminiszenzen an die Siebziger, dagegen etwas mehr Ausblicke in das neue Jahrtausend wünschen. Natürlich ist es wichtig zu wissen, wo wir herkommen - viel spannender ist allerdings fast immer die Frage, wohin wir gehen...
Line-up:
Joaquín Escudero Arce (vocals, bass)
Oscar Garcia Albizu (guitars)
Alejandro Carmona Blanco (drums)
Tracklist
01:The Mirror (7:02)
02:John Doe's Paranoia (3:36)
03:Born In A Red House (4:37)
04:Napalm (6:06)
05:Asylum's Gate (4:50)
06:Cain (4:55)
07:Onyx Star (4:19)
08:Joseph Merrick [The Elephant Man] (6:25)
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