Fünfzehn Jahre nach ihrem letzten Auftritt in 'Good old Germany' kam die schottische Band The Proclaimers im Rahmen ihrer aktuellen Tour zu einem einzigen Deutschlandkonzert nach Köln.
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Seit 15 Jahren nicht mehr in Deutschland? Klingt nach einer Reuniontour wie bei vielen abgehalfterten Bands heutzutage. Mitnichten. Diese Band bringt konstant Alben raus und ab und zu ist sogar mal eine Nummer dabei, die auch hier auf Resonanz stößt. Da wären beispielsweise "I'm On My Way" aus dem Soundtrack zu "Shrek" und natürlich das bekannte "I'm Gonna Be 500 Miles", was Anfang der 90er bei jedem Pub-Besuch zu hören war. Insgesamt aber erging es den Proclaimers in den letzten 20 Jahren wie vielen britischen Bands in Deutschland. In ihrer Heimat (immer noch) gefeiert, fristen sie hier eine Nischenexistenz. Als Beispiel kann man die wunderbaren Housemartins aus England oder etwas später ihre schottischen Landsleute von Deacon Blue nennen, die hier nie so richtig Fuß fassen konnten. Die Proclaimers reihen sich leider etwas in diese Tradition ein und der Prime Club in der Kölner Südstadt brach an diesem Samstag Abend auch nicht aus allen Nähten. Dass man den Proclaimers damit unrecht tat, bewies die Band in den kommenden 90 Minuten sehr eindrucksvoll.
Die Jungs von nebenan
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Mit Glamour, Effekten und Rockstarimage hat die Band nichts am Hut. Ohne Vorband betraten die Musiker um Punkt 20.00 Uhr unter großem Jubel der Zuschauer die Bühne. Die Proclaimers, bestehend aus den beiden Zwillingsbrüdern Craig und Charlie Reid plus einer vierköpfigen Backgroundband, bewiesen, dass für sie nur eine Sache zählt: Die Musik. Bei den kurzen sympathischen Ansagen ohne aufgesetzte Floskeln dachte man nicht an eine Band, die in ihrer Heimat immerhin locker 6.000er-Hallen füllt, sondern eher an die beiden Jungs aus der Nachbarschaft, die mit ihren Freunden Musik machen. Musikalisch spielen die Proclaimers eine Mischung aus 50s Rock'n'Roll mit etwas Northern Soul im Stile von The Jam und Folkeinflüssen.
Schotten mit Leidenschaft
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Ihre Heimat ist den ganzen Abend sehr präsent. Neben dem tollen zweistimmigen Gesang mit einem teilweise sehr schwer verständlichem schottischen Akzent, sind es dann die bekannten Lieder, die immer wieder von ihren Highland-Wurzeln handeln. Als die Band in der Mitte des Sets das nächste Lied allen anwesenden Schotten widmet, die wie sie auch heute Abend fern der Heimat sind, brandet Riesejubel auf und mit "Letter From America", kommt zum ersten Mal Gänsehautstimmung auf.
Die drei Schotten neben mir singen so inbrünstig diese Hommage an die schottischen Auswanderer, die damals nach Amerika gesegelt sind, mit, dass man die Band kaum noch hören kann. Auch die Ballade über ihren Heimatort "Sunshine On Leith" wird aus voller Kehle mitgesungen. Besonders schön bei letztgenanntem Lied war die sehr geschmackvolle Pedal Steel-Einlage vom Gitarristen. Wer bei einer Pedal Steel-Gitarre bisher immer an die Hamburger Cowboys von Truck Stop dachte (wie ich), wurde hier angenehm überrascht. Sieht man auch nicht alle Tage.
Padadada Padadada Padada Damdadamdadam !!!
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Natürlich wollte die Band auch ihr aktuelles Album "Life With You" promoten und so gab es u.a. mit " Here It Comes Again", "S.O.R.R.Y" oder dem Opener "New Religion" einige neue Songs zu hören, die sich nahtlos in die Reihe älterer Lieder einreihten. Trotzdem waren es aber vor allem die alten Gassenhauer, die Stimmung machten wie "I'm On My Way", "There's A Touch" oder "Let's Get Married". Zum Abschluss des regulären Sets brachte man dann mit "I'm Gonna Be 500 Miles" den Saal endgültig zum Brodeln und nicht nur ich war beeindruckt, wie so wenig Leute so verdammt laut den Refrain »Padada...« mitsingen können. Zum Glück kam die Band schnell auf die Bühne zurück und erst nach vier Zugaben (inklusive dem Rodger Miller-Klassiker "King Of The Road") ließ das Publikum die Band wieder von der Bühne.
Dank der kleinen Clubatmosphäre, einer traumhaft eingespielten Band und frenetischem Publikum war es ein absolut gelungenes Konzert. Im Frühjahr 2008 wird die Band erneut Deutschland besuchen und einige Gigs mehr spielen. Ich kann nur empfehlen: Unbedingt hingehen!!!
Vielen Dank an Dieter Schubert von ASS-Concerts für die Akkreditierung.
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