Was macht man aus echtem Schrot und Korn? Nein, diesmal nicht 'cornbread' [was der Verfasser aus Gründen des Jugendschutzes nicht übersetzen möchte] sondern im vorliegenden Fall Pure Grain. Und schon wieder schwappt eine Band über den Teich, die das Lebensgefühl des Südens gefühlsecht rüberzubringen versteht!
Dass wir es hier keinesfalls mit einem Newcomer zu tun haben, bemerkt man gleich nach den ersten Rotationen dieses Silberlings. Pure Grains Kompositionen sind ausgeschlafen, die Beteiligten sind hörbar Vollblutmusiker und die Produktion ist nahe der Perfektionsgrenze angesiedelt. Tatsächlich existiert diese in Indiana ansässige und von dem Ex-Trucker Chris Taber gegründete Band seit gut zehn Jahren. [Ex-Trucker scheint in diesem Zusammenhang wichtig zu sein, denn "Sowing Seeds" ist allen 'Königen der Landstraße' gewidmet!] Nach dem Debüt "No Regrets", dem 2005er "Freedom Child" und dem Durchbruch mit "Out Of The Storm" ist "Sowing Seeds" von 2009 das - nach Adam Riese - vierte Album von Pure Grain.
Zwei Aspekte machen aus "Sowing Seeds", das bereits vor zwei Jahren erschien und jetzt erstmals hierzulande erhältlich ist, ein besonderes Album. Zum einen gelingt der eindeutig Südstaaten-insprierten Truppe der ungewöhnliche Spagat zwischen dem jammigen Southern Rock der ABB, den eigenwilligen Country-Vibes eines Jerry Reed und der vor Soul triefenden Musik der farbigen Nordamerikaner. Zum anderen ist es die ungewöhnliche Instrumentierung, die echte Eigenständigkeit garantiert. Zuvorderst sind hier die beiden Lead-Sänger - Chris Taber für die männlichen, Courtney D'Amico für die weiblichen Parts - zu nennen, die hauptsächlich für den Soulanteil verantwortlich zeichnen. Jeder Song mit einem zauberhaften Duett gekrönt? Das hat eindeutig was!! Ebenfalls zwei Perkussionisten wirken mit, wie es sich für eine Southern-Band auch gehört. Und last but not least: Statt einer E-Gitarre übernimmt eine elektrisch verstärkte, durch ein ordentliches Effektbrett geschickte Akustische alle Lead-Parts. Wie scharf das rüberkommen kann, wissen Musikfreunde nicht erst seit Jesus Volt.
Jammig angetriebener Soul eröffnet mit "Cowgirl". Mit dieser Gute-Laune-Nummer hat Pure Grain den Hörer sofort am Haken - die folgerichtige Single, die sich ordentlicher Airplays erfreuen konnte. "Love Is Gone" nimmt zwar das Tempo, nicht aber den Druck zurück - seelenvoll 'duellieren' sich hier die beiden Hauptsänger über der packenden Basis. "Southbound" ist ebenso eine Hommage an die musikalischen Helden des Südens wie an die Landstraße. Das groovt - genau wie das folgende "Sunday Morning" - so flockig und locker, wie das bei der ABB in den Siebzigern klang, was ein Verdienst der Perkussionistin Michelle D'Amico, der Schwester der Sängerin, ist. Bei "Believe" muss man erneut unwillkürlich an Gregg Allman denken, der sich in seinen Solowerken ebenfalls nur zu gerne beim Soul bedient hatte.
Glutvoller Funk wird bei "Bad Mother Trucker" dem Southern Rock untergeschoben - eines der Highlights von "Sowing Seeds". [Beim Gesang muss man aber ganz genau hinhören, um nicht versehentlich das böse F-Wort zu verstehen ;-)] "The Vibe" transportiert zur Abwechslung mal feinstes Santana-Feeling. Leider vergeht beim Hören die Zeit nicht nur gefühlt viel zu schnell, denn bereits nach vierzig Minuten wird man mit dem schmissigen Country-Song "Deep Fried Twinkle", ein echtes 'Every-Truckers-Darling', verabschiedet.
Mal wieder hat ein wahres Schätzchen seinen Weg heim zu 'Babba' gefunden! Wer auf die Musik des Südens abfährt, kann mit "Sowing Seeds" wenig falsch machen. Diese Gute-Laune-Mucke ist für Dauerrotation prädestiniert.
Line-up:
Chris 'Carolina Kid' Taber (vocals, acoustic guitar)
Courtney D'Amico (vocals)
Ed Bruker (lead acoustic guitar)
Artie Chaney (bass)
Michelle D'Amico (percussion)
Brian DeBruler (drums, vocals)
Tracklist |
01:Cowgirl (4:39)
02:Love Is Gone (4:07)
03:Southbound (4:44)
04:Sunday Morning (3:42)
05:How Long (3:47)
06:Believe (4:19)
07:Bad Mother Trucker (3:41)
08:Remember (4:47)
09:The Vibe (3:24)
10:Deep Fried Twinkie (2:35)
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