Pussy Sisster / Sleazy Things
Sleazy Things
Pussy Sisster, eine Band aus dem Badischen, die sich offensichtlich dem Motto 'spiele Rock 'n' Roll, lebe Rock 'n' Roll' verschrieben hat und das in ihren Live Shows auch nachhaltig demonstriert, gibt es nun seit über drei Jahren schon.
Fünf langmähnige Jungs in knallengen Leder- bzw. Spandex-Hosen, mit um die Stirn gebundenen Tüchern oder auch mit Nietengürteln geschmückt - lassen mit ihrem auffälligen Outfit (auch Schminke - ein Besuch ihrer Homepage lohnt also alleine der Bilder wegen schon) mutig die 80er Jahre wieder aufleben. Mutig deshalb, da gerade diese Ära der Musikgeschichte viel Häme einstecken muss.
Lediglich die Haare sind nicht toupiert und mit zentnerweise Haaspray gestylt.
Sie sind jung - mal gerade Anfang 20 - wild und ungezügelt, voller Energie und Power und heiß auf's Spielen. Das ganze Leben ist eine Party und genau das bringen sie mit ihrem Album "Sleazy Things" auf den Punkt.
Frontmann Alex 'Sex' Nad, der übrigens Mötley Crüe und Kiss bevorzugt, hat sich um die Lyrics für "Sleazy Things" verdient gemacht.
Weiterhin haben wir da noch Danny Rau an der Klampfe, zu dessen Vorbildern Joe Satriani und Steve Vai gehören. Fellklopfer Mark Heart ist ein Fan von Skid Row und Kiss, Klampfer Steve Stiffers verehrt Annihilator und Judas Priest. Der frühere Basser Tom White mochte Led Zeppelin und Dream Theater. Dieser verabschiedete sich zwischenzeitlich aber aus beruflichen Gründen nach Köln, so dass die dicken Saiten nun an Mr. Coma weitergereicht wurden und der mag Marilyn Manson.
Na wenn so ein Mix nicht verrückt ist!
Klar, so eine Vorbilder-Mischung ist schon recht interessant und so werfe ich, ziemlich neugierig geworden, was mich da wohl erwarten wird, den Silberling in den Player.
Bereits das halbminütige Intro lässt tief blicken: Bierflaschengeklappere, laut grölende Männer- und quiekende, kichernde Frauenstimmen.... - das geht ja schon ganz lustig los.
Die Songs rocken dermaßen fett, dass der Welli vor Schreck fast von der Stange fällt.
Schon mit dem Titeltrack zeigen die Pussy Sisster, wohin die Mucke geht: dreckiger Rock 'n' Roll mit Ecken und Kanten und doch voller Melodie, so dass gute Laune vorprogrammiert ist. Sogar ein feines Gitarrensolo zaubert Danny Rau aus dem Handgelenk.
Depressionen? Da braucht es keinen Arzt - da braucht man einfach nur "Sleazy Things" und jede Menge Bier und Whiskey und die Depressionen sind verraucht - oder man widmet sich eben 'sleazy things' *g*.
Wow, was ist denn das? Da höre ich doch sogar eine Ballade - "Crying" und dazu noch diese Stimme? Klingt fast wie der junge Mick Jagger. Hat der hier etwa mal das Mikro übernommen?
Nun, unser Welli zwitschert in den höchsten Tönen und der ist ein strenger Wächter des guten Musik-Geschmacks. Das heißt also, dass das Stück nicht nur mir gefällt.
Mit "Broken Man" wird dann wieder ein Zahn zugelegt und auch die folgenden Stücke haben jede Menge Pfeffer und beeindrucken durch diese Coolness, mit der sie dargebracht werden.
Keine Schnörkeleien, keine Verspieltheit, sondern geradeaus und mit klarer Linie wird gerockt.
Dabei werden ab und zu sogar mal kleine Erinnerungen an L.A. Guns geweckt.
"Sleazy Things" ist eine Scheibe, die einfach nur Spaß macht und bestimmt nicht unter der Rubrik 'künstlerisch wertvoll' einzustufen ist. Aber den Anspruch haben sich die Jungs auch nicht gestellt und das hat was für sich.
Übrigens ist auf ihrer Website nachzulesen, dass das Plattenlabel 'Perris Records' aus Houston Interesse bekundet hat, eine bestimmte Stückzahl des Albums in den USA vermarkten zu lassen. Die Band hat es also geschafft, "den Chef der Firma, der unter anderem schon Bands wie White Lion, Ratts und die L.A. Guns unterstützte, zu überzeugen, uns in seine Obhut zu nehmen".
Nun, dann wünschen wir natürlich von unserer Seite aus viel Erfolg und auch wir drücken die Daumen für gutes Gelingen.


Spielzeit: 31:42 Min, Medium: CD, Eigenvertrieb, 2005
1:Intro 2:Sleazy Things 3:Over The Top 4:Crying 5:Broken Man 6:Afraid 7:Don't Go Away 8:I'll Be Waiting 9:Wiskey
Ilka Czernohorsky, 05.02.2006
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