Quaker City Night Hawks / Honcho
Honcho Spielzeit: 41:23
Medium: CD
Label: Magnolia Records, 2013
Stil: Roots Rock

Review vom 10.10.2013


Steve Braun
Es ist ein Segen, dass mit den neuen Möglichkeiten der Vermarktung eine Band wie die Quaker City Night Hawks auch hier in Deutschland zu hören ist. Das ist Musik, die ansonsten nur in verrauchten Kaschemmen südlich der Mason-Dixon Line beheimatet ist, dort wo Dosenbier und Mr. Jack in Strömen fließen. Hierzulande gibt es nur eine kleine, aber überaus inspirierte Hörerschaft für eine dieser Truppen, die rauen und ehrlichen Roots Rock, mit Elementen aus Texas Blues, Memphis Soul und Alternative Country versetzt, derart scharf 'runterbratzeln', dass einem richtig warm in der Lebensmitte wird... Der Bauch ist bekanntlich klüger als der Kopf.
Gesprächig geben sich die vier 'Quäker' auf ihrer Webseite nicht gerade. Wenigstens ist zu erfahren, dass man aus dem Herzen von Texas stammt. Ja, und natürlich, woher sie ihre 'spirituellen Erfahrungen' beziehen: aus der Whiskeyflasche, einem Gewehrschuss in einer feuchten Nacht und aus dem ersten, illegal gebrauten Bier. Wenn man sich die kauzigen Gestalten im Inneren des äußert einfachen Digipaks betrachtet, kauft man dieses Glaubensbekenntnis sofort ab...
Das Schaffenswerk dreier Bands zieht sich durch "Honcho", dem zweiten Album der Quakers: Die Drive-by Truckers ("You Got It Easy"), die North Mississippi Allstars ("Rattlesnake Boogie") und The Band Of Heathens ("Yellow Rose"); die letzteren sind - nebenbei bemerkt - Landsleute. Ich mag einfach diesen rauen, direkten, manchmal auch simplen Sound. Das ist ehrliche, ungeschminke Mucke, deren Parfüm eine deutlich wahrnehmbare Bierfahne und eine satte Nase Achselschweiß ist. Im Hintergrund flattert natürlich ein Southern Cross, was sonst...
Mit "Fox In The Hen House" ist man gleich mittendrin im stoppeligen Roots Rock, mehr wankend-stolpernd als ungestüm galoppierend. "Crack At The Bottle" ist mit seinem lässigen Groove ein weiterer, deutlich im Southern Rock verwurzelter Hinhörer. "You Got It Easy" ist schon der nächste Knaller - wie hier lässiger Alt. Country mit psychedelischen Sprengseln versetzt wird, ist schon reichlich genial. "Witch Kitchen" spinnt hier den Faden weiter, sehr schwerblütig und mit all der latenten Melancholie, die den Südosten der US spinnwebengleich überzieht. Eindeutig die beste Nummer auf "Honcho"!
"Greasy Night" dreht dagegen wieder am Schwungrad. Ein Keyboarder, der - wie auf einigen Bildern zu sehen ist - die Quakers live zu unterstützen scheint, bringt hier eine Hammond ein, die sich ganz ausgezeichnet in den Sound der Band einfügt. Zwei minimalistisch arrangierte Titel preschen heißblütig vorwärts, bevor mit "Yellow Rose" eine saustarke, depressiv aus dem tiefsten Loch heulende Ballade rausgehauen wird - erneut mit einer atemberaubend lockeren Lässig- und Leichtigkeit.
"Train Rolled Home" ist sicherlich die ungewöhnlichste Nummer von "Honcho", ein gemächlicher Rootsrocker, der sich in eine psychedelische Fuzz-Orgie steigert. Mit "Sweet Molly", einem simplen Rock'n'Roller, beenden die Quaker eine Scheibe, die Lust auf mehr weckt. Das könnte sich sehr bald ändern, denn - soviel war zu erfahren - die dritte Scheibe ist schon 'im Kasten' und soll wohl "Magnolia Motor Lounge" betitelt werden. "Torquila, Torquila!", das Debüt von 2011, ist leider 'out of print' und soll wohl nicht mehr nachgepresst werden.
Bereits Anfang des Jahres erschien "Honcho" in den USA und ist nun auch hierzulande erhältlich. Eine richtig gute Roots Rock-Scheibe, die durchaus eigene Akzente zu setzen vermag. Von den Quaker City Night Hawks wird noch zu berichten sein!!
Line-up:
David Matsler (lead vocals, lead guitars)
Sam Anderson (rhythm guitars, vocals)
Patrick Adams (bass, vocals)
Matt Mabe (drums, vocals)
Tracklist
01:Fox In The Hen House (4:01)
02:Crack At The Bottle (3:26)
03:Lavanderia (2:14)
04:Cast The Line (2:59)
05:You Got It Easy (2:45)
06:Witch Kitchen (4:50)
07:Greasy Night (3:07)
08:Rattlesnake Boogie (3:18)
09:Stable Hand (3:06)
10:Yellow Rose (4:38)
11:Train Rolled Home (4:21)
12:Sweet Molly (2:28)
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