Mit einem beständig wachsenden Magazin werden zwangsläufig die Momente rarer, in denen - in musikalischer Hinsicht - die Faust aufs Auge knallt... wenn's derart passt, dass es passender nicht mehr geht...
Hier liegt ein Live-Doppeldecker vor, der eine meiner Jugendlieben zu der Zeit präsentiert, als sie nach meinem Erachten ihre stärkste Phase hatte. Die Rede ist von Queen, zu Zeiten von Queen II und "Sheer Heart Attack", von A Night At The Opera und "A Day At The Races". Jeden Tagen also, als diese Band noch eine echte Hard Rock-Institution war. Was danach kam, sprach mich nur noch in bedeutend geringerem Maße an - angefangen mit den beiden 'größenwahnsinnigen' Singles von "News Of The World"...
Gleich zweimal gastierte Queen 1974 im jeweils ausverkauften legendären Londoner Rainbow Theatre. Es galt, die beiden ersten Erfolgsalben der Band, "Queen II" und "Sheer Heart Attack" zu promoten. (Zwei Alben und Touren pro Jahr? Jawollja, so was heute Undenkbares gab's in den Siebzigern, regelmäßig!!) Auf einen grünen Zweig kam die Band deshalb noch lange nicht. Ihr damaliger Manager, Norman Sheffield, zockte die damals wohl noch etwas unbedarften Musiker nach Strich und Faden ab. Ein Umstand, der ihm den Song "Death On Two Legs (Dedicated To...)" auf "A Night At The Opera" einbrachte...
Das Konzert zur "Queen II"-Tour fand am 31. März im Rainbow statt - die Karte kostete damals noch sage und schreibe ein Pfund! Die Setlist basierte logischerweise auf diesem Album, ergänzt um die ersten beiden Singles, "Keep Yourself Alive" und "Seven Seas Of Rhye", sowie die sensationellen "Son And Daughter" und "Liar" von "Queen", letzterer als Zugabe. Manchen der damals aktuellen Songs vermisst man zwar schmerzlich (ich sag nur: "Nevermore" und "March Of The Black Queen"), dafür gibt es die nie auf einem offiziellen Studioalbum erschienene B-Seite von "Seven Seas Of Rhye", "See What A Fool I've Been", als allerletzte Zugabe. Ein Slow Blues, von dem Legenden behaupten, Brian May sei von "That's How I Feel" von dem Blues-Duo Brownie McGhee/Sonny Terry inspiriert worden. Das "Jailhouse Rock"-Medley entwickelte sich zu einem wahren Zugaben-Klassiker von Queen; es wurde noch Jahre später gerne als Rausschmeißer gebracht.
Gesanglich ist bei beiden Konzerten auffällig, dass die Shows ziemlich stark auf Freddie Mercury zugeschnitten waren. Songs, die später üblicherweise von Roger Taylor oder Brian May gesungen wurden, überließ man in dieser Phase bereitwillig dem charismatischen Sänger. Alle dargebotenen Stücke dürften wohl jedem geläufig sein, obwohl die meisten in den zahlreichen Mitschnitten aus den späteren Heydays der Band nicht (mehr) zu finden sind. Sie werden in dieser unnachahmlich energiegeladenen Weise dargeboten, wie man das von den einzigartigen Queen-Konzerten dieser Dekade kennt.
Die Tonqualität ist erstaunlich gut. Puristen könnten sich vielleicht an den (wenigen) kleinen Schnittstellen stören, aber dies dürfte angesichts der historischen Dimension dieses Materials wohl eher eine Petitesse darstellen!
Das Konzert zur "Sheer Heart Attack"-Tour fand am 19. November statt - die Karte hatte sich um sagenhafte 75 Pence verteuert. Das gesteigerte Selbstbewusstsein der Band spielte sich in einer deutlich längeren Setlist und den nahezu doppelt so langen, obligatorischen Soli von May und Taylor wider.
Gleich zu Beginn donnert ein breitschultriges, bretthartes "Now I'm Here" aus den Boxen, bevor man sich erstmal auf bekanntes Material, wie "White Queen" (mit seiner phantastischen Verfolgungsjagd zwischen May und seinem Halleffekt) sowie den nicht minder 'felsigen' "Ogre Battle" und "Father To Son", stürzt. Dann folgt endlich der teilweise operettenhaft anmutende "Sheer Heart Attack"-Block, von "Flick Of The Wrist" bis" Bring Back That Leroy Brown". "Son And Daughter" und "Keep Yourself" werden von den besagten Soli gekrönt. Ein glamouröses, Queen-typisch überaus pathetisches "In The Lap Of The Gods" beendet den offiziellen Teil des Abends.
Diesmal ließ man sich 'nur' drei Zugaben 'rausleiern', darunter Shirley Basseys "Big Spender" und der "Jailhouse Rock", diesmal ohne Medley. Das später obligatorisch gewordene "God Save The Queen" vom Tape beendet ein richtig starkes Live-Album - eine Doppelscheibe, die der Fan unbedingt sein Eigen nennen sollte.
"Live At The Rainbow '74" wird in einer Vielzahl von Editionen angeboten: neben diesem 'Doppel' auch als zwei Einzel-CDs, eine Blu-ray bzw. DVD sowie als Quadruple-Vinyl. Irgendeine passende Ausgabe wird auch für Dich dabei sein, werter Leser. Brauchst gewiss nicht lange zu überlegen...
Line-up:
Freddie Mercury (vocals, grand piano)
Brian May (guitars, vocals)
John Deacon (bass)
Roger Taylor (drums, vocals)
Tracklist |
CD 1:
Live At The Rainbow, March '74
01:Procession (1:14)
02:Father To Son (6:07)
03:Ogre Battle (5:26)
04:Son And Daughter (3:30)
05:Guitar Solo (2:24)
06:Son And Daughter [Reprise] (2:01)
07:White Queen [As It Began] (5:48)
08:Great King Rat (7:04)
09:The Fairy Feller's Master-Stroke (2:52)
10:Keep Yourself Alive (2:22)
11:Drum Solo (0:27)
12:Keep Yourself Alive [Reprise] (1:12)
13:Seven Seas Of Rhye (3:09)
14:Modern Times Rock'n'Roll (2:40)
15:Jailhouse Rock/Stupid Cupid/Be Bop A Lula [Medley] (4:31)
16:Liar (8:27)
17:See What A Fool I've Been (4:58)
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CD 2:
Live At The Rainbow, November '74
01:Procession (1:18)
02:Now I'm Here (4:57)
03:Ogre Battle (5:30)
04:Father To Son (5:53)
05:White Queen [As It Began] (5:33)
06:Flick Of The Wrist (4:06)
07In The Lap Of The Gods (3:17)
08:Killer Queen (1:25)
09:The March Of The Black Queen (1:35)
10:Bring Back That Leroy Brown (1:40)
11:Son And Daughter (3:44)
12:Guitar Solo (4:41)
13:Son And Daughter [Reprise] (2:14)
14:Keep Yourself Alive (2:22)
15:Drum Solo (0:51)
16:Keep Yourself Alive [Reprise] (1:24)
17:Seven Seas Of Rhye (3:28)
18:Stone Cold Crazy (2:39)
19:Liar (8:39)
20:In The Lap Of The Gods... Revisited (4:09)
21:Big Spender (1:31)
22:Modern Times Rock'n'Roll (3:11)
23:Jailhouse Rock (4:07)
24:God Save The Queen (1:18)
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Externe Links:
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