Queen + Paul Rodgers / Live In Ukraine
Live In Ukraine Spielzeit: 60:04 (CD 1), 60:38 (CD 2), 120:00 (DVD)
Medium: Do-CD/DVD
Label: EMI, 2009
Technik DVD:
Sprache: Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Sound Formate: Dolby Digital 5.1, PCM Stereo 2.0
Bildformat: Widescreen 16:9, DTS, PAL
FSK: ab 0
Regionalcode: 0
24 Page Booklet
Stil: Rock

Review vom 10.07.2009


Jürgen B. Volkmar
Queen: Bombast Rock und Blues Rock- Shouter Paul Rodgers? Geht das?
Was anfangs mit Skepsis beurteilt wurde, spaltet auch nach dem Ende dieses Projekts die Fachwelt. Ein etwas skurriles Unterfangen, den nach dem Tode von Freddie Mercury verwaisten Thron mit einem Sänger zu besetzen, der nichts, aber auch wirklich gar nichts, mit dem extrovertierten, mühelos vier Oktaven singenden ehemaligen Frontmann, zu tun hat. Zu unterschiedlich sind die Welten, die beide voneinander trennen. Rodgers, der seinerseits begnadete, aber mehr introvertierte Rocksänger, der mit Free und Bad Company eine Reihe von wegweisenden Alben veröffentlicht hat und ganze Generationen von Hard-Rockern beeinflusste, tritt in die Fußstapfen eines der wohl besten Genre 'operettenhafter Bombast Rock' je hatte.
Ob ihm dies gelungen ist, davon legt diese Veröffentlichung ihre musikalische Visitenkarte ab. "Live In Ukraine" ist gleichzeitig auch der letzte Auftritt von und mit Paul Rodgers, der im Mai aus diesem Projekt ausschied. Queen + Paul Rodgers standen im Frühherbst 2008 kurz vor dem Start ihrer "The Comos Rocks"-Tournee mit zwei Mega-Konzerten in der Moskauer SCO-Arena. Wenige Wochen vor der Premiere kam aus dem Nachbarland Ukraine der Hilferuf nach Unterstützung der dortigen Anti-AIDS-Stiftung mit dem traurigen Hintergrund, dass die Ukraine die höchste Rate an Neuinfektionen in Europa hat. Dem Wunsch konnte und wollte sich die Band nicht entziehen und inszenierte kurzfristig ein Benefizkonzert.
Am 12. September ging dieses, schon von den Dimensionen her, gigantische Spektakel über die Bühne. Und das hätte größer und bombastischer kaum inszeniert werden können. Auf dem historischen Platz der Freiheit in Charkiw, der zweitgrößten Stadt des Landes, feierten 350.000 Anwesende unter Mitwirkung von Funk und Fernsehen ein legendäres Konzert.
Die Band startete mit den ersten drei Songs, ohne Pause oder Ansage, direkt durch. Auch in musikalischer Hinsicht stimmt an der Show alles. Lightshow, Sound, Stage, Performance - perfekt und professionell in jeglicher Hinsicht organisiert. Auch Paul Rodgers macht seinen Job gut. Natürlich muss man darüber hinwegsehen, dass in Sachen Theatralik, Gestik, Ausstrahlung und Charisma logischerweise kein Vergleich mit Freddie Mercury gezogen werden darf. Aber nichtsdestotrotz, bei den original Queen-Tracks macht er eigentlich eine ganz passable Figur. Beinahe ungewohnt, wie er auch mit höheren Tonlagen zurechtkommt, das überrascht sogar die letzten Voreingenommenen.
Bei den Songs die er selber mitkomponiert und geschrieben hat, wendet sich das Blatt. Hier ist er mehr als passabel und überzeugt als grandioser Sänger, der unglaublich frisch und jugendlich wirkt.
Den Anwesenden ist das alles egal, die feiern eine Party mit Queen. Immerhin mit einer der größten Rock-Bands dieses Planeten, die normalerweise ohne ihren Original-Frontmann nicht mehr existieren konnte, da dieser zu dominant war und eigentlich unersetzbar ist. Daher wird mit Gastsängern ein 'Best of' von Klassikern abgespult, die zum größten Teil unsterblich geworden sind und eigentlich derzeit nur vom falschen Sänger intoniert werden. Denn Paul hat, trotz Höchstform, bei einigen Songs Mühe, diese in der intensiven Soundkulisse zu performen, die man erwartet hätte. Nicht so überzeugend daher "We Will Rock You", das in dieser Version etwas kraftlos wirkt, aber darüber hinaus gibt es natürlich auch bärenstarke Momente auf dieser DVD.
Überzeugend wie immer Roger Taylor, der mit seinem Drumming wesentlich zum Queen-Lebensgefühl auf der Bühne beiträgt. Seine Soli sind musikalische Leckerbissen und zeigen den Ausnahmekönner. Auf dem elektrischen Kontrabass von Danny Miranda ist er für die Anfangssequenzen zuständig, um nur mit Snare, Bass und Hi-Hat den Rhythmus aufrechtzuerhalten. Während das komplette Set um ihn herum aufgebaut wird, schwingt er pausenlos die Sticks um dann schließlich in "I'm In Love With My Car" überzugehen.
Perfekt auch der Übergang in "Say It's Not True", bei dem sich Roger, Brian und Paul die Vocals kollegial teilen. Auch die Soloeinlagen von Rodgers bei dem nur mit Gesang und Gitarre vorgetragenen "Seagull" kommen akustisch klar und deutlich rüber. Glanzstücke wie "Bad Company", "Shooting Star", "All Right Now" und "Feel Like Makin' Love" - alles Nummern von Free und Bad Company - wären in der Originalbesetzung absolute Abräumer und werden hier leider nur als 'akustische Beilage' aufgenommen. Schade eigentlich, denn hier zeigt der Mann seine wahre Klasse und lässt mit einem Timbre, das sich hören lassen kann, Rockgeschichte aufleben, als Queen noch nicht einmal eine Randnotiz war. Aber sei's drum: Das hier ist eine Queen-Veranstaltung und das wird auch transportiert.
Brian May sorgt für weitere Höhepunkte, wenn er "Love Of My Life" nur mit Akustikgitarre und dem kompletten Publikum als Chor spielt oder für "'39" noch Roger mit Bassdrum und Tamburin auf den Steg bittet. Im Mittelteil werden nach einem Break die restlichen Tourmusiker nach vorne geholt. Die Gitarrensoli werden mit sattem Hall-Effekt und mit sich selbst im Duett gespielt, bis, als besonderer Gag, Freddie Mercury auf der Leinwand erscheint und "Bijou" präsentiert.
Dasselbe Szenario auch mit "Bohemian Rhapsody", das den verstorbenen Frontmann aus dem Jenseits per Video auferstehen lässt. Der Mittelteil des Songs wird für verschiedene Auftritte von Freddie und Ex-Bassist John Deacon verwendet. Der Rest kommt wieder live. Zum Abschluss verlassen die Musiker zu den Klängen der Nationalhymne dann die Bühne.
Wer mit Paul Rodgers keine Probleme hat, konnte über 120 Minuten einer Kult-Kompilation erleben. Das Ganze gibt es in einer sorgfältig aufgemachten Box inkl. zweier CDs, die das visuelle Ereignis in Audio-Form perfekt wiedergeben. Mit diesem exklusiven Paket wird den Fans unter dem Strich ein starkes DVD-/CD-Werk angeboten, das man keinesfalls in den Regalen verstauben lassen sollte.
Line-up:
Brian May (guitar, vocals)
Paul Rodgers (vocals, guitar, piano)
Danny Miranda (bass)
Roger Taylor (drums, vocals)
Jamie Moses (rhythm guitar)
Spike Edney (MD, keyboards)
Tracklist
CD 1:
01:One Vision
02:Tie Your Mother Down
03:The Show Must Go On
04:Fat Bottomed Girls
05:Another One Bites The Dust
06:Hammer To Fall
07:I Want It All
08:I Want To Break Free
09:Seagull
10:Love Of My Life
11:'39
12:Drum Solo
13:I'm In Love With My Car
14:Say It's Not True
CD 2:
01:Shooting Star
02:Bad Company
03:Guitar Solo
04:Bijou
05:Last Horizon
06:Crazy Little Thing Called Love
07:C-lebrity
08:Feel Like Makin' Love
09:Bohemian Rhapsody
10:Cosmos Rockin'
11:All Right Now
12:We Will Rock You
13:We Are The Champions
14:God Save The Queen
DVD:
01:Shooting Star
02:Bad Company
03:Guitar Solo
04:Bijou
05:Last Horizon
06:Crazy Little Thing Called Love
07:C-lebrity
08:Feel Like Makin' Love
09:Bohemian Rhapsody
10:Cosmos Rockin'
11:All Right Now
12:We Will Rock You
13:We Are The Champions
14:God Save The Queen
15:Shooting Star
16:One Vision
17:Tie Your Mother Down
18:The Show Must Go On
19:Fat Bottomed Girls
20:Another One Bites The Dust
21:Hammer To Fall
22:I Want It All
23:I Want To Break Free
24:Seagull
25:Love Of My Life
26:'39
27:Drum Solo
28:I'm In Love With My Car
29:Say It's Not True
 
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