Bei Queensrÿche handelt es sich um eine Gruppe, die zu Beginn der 80er ganz eigene Wege gegangen ist, sowohl beim Songwriting als auch soundtechnisch. Die Musik als progressiv zu bezeichnen, halte ich persönlich zwar wirklich nicht für vollkommen abwegig, dennoch hatte diesen Begriff zu den Hochzeiten der Band kaum einer in den Mund genommen.
Die Band lebt bis heute von dem Ausnahmesänger Geoff Tate und natürlich außergewöhnlichen Rockmusicians. Ich habe live selten eine Band gesehen, wo die einzelnen Musiker so gut miteinander harmonieren. Es scheinen alles Einzelcharaktere zu sein, was wohl auch später zum Zerwürfnis mit Chris de Garmo geführt hatte. Wer die Musik, insbesondere als Gitarrist, näher unter die Lupe nimmt, der wird merken, dass die musikalischen Werke von extremen Rhythmusgitarren getragen werden.
Ich selbst habe Queensrÿche auf der damaligen 'Operation-Mindcrime-Tour' gesehen. Von dieser Tour gibt es ebenfalls eine DVD. Umso mehr war ich gespannt, als ich die Live Evolution aus dem Jahr 2001 einlegte. Immerhin waren einige Jahre vergangen.
Das Konzert wurde am 27. und 28.07.2001 in Seattle im 'Moore-Theatre' aufgenommen, also
ungefähr zum 20-jährigen Bestehen der Band.
Ein Truck fährt vor die Halle, man kann kurz dem Soundcheck beiwohnen und los geht's. Ich denke, dass ich nicht viel zu den einzelnen Songs schreiben muss, jeder Fan kennt sie ohnehin alle. Die Auswahl der Stücke ist hervorragend, auch wenn der eine oder andere noch einen Vorschlag zu unterbreiten hätte.
Die Bühne wirkt aufgeräumt, mein Herz schlägt natürlich für die 3 Marshall-Fullstacks rechts von den Drums. So wie die ganze Band, legen gerade der Bassist und Mitbegründer Eddie Jackson und der Schlagzeuger Scott Rockenfield eine erstaunliche Performance an den Tag. Das Fehlen von Chris de Garmo fällt leider auf, er wurde durch Kelly Gray ersetzt. Michael Wilton spielt eine sehr solide Solo-Gitarre. Bei Geoff Tate fallen die
kleinen Speckrippchen auf, der Rest hat sich im Grunde genommen gut gehalten.
Anders als beim damaligen Auftritt, dem ich persönlich beiwohnen durfte, beweist Scott Rockenfield im Verlauf des Konzertes, dass man für eine druckvolle Darlegung des Sets keine Double-Bass benötigt.
Mir gefällt ganz besonders immer wieder die Erkenntnis, welche fantastischen Ideen
Queensrÿche im Laufe ihrer Karriere im Songwriting umgesetzt haben. Die verschiedenen Stilwechsel, die die Band von Album zu Album vollzogen hat, kommen ebenso beim Auftritt rüber. Was einige Kritiker dieser DVD gerne mal als abgedroschen und cool bezeichnen, ist die Perfektion dieser Band bei der Darbietung ihres Repertoires.
Absolute Highlights sind für mich die Stücke "Silent Lucidity" und "Eyes Of A Stranger". In der Setlist wurden alle Alben bis zum Jahr 2001 bedacht. Für Queensrÿche-Fans ein absolutes Muss. Ich wage die Behauptung, für Musiker ist diese DVD wertvoller als die "Operation Livecrime"-DVD.
Dies alles musste jetzt nochmal geschrieben werden, während ich auf die
Veröffentlichung des neuen Albums "Operation Mindcrime II" warte.
Die Kameraführung ist hervorragend, der Sound 1A. Die DVD kommt mit Dolby Digital 5.1 rüber, die Sprache ist englisch. Kein besonderer Ländercode erforderlich.
Zusatzfeatures: Interviews, Fotogalerie, Diskographie.
Line Up:
Vocals: Geoff Tate
Guitars: Michael Wilton
Guitars: Kelly Gray
Bassguitar: Eddie Jackson
Drums: Scott Rockenfield
Spielzeit: 98:00, Medium: DVD, Sanctuary Digital Entertainment/Record, 2001
11:NM 156 2:Roads To Madness 3:The Lady Whore Black 4:London 5:Screaming In Digital 6:I Am I 7:Damaged 8:Empire 9:Silent Lucidity 10:Jet City Woman 11:Hit The Black 12:Breakdown 13:Right Side Of My Mind 14:Revolution Calling 15:Suite Sister Mary 16:My Empty Room 17:Eyes Of A Stranger 18:Tale Hold Of The Flame 19:Queen Of The Reich
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 21.03.2006
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