Quicksilver Messenger Service
Live At The Old Mill Tavern - March 29, 1970
Live At The Old Mill Tavern - March 29, 1970 Spielzeit: 66:53
Medium: CD
Label: Purple Pyramid Music (Cleopatra Records), 2013
Stil: Rock/Blues


Review vom 07.10.2013


Ulli Heiser
"Quicksilver Messenger Service" ist wohl unbestritten eine der ältesten und prädestiniertesten Jambands auf diesem Planeten. Ihr Hauptquartier war Mill Valley in Kalifornien und aus der dortigen Old Mill Tavern stammt vorliegendes Live-Dokument vom 29. März 1970. Drei Tage vorher verhandelten die Botschafter der Besatzungsmächte in Berlin über den Staus der Stadt (Berlin-Abkommen). Etwa einen Monat später marschierte die USA in Kambodscha ein. Lang, lang ist es her und daher war ich nicht enttäuscht, als die ersten "Subway"-Töne erklangen. Dünn und farblos und überhaupt ...
Klangfetischisten, denen oftmals - so scheint es mir - der Sound wichtiger als die Musik ist, hätten sich wahrscheinlich auf dem Dachboden eine Kabelschlinge aus (natürlich) Kimber The Black Pearl Model 88 geknüpft und sich mit einem highfidelen Röcheln von dannen gemacht.
Und nach guten vier Minuten wäre es zu spät gewesen, denn dann hebt sich der Schleier, Transparenz stellt sich ein und auch der Bass wird hörbar. Selbstverständlich ist die Klangqualität auch jetzt mit Abstrichen, die dem Alter und den Live-Aufnahmebedingungen geschuldet sind, zu sehen. Seltsamerweise ist (mir) das gerade bei dieser Band relativ egal. Ja, irgendwie passt der etwas holprige Klang zu QMS.
Ich gebe Gary Duncan recht, wenn er sagt »Live shows were our bread and butter. We didn't sell a lot of records like some of the other groups... But we played a lot of shows - constantly«. Live und in gerade in vorliegendem Fall mit großer Sechser-Besetzung, pulsiert, rumpelt, zieht und zerrt die Musik und tanzt wie Quecksilber-Kügelchen auf einer schiefen Ebene. Fernab von Studioarbeit lebt die Truppe live in der Tat ein anderes Leben. Improvisationen bestimmen die Szene und mit unbändigem Drive jammen die sechs Musiker durch alte und auch neue Tracks. Nicht fehlen darf natürlich ihre bekannte Diddley-Nummer "Mona". Faszinierend finde ich "Baby Baby", das laut Ansage von Valenti noch nie gespielt wurde. Auch das etwas an "Fresh Air" erinnernde "The Truth" geht runter wie Öl.
Ist halt live und daher darf das ansonsten störende Knistern und Knacksen am Anfang von "Rain" nicht nerven. Die Nummer ist außergewöhnlich ruhig, hoch melodiös und gibt Gesang und Keyboard die Federn in die Hand. Fernab der üblichen Jams wird sehr diszipliniert gespielt. Die Bluesnummer "Mojo" steckt den weiteren Weg der Show ab, die mit zwei gigantischen Blues-Jams ihren Höhepunkt findet. Die Blues-Harp-Legende James Cotton enterte an diesem Frühjahrsabend 1970 die Bühne und entfachte ein zweiundzwanzigminütiges Blues Jam-Feuerwerk der Extraklasse. James und QMS spielen sich gegenseitig die Bälle zu und als wenn sie schon immer zusammengehört hätten, passt da einfach alles. An diesem Abend muss der Schweiß in der Old Mill Tavern geflossen sein. Ohne Unterlass treiben die beiden Jams auch Jahrzehnte später dem Rezensenten die Tropfen auf die Stirn, denn man muss da einfach mitmachen.
Klang, Dynamik, was? Fehlt kein bisschen. Diese stellenweise historisch anmutende Aufnahme bekommt durch die Darbietung der Musiker mehr Leben als reinstes Rosa Rauschen. Aus dem Blues wird ein Bluesboogie mit galoppierender Gitarre und mit der entfesselten Harp könnte man nasse Holzkohle anzünden. Wenn die Musik stimmt und bester Klang nicht parat ist, dann haben Kofferradio, Litze und Baumarktlautsprecher immer Vorrang vor edler Technik und schlechter Musik. Dieses Vintage-Konzert jedenfalls besteht kein Grund, den Dachboden aufzusuchen. Musikalisch gleich gar nicht und klanglich bekommt die Platte ebenfalls nach den ersten vier Minuten den Gut-Stempel.
Line-up:
Dino Valenti (vocals)
Gary Duncan (guitar)
John Cippolina (guitar)
David Freiberg bass)
Greg Elmore (drums)
Nicky Hopkins (keyboard)

James Cotton (blues harp)
Tracklist
01:Subway (7:09)
02:The Truth (8:20)
03:Mona (7:58)
04:Baby Baby (6:02)
05:Rain (5:48)
06:Mojo (7:56)
07:Blues Jam #1 (7:28) [feat. James Cotton]
08:Blues Jam #2 (15:04) [feat. James Cotton]
Externe Links: