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Suzi Quatro / In The Spotlight
In The Spotlight Spielzeit: 40:06
Medium: CD
Label: Cherry Red Records, 2011
Stil: Rock

Review vom 04.08.2011


Steve Braun
Klasse, wie ich das liebe: Eine Promo-Copy ohne Cover und Booklet, bei der man sich einzig auf den Promo-Flyer verlassen muss. Deshalb gibt es diesmal leider kein Line-up und keine Infos über eventuelle Eigenkompositionen Mrs. Quatros.
Schade, denn Suzi Quatro hat sich für "In The Spotlight" mit einer Hälfte ihres Erfolgsduos ChinniChap, Produzent und Songwriter Mike Chapman, zusammengetan. Mit deren Songs hat Suzi Quatro in den frühen Siebzigern die Glam Rock-Welt aufgemischt. Die Jahre bei Mickie Mosts RAK waren ihre erfolgreichsten. Da wäre es spannend gewesen, wer nun welche Songs geschrieben hat... Genug gejammert - "In The Spotlight" ist eine riesengroße, freudige Überraschung!
Obwohl der gute Umgangston es eigentlich verbietet, über das Alter von Frauen zu reden: Susan Kay Quatro sieht mit ihren 61 Jahren nach wie vor schlichtweg umwerfend aus und rockt wie vor vierzig Jahren 'wie die Wutz'!! Die Zusammenarbeit mit Mike Chapman kann man als einen Geniestreich bezeichnen. Die Quatro schafft dadurch mit "In The Spotlight" mühelos den Spagat zwischen den Siebzigern und dem neuen Jahrtausend. Einige Songs knüpfen nahtlos an ihre jugendlich-wilden Riesenhits wie "48 Crash", "Daytona Demon" oder "Devil Gate Drive" an, während andere eine gereifte Persönlichkeit (und Stimme) hören lassen. Quatro und Chapman vermeiden so den häufig begangenen Fehler, via 'Timewarp' einfach mal dreißig, vierzig Jahre 1:1 ins Hier und Jetzt übertragen zu wollen. So etwas geht meist in die (Leder)Hose, die Frau Quatro - nebenbei bemerkt - nach wie vor live unglaublich sexy rüberkommen lässt. Traurige Beispiele gibt es zuhauf - Bands die in der Vergangenheit verhaften blieben und nun ein tristes Dasein mit Tingeleien über Oldie-Partys fristen.
Dort ist auch - leider viel zu oft - Suzi Quatro zu finden. Es wäre zu wünschen, dass mit "In The Spotlight" ein erneuter Kickstart in die Herzen jüngerer Zuhörer gelingt!
Mit ihrem Album Suzi Quatro (1973) spielte sich eine freche, wilde Göre in Lederhose und -jacke, mit einem zu ihrer winzigen Statur geradezu überdimensioniertem Bass, in die Herzen aller Rock-begeisterer Teenager. Im Jahresrhythmus brachten "Quatro" und "Your Mama Won't Like Me" weltweit hohe Platzierungen in den Charts. Das 1976er "Aggro-Phobia" fiel allerdings gnadenlos durch, ebenso wie weitere vier Platten bis 1982. Danach war es lange still um das Energiebündel aus Detroit.
Vor fünf Jahren startete sie mit "Back To The Drive" einen, von wenig Erfolg gekrönten Comeback-Versuch. Die Scheibe war gewiss nicht schlecht, aber gewaltig 'überproduziert'. Synthesizer, Bläser und Streicher weichten die an sich kernigen Rocksongs völlig auf. Nun hat Mike Chapman wieder das Kommando übernommen und sofort sind die Nummern wieder knackig, zumeist im Stil der Siebziger produziert.
Mit "A Girl Like Me" startet Suzi Q mit einem echten Dampfhammer-Riff in den Reigen der zehn neuen (plus einem Bonus) Songs. Einfach nur Gitarre und Schlagzeug treiben den Song voran, und dass die Dame richtig gut Bass spielen kann, wusste man schon immer. Das spartanische Arrangement beschreibt den o.g. Spagat zwischen Alt und Neu eindrucksvoll. Gitarre, Bass, Schlagzeug und ein klein wenig Synthesizer reichen auch in "Whatever Love Is" - einer Midtempo-Ballade - als Instrumentierung völlig aus. Die Schmuseballade "Spotlight" ist dagegen einfach nur als schwach und flach zu bezeichnen. Interessant wird es erst wieder mit "Strict Machine". Diese Coverversion der (grausamen) Elektropop-Band Goldfrapp ist ganz im Sinne von Suzis erstem Number One-Hit "Can The Can" interpretiert worden - Klasse! Auch dem Popsternchen Rihanna wird mit "Breaking Dishes" gezeigt, was 'ne rockige Harke ist.
Ein rumpeliges Getrommel weckt in "Rosie Rose" wieder Erinnerungen an die Siebziger. Gitarre/Bass/Drums reichen auch hier für einen rhythmischen Hard-Rocker völlig aus - mein Sommerhit 2011. "Hurt With You" ist dagegen wieder ein Rückfall in "Back To The Drive"-Zeiten. Überproduziert und auf einem verschnarchten Reggae-Riff basierend, lädt dieser Song zum fröhlichen Skippen ein. Da ist das kurz und hart rockende "Hot Kiss" schon eine ganz andere Hausnummer und die halbakustische Ballade "Turn Into" ebenfalls...
Der letzte 'reguläre' Song ist das Elvis-Cover "Hard Headed Woman", das als typischer Rockabilly sehr eng am Original interpretiert wird. Auch den Bonus-Track "Singing With Angels" hat Suzi Quatro dem Idol ihrer Kindheitstage gewidmet. Dieser Song wurde mit den The Jordanaires - den Background-Sängern des Kings - 2009 aufgenommen und am 8. Januar 2010 zu Elvis' Geburtstag als Single veröffentlicht.
Von zwei, drei Schönheitsfehlern einmal abgesehen legt Suzi Quatro mit "In The Spotlight" ein sehr viel überzeugenderes Comeback als vor fünf Jahren vor. Die Zusammenarbeit mit Mike Chapman hat wieder die Hard-Rockerin aus ihr herausgeschält. RockTimes drückt alle Daumen für gute Chartsplatzierungen!
Line-up:
Suzi Quatro (vocals, bass)
Tracklist
01:A Girl Like Me
02:Whatever Love Is
03:Spotlight
04:Strict Machine
05:Breaking Dishes
06:Rosie Rose
07:Hurt With You
08:Hot Kiss
09:Turn Into
10:Hard Headed Woman
11:Singing With Angels
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