Nach "House On Fire" (2003) und "Oh No! No More Blazing Telecasters" (2005), zusammen mit Danny Gatton, befinden wir uns in Tom Principatos Restaurant und können uns an einem Eintopf (Gumbo) der besonderen Art erfreuen. Zehn äußerst frische Zutaten machen sein "Guitar Gumbo" aus.
Unergründet wird uns bleiben, warum das Album 1 ½ Jahre brauchte um aufgenommen zu werden und mit einem Blick auf die Spiel-Länge hätte es einige weitere Tracks schon ausgehalten.
Es sollte ein reines New Orleans R&B Ding werden sollen, Principato hat viel Zeit in der Gegend verbracht und serviert uns alles, was er dort verinnerlicht und gelernt hat auf dieser Disc.
Unverkennbar bleibt allerdings seine ganz persönliche Handschrift, sein Gitarrenstil, den er in seiner langjährigen Karriere entwickelt hat und zu einem unverkennbaren Markenzeichen geworden ist. Nicht umsonst hat er den Beinamen 'Master of the Telecaster'.
Und auch auf Guitar Gumbo ist dieser unvergleichlich klare Sound seines Arbeitsgerätes zu hören.
Wer schon Principato Silberlinge in seiner Sammlung hat, feiert vielleicht ein Stelldichein mit einem Track, der bereits auf "Blue Licks & Voodoo Things" (1995) in Trio-Besetzung eingespielt hat. In der "Gumbo"-Fassung wird das Instrumental "Return Of The Voodoo Thing" mit gepfefferten Keyboards gewürzt. So ist möglicherweise verständlich, dass der Song auch einen neuen Titel erhalten hat, denn auf "Blue Licks &…" heißt das Ding "(It Musta Been Some Kinda) Voodoo Thing". Die beiden Versionen sind nicht mit "Voodoo Thing" von "House On Fire" zu verwechseln. Dabei handelt es sich um einen ganz anderen Track.
Tom Principato versteht es, seinen doch etwas blues-rockigen Gitarrenstil wunderbar mit Louisiana und New Orleans R&B zu mixen. Mit dem Bassman John Perry und dem Drummer Joe Wells hat er eine Rhythmusabteilung an seiner Seite, mit der schon länger zusammen spielt.
Neben den außerhalb der Kritik stehenden Eigenkompositionen zeigt Principato immer wieder ein glückliches Händchen, wenn er in die bis oben hin gefüllte Zauberkiste der Coversongs greift.
War es auf "House On Fire" "I Hear You Knockin'", so ist es jetzt, neben weitern, Hank Williams "Jambalaya (On The Bayou)". Und selbst der Master kann dem Songs etwas unerwartet Neues abgewinnen, das den Track zu einem überraschenden Highlight werden lässt.
Live im Trio unterwegs lädt sich Tom Principato auch für dieses Studio-Alben Gäste ins Restaurant ein.
Tommy Lepson (Hammond Organ) ist quasi schon Stammgast, Kevin McKendree, bekannt als Tastenmann bei Delbert McClinton, sitzt am Piano und speziell "Drinkin' Wine Spoo-dee-o-dee" diesen typischen New Orleans Sound verleiht. Diesen Song verstärkt des Weiteren eine dreiköpfige Hornsection.
Auch auf "If Love Is Blind" haut McKendree in die Tasten wobei diese "Gumbo"-Zutat eher rockiger ausfällt.
Der ersten Löffel vom Eintopf ("Louisiana (Been Callin' Me") ist nicht weniger appetitlich. Neben Principatos feuriger Wah-Wah Gitarre, den Keyboards von Lepson bläst Mark Wenner von den Nighthawks die Harp. Leider auf dieser CD die Ausnahme.
Richtig schön verträumt wird es auf bei dem zweiten Instrumental: "Tango'd Up The Blues". Wunnebar.
Man sieht schon den Boden des Tellers, die letzten Löffel der Speise liegen vor einem, da kommt mit "Tipsy" ein weiterer Track ohne Worte. Principatos Finger wandern in diesem verhalten rockenden und mächtig groovenden Song den Gitarrenhals rauf und runter. Dann werden noch einige Tempiwechsel eingebaut und der "Guitar Gumbo" ist gegessen.
Auch wenn sich Tom Principato stellenweise musikalisch anders orientiert, ist und bleibt "Guitar Gumbo" ein weiteres typisches Principato Album mit allem, was seine bisherigen Alben eben ausmachen, so wie es bei einem guten Eintopf sein soll.
Wer durch meine Rezension auf den Geschmack gekommen ist, darf sich ruhig auch im Restaurant ein schönes Plätzchen aussuchen und genießen.
Spielzeit:45:42, Medium: CD, Dixiefrog Records, 2005
1:Louisiana (Been Callin' Me) 2:If Love Is Blind 3:They Took My Money 4:Drinkin' Wine Spo-dee-o-dee 5:Return Of The Voodoo Thing 6:Tango'd Up The Blues 7:Hey Now Baby 8:Helping Hand 9:Jambalaya (On The Bayou) 10:Tipsy
Joachim P. Brookes, 22.04.2006
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