Charlie Rouse / Bossa Nova Bacchanal + Yeah!
Bossa Nova Bacchanal + Yeah! Spielzeit: 79:01
Medium: CD
Label: American Jazz Classics, 2014 (1960, 1961)
Stil: Jazz


Review vom 24.02.2014


Wolfgang Giese
Nun hatte es auch ihn erwischt, das Fieber. Ich meine das in den frühen Sechzigern grassierende Fieber des Bossa Nova und der Infizierte ist jener Saxofonist, der den Sound von Thelonious Monk mehr als zehn Jahre mitprägte, Charlie Rouse. Der Musiker lebte von 1924 bis 1988 und spielte in seinen jungen Jahren in einigen Bigbands. Später leitete er seine eigene Band Sphere.
Diese Wiederveröffentlichung vereint zwei Platten aus den Jahren 1962 (#1-7) und 1960 (#8-14) auf einer CD. "Bossa Nova Bacchanal" widmet sich also dem Bossa Nova, aber in einer etwas anderen Form, wie man es üblicherweise von ähnlichen Platten, zum Beispiel von Stan Getz, gewohnt war. So fügte Rouse noch eine gewaltige Menge an afrikanisch-karibischem Flair durch die beiden zusätzlichen Perkussionisten mit hinzu. Auch zwei ganz unterschiedlich klingende Gitarristen rundeten das Bild sehr abwechslungsreich ab. Gleichwohl steht vordergründig diese sehr entspannte und zwanglose Atmosphäre der lasziven Rhythmen im Vordergrund, gerade dann, wenn das Tempo bei Titeln wie "Aconteceu" zurückgenommen wird. Nicht nur hier ist es Kenny Burrell, der durch ein durchdacht und besonnen klingendes Solo die Atmosphäre stark jazzig bereichert. Und genau das ist eigentlich auch das Stichwort: Es ist grundsätzlich amerikanisch geprägter Jazz und kein Bossa Nova, der jedoch als fetter Farbklecks bunte Stimmung malt. Unter all den Annäherungen an diese brasilianische Musik ist diese Platte mit Sicherheit einer der am gelungensten Versuche.
Ganz anders ist nun die Bonusplatte "Yeah!". Bereicherte Rouse Monks Musik mit seiner besonderen Art des Spiels, mit flüssiger und emotional-zarter Ausprägung, so stellt er das gleich auf dieser Platte mit dem ersten Titel, "You Don't Know What Love ls", voll unter Beweis, indem er diesen als Ballade angelegten Song im Tempo leicht anzieht und seine Solobeiträge sehr ideenreich anlegt. Im Übrigen agiert er hier auch wesentlich entspannter und ungezwungener als bei seiner Arbeit mit Monk, scheint eben dieser Druck nicht vorhanden zu sein. Im Kern feinster Hard Bop, mit im Wesentlichen wenigen Überraschungen, aber qualitativ hochwertiger Musik, die entspanntes Hörvergnügen bietet. Selbst dann, wenn es im Tempo stark anzieht, bei "Lil' Rousin'", wandert ein sehr angenehmes Gefühl von den Ohren zu den Zehen und verteilt aus dem Solarplexus heraus gute Vibrationen.
Line-up:
Charlie Rouse (tenor sax)
Kenny Burrell (guitars - #1-7)
Chauncey 'Lord' Westbrook (guitars - #1-7)
Larry Gales (bass - #1-7)
Willie Bobo (drums - #1-7)
Carlos 'Patato' Valdés (conga - #1-7)
Garvin Masseaux (chekere - #1-7)
Billy Gardner (piano - #8-14)
Peck Morrison (bass - #8-14)
Dave Bailey (drums - #8-14)
Tracklist
01:Back To The Tropics (3:58)
02:Aconteceu (2:59)
03:VeIhos Tempos (4:48)
04:Samba De Orfeu (6:16)
05:Un Dia (5:56)
06:Merci Bon Dieu (5:55)
07:ln Martinique (5:27)
08:You Don't Know What Love ls (6:28)
09:Lil' Rousin' (5:04)
10:SteIIa By StarIight (6:17)
11:BilIy's BIues (8:42)
12:Rouse's Point (4:43)
13:There ls No Greater Love (6:23)
14:Lil' Rousin' [AIternate Take] (5:58)
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