Dan Reed / Coming Up For Air
 Coming Up For Air Spielzeit: 61:06
Medium: CD
Label: AOR Heaven, 2010
Stil: Pop Rock

Review vom 22.11.2010


Wolfgang Giese
Gern habe ich mich immer wieder auch mit jeweils aktueller Popmusik auseinander gesetzt, in der Hoffnung, das eine oder andere schmackhafte Häppchen zu erhaschen. Meistens waren es jedoch viele Acts, die chartsorientiert produziert wurden, mit dem stark mainstreamigen Blick auf Verkaufszahlen. Oder aber es waren die 'alten Recken', die mehr oder weniger Zufriedenstellendes oder Enttäuschendes vorlegten.
Gar selten kam es vor, dass auch einmal etwas wirklich Anspruchsvolles veröffentlicht wurde. Hier ist das allerdings wieder der Fall. Einerseits ist die Musik nicht zu sehr am Mainstream orientiert, und andererseits fällt sie auch nicht zu extrem aus der Reihe. Bei all der 'Gemütlichkeit', die sie ausstrahlt, wirkt sie nicht altbacken.
Auf der Basis der Akustikgitarre und der mit viel Harmonien gespickten Songs, entsteht hier ein 'warmer' Akustik-Poprock mit einer ganz besonderen Note. Zufriedenheit, Ausgeglichenheit, Ruhe, das scheint die Musik auszustrahlen, nichts ist effekthaschend, nicht vordergründig - alles ist einfach bodenständig.
Dabei sind es neben den grundsätzlich nicht zu komplizierten Kompositionen und Arrangements gerade die Feinheiten, die ein warmes Gefühl im Solarplexus verursachen; diese subtilen Elemente und exotische Färbungen durch die Hinzuziehung verschiedener Instrumente aus anderen Kulturen, wie z.B. Guzheng und Kemenche oder der arabische Gesang auf zwei Stücken. Diese stellen das Salz in der Suppe dar, wobei es auch die mitunter unendlich schönen Harmonien sind, die den/die Hörer/in fesseln können. Fein integriert sind auch die vereinzelten kurzen Soli auf der akustischen Gitarre. Das klingt oft besser als das, was uns Leute wie Bryan Adams und Ähnliche vorsetzen (müssen?).
Wenn es einer verdient hätte, mit seinen Songs und seiner Musik ganz vorn zu stehen, dann gehört auch Dan Reed unbedingt dazu. Dabei war der Musiker bereits in der Zeit von 1988 bis 1992 relativ erfolgreich, war er doch Leadsänger von Dan Reed Network.
Ursprünglich stammt er aus Portland/Oregon, wuchs auf einer Farm in South Dakota auf, kehrte, musikalisch infiziert, wieder nach Oregon zurück und verbrachte später einige Zeit in Indien und mit Mönchen in Tibet. Dieses scheint sich dann auch stark im Ausdruck der Musik widerzuspiegeln, weil sie, wie ich erwähnte, irgendwie zufrieden wirkt.
2006 siedelte Reed dann über nach Jerusalem, weitere Einflüsse also und so wurde diese Platte mit palestinänsischen als auch israelischen Musikern eingespielt, eine Art Brückenschlag zwischen verfeindeten Völkern vielleicht. Es fällt schwer, einzelne Nummern herauszustellen, wirkt doch alles wie aus einem Guss.
So hier meine Lieblingstitel, "Losing My Fear", weil das ganz einfach so unendlich schön und warm klingt, "Middle Of Nowhere", weil das so fließende Linien in der harmonischen Gestaltung hat und für mich wie ein kleiner Hit klingt, "Candlelight", weil das eine so schöne Ballade zum 'Candlelight Dinner' ist, und "Pray For Rain" mit einem zart verspielten Arrangement. Aber schon ganz dicht dahinter folgen alle anderen Tracks. Für mich ist fast jeder Titel ein potentieller Hit für Charts, die es leider nicht gibt.
Oft perlt das Piano derart, dass mir sofort Bruce Hornsby einfällt, manchmal denke ich auch an eine 'entschleunigte' Version des Albums "Tao" von Rick Springfield. Zum Schluss Chaplins "Dictator" mit dem 'Guzheng' (eine chinesische Wölbbrettzither ) als klangbestimmenden Instrument und darüber gesprochenen weisen Worten, die Situation der Menschheit betreffend und das, was auf Erden falsch läuft. Unter anderen hört man hier Sätze wie »In this world there is room for everyone, the earth is rich«, »The way of life could be beautiful, but we've lost the way«.
Nachdenkliche Worte, die resümieren und Wege aufzeigen, wie es besser sein könnte auf dieser Welt. Ein sehr gut gewählter Abschluss für diese schöne Musik.
Line-up:
Dan Reed (lead vocals, backing vocals, guitars, keyboards, bass - #1)
Shlomtzi Mazuz (backing vocals - #13)
Bengan Jonasson (bass - #11-13)
Joe Mengis (drums - #2, 5, 9, percussion - #3)
Kfir Shtivi (drums, keyboards - #7)
Tommy Anthony (guitar, bass, drums, backing vocals - #1, 6, 8, 11-13)
Rob Daiker (guitar, bass, keyboards, backing vocals - #2 ,3 ,4 ,5 ,9)
Bradley Fish (guzheng - #13)
Mark Eliyahu (kemenche - #1, 11)
Eliasaf (lute - #6)
Soraya (overtone voice - #9)
Mike Collins (percussion - #2, 3, 5)
Clay Ostwald (piano, synthesizer - # 1 ,6 ,8 ,10-13)
Srour Saleeba (violin - #11, 12)
Reem Talhammi (Arabic vocals - #11, 12)
Tracklist
01:Coming Up For Air (4:29)
02:Losing My Fear (3:32)
03:Closer (4:05)
04:On Your Side (5:32)
05:Brave New World (4:32)
06:Feels Like Home (4:51)
07:Middle Of Nowhere (4:26)
08:Sacred Ground (4:34)
09:Reach For The Sun (5:10)
10:Candlelight (5:03)
11:Promised Land (4:50)
12:Pray For Rain (4:40)
13:The Dictator (4:56)
(all tracks by Dan Reed, except #13 by Fish/Chaplin)
Externe Links: