Spielzeit: 73:20 (CD 1), 77:52 (CD 2) Medium: CD Label: EMI, Virgin, 2010 Stil: Pop Review vom 25.04.2010 Wolfgang Giese

Da hat man gerade das Comeback mit "Now Is The Hour" eingeleitet, da wird noch einmal auf frühere Zeiten mit einer Kompilation aufmerksam gemacht.
Einige der Titel waren bisher unveröffentlicht, so gleich zu Beginn eine bewegende Version des großen Hits, "The Power Of Love", mit großem Arrangement, Orchester, Harfe. Ganz dramatisch, allerdings hier die 'Edit Version'. Ferner finden sich labelübergreifend Titel aus den Alben, die auf Virgin und EMI veröffentlicht wurden - aus 1992 - 1998 also, einige Stücke in spanisch gesungen (einst auf spanischen EMI-Versionen erschienen), ein Track mit Leslie Mandoki, ein Song, der damals nur als Promo verteilt wurde ("Piano In The Dark") und ein 1995 mit dem Produzenten Jürgen Fritz aufgenommener Titel von Queen: "Who Wants To Live Forever", veröffentlicht bisher nur als Duett-Version mit Brian May, hier nun als Solo-Version von Jennifer. Also auch für jene interessant, die vielleicht bereits ein Best-Of-Album im Regal stehen haben.

Denn dort finden sich in der Regel die Original-Versionen vieler Stücke, auf vorliegendem Album sind viele aus der 1998er Session für "Classics", also in anderen Versionen. Insofern sicher nicht eine umfassende Anthologie, so dass jeder sich selbst entscheiden sollte, ob er diese zusätzliche Kompilation benötigt. Was bleibt, ist natürlich diese grandiose Stimme der Dame, das tut der Angelegenheit keinen Abbruch.

Und immer wieder sind es vorrangig die Balladen, wahre 'Power-Balladen', die den geneigten Hörer in Verzückung bringen können. Für andere ist das möglicherweise 'Schmalz'. Aber - seien wir doch mal ehrlich - so ab und zu tut auch das gut, oder?
Weniger entgegenkommend ist natürlich bei einigen Songs aus der entsprechenden Ära der keyboardlastige Synthiesound, wobei es hier einige Nummern verdienten, 'vernünftig' neu aufgenommen zu werden. Ganz schlimm finde ich in diesem Zusammenhang "I Can't Say No", vom Album "Jennifer Rush" aus dem Jahr 1992 - da überdröhnt die Künstlichkeit fast alles, für mich ein Grauen. Allerdings ist es auch angenehm, inmitten der Dramatik einmal eine satte E-Gitarre zu hören, z.B. bei "Timeless Love".

Die Tracks aus dem 1995er-Album "Out Of Our Hands" halte ich in dieser Kollektion wohl für repräsentativ, doch musikalisch zählen auch sie (für mich) zu den ziemlich 'zusammengeschusterten'.
Meine Favoriten sind demnach die orchestral aufgepeppten Titel der "Classics"-CD, denn das ist ein Umfeld in dem die Sängerin sehr positiv 'eingebettet' ist. Leider ist dieses Album separat, mit den uneditierten Versionen der Stücke derzeit nicht erhältlich. Vielleicht sollte man das nun noch einmal nachschieben!
Das Booklet ist sehr mager geraten, da hätte man etwas mehr Liebe und Sorgfalt verwenden sollen, das hat etwas von einem Billigprodukt. Aber - im Zeitalter des 'Downloadens' ist das für die Mehrheit der Konsumenten wohl verzeihbar. Ich finde das sehr schade, denn ein gutes Booklet kann stets eine gute Einheit mit der Musik bilden.

Fazit: 'To whom it may concern', eine bunte Mischung von Bekanntem, von neu Interpretiertem, von Raritäten, erhältlich als Einzel, als auch als Doppel-CD.