John Renbourn / So Early In The Spring
So Early In The Spring
Obwohl der englische Gitarrist bereits seit 1965 ein 'Recording Artist' ist, muss ich gestehen, dass mir sein Name bisher noch nicht untergekommen war.
Sowohl als Duo (mit den jeweiligen Partnern Bert Jansch oder Stefan Grossman), mit Band Besetzung (Pentangle, die in England eine Zeitlang, ca. um 1970, sehr erfolgreich waren, außerdem der John Renbourn Band), als auch solo erschienen über die letzten vier Jahrzehnte mehr oder weniger regelmäßig bereits über 20 Alben von dem Spezialisten auf der der Akustik-Gitarre.
Auf einer Tour im Jahr 1979 durch Japan hatte Renbourn im Mai ein paar 'Days-Off' zwischen Konzerten und buchte kurzentschlossen für zwei Tage die Nippon-Studios in Tokio, um allein mit seiner Gitarre einige der neuen Songs seines Live-Repertoires aufzunehmen.
Und John Renbourn ist zweifelsohne ein Ass an seinem Instrument. Die von ihm für diese Produktion ausgewählten Songs sind sehr folkloristisch gehalten, zur Hälfte Traditionals, schweifen aber auch gerne mal in Jazzbereiche ab.
Außerdem fällt auf, dass der Engländer gerne mal die Stimmungen seiner Gitarre ändert und allein dadurch schon eine ganz eigene Atmosphäre schafft.
Es ist nur eine einzige Renbourn-Komposition auf dieser CD vertreten, aber laut Booklet war der gute John zeitlebens ein 'sparsamer Selbst-Schreiber' (nett ausgedrückt!!). Außer den neu arrangierten Traditionals und der Eigenkomposition gibt es noch Songs von Archie Fisher ("Lindsay"), Jackson C. Frank ("Blues Run The Game"), Joseph Spence ("Great Dreams From Heaven"), Skip James ("If You Haven't Any Hay") und dem wohl unausweichlichen Bob Dylan ("Buckets Of Rain", von dessen Meilenstein "Blood On The Tracks") zu belauschen.
Meine Favoriten sind letztendlich die Traditionals, da er sich hier gerne an schottische und irische Vorlagen, wenn auch von ihm neu arrangiert, hält.
Besonders letztere habe ich in mein Herz geschlossen, da die grüne Insel mit ihrer Kultur immer schon einen besonderen Reiz auf mich ausgeübt hat.
So stark Renbourn an der Gitarre ist, so launisch, oder besser gesagt gewöhnungsbedürftig ist sein Gesang. Die Tonreichweite hält sich doch stark in Grenzen, was bei den meisten Songs zwar nicht zu sehr ins Gewicht fällt, da das Hauptaugenmerk offensichtlich der Gitarre gilt, aber manchmal doch den Wunsch nach 'etwas Mehr' aufkommen lässt.
Wenn man letztendlich aber bedenkt, dass "So Early In The Spring" in nur zwei Tagen (Live im Studio) entstanden ist, muss man doch den Hut ziehen.
Laut dem Booklet waren diese Aufnahmen bisher nur als teurer Vinyl-Import aus Japan erhältlich. Von daher dürfte die CD mit ihrem klaren und vorzüglichen Sound für Renbourn-Fans und Freunde der traditionellen Folk-Music ein gefundenes Fressen sein.


Spielzeit: 41:57, Medium: CD, Sanctuary/Castle, 2006, Folk
1:So Early In The Spring 2:Lindsay 3:The Mist-Covered Mountain Of Home/The Orphan 4:To Glastonbury 5:The English Dance 6:The Bank Of Sweet Primroses 7:Blues Run The Game 8:Great Dreams From Heaven 9:Peacock Rag 10:If You Haven't Any Hay 11:The Young Man That Wouldn't Hoe Corn 12:Buckets Of Rain
Markus Kerren, 10.07.2006