Im Pressetext bzw. zur Ankündigung des Konzerts war zu lesen:
»...hat Maggie Reilly eine Hommage an ihre musikalischen Wurzeln eingespielt. Mit glockenklarer Stimme intoniert sie hauchzarte traditionelle Folk-Balladen wie "Trees They Do Grow So High" und "Once I Has A Sweetheart". Zart und ätherisch wirkt die sensible Gothic-Folk-Rock-Mischmusik voll schwieriger Taktwechsel und ungewöhnlicher Klangkombinationen. Zu unverstärkten Gitarrenimprovisationen, hellem Glockenspiel und der reizvollen Kombination von Uilleann Pipes und Akkordeon singt sie eine Mischung aus traditionellen schottischen und englischen Songs sowie auch eigenen Kompositionen. Die Aufnahmen klingen wie eine Band singender, wirbelnder, tanzender Elfen in einem rhythmischen Notenwind...«
Und das war das, was wirklich geschah:
...eine Hommage an die musikalischen Wurzeln gab es etwa drei Mal
...hauchzarte tradionelle Folk-Balladen auch etwa drei Mal
...Gothic Folk-Rock - wie bitte???
...schwierige Taktwechsel ??? Fehlanzeige!
...ungewöhnliche Klangkombinationen??? Fehlanzeige!
...helles Glockenspiel, reizvolle Kombination von Uillean Pipes und Akkordeon??? Nicht ein einziges Mal, kein Glockenspiel, keine Pipes, kein Akkordeon...
...wirbelnde, tanzende Elfen im rhythmischen Notenwind??? Gut, Maggie wirbelte durchaus über die Bühne...
Diese Beschreibung kann allenfalls in Teilen für die aktuelle CD, "Rowan", gelten. Wer sich also allein wegen dieser Ankündigung ins Pumpwerk begeben hätte, dürfte schwer enttäuscht gewesen sein.
Aber wahrscheinlich wollten viele ohnehin nur "Moonlight Shadow" hören, den Riesenhit aus ihrer langjährigen Zeit mit Mike Oldfield.
Der kam dann auch, als letztes Stück des offiziellen Konzerts. Er reihte sich ein in eine vorwiegende Mischung aus rockender Musik, bestritten von einer Band, bestückt mit E-Gitarre/Akustik-Gitarre, E-Bass, Keyboards und Schlagzeug.
Und hier gleich der erste Kritikpunkt, für den Maggie Reilly nichts konnte: Die grausame Abmischung im ersten Set. Die Stimme, stark verhallt, ging im schlechten Mix, wohl von einem Mitarbeiter des Veranstalters durchgeführt, oftmals ganz einfach unter; begraben unter donnerndem, viel zu laut gespieltem Schlagzeug. (andernorts hat man da hoffentlich bessere Voraussetzungen).
Wie schön war es da plötzlich, als Bassist und Schlagzeuger die Bühne verließen und Maggie zusammen zu dezentem Keyboard und Akustikgitarre ihr stimmliches Potential zeigen konnte. Wunderschön, diese zarte 'hingetupfte' Atmosphäre!
Die für mich stimmlichen Höhepunkte ergaben sich allerdings dann im zweiten Set, als Maggie völlig unbegleitet eine traditionelle irische Folkballade zum Besten gab: Welch eine Wohltat, welch variationsreiche Interpretation, den Umfang ihrer Stimme voll ausschöpfend. So nutzte sie diese auch in einem anderen schönen Stück, das improvisationsmäßig dahinfloß, und bei welchem sie ihren Gesang als Instrument einsetzte; ähnlich 'scattend' wie im Jazz und somit zeigte, dass sie auch in dieser Musikrichtung eine gute Figur machen könnte.
Bei nun besserem Mix wurden auch die übrigen Stücke, wie z.B. das herrlich vorgetragene "Goin' Back" von Goffin/King oder die Geschichte über das behinderte Kind einer Freundin, "Adelena", besser 'transportiert'. Bei "Adelena" zeigte sich Maggie von einer anderen Seite, jener der Shouterin, wo sie bewies, dass sie wahrscheinlich auch durchaus Blues und Soul singen könnte - ein sehr emotional vorgetragenes rockendes Stück, wo die ansonsten eher zurückhaltend agierende Band 'alles raus lassen konnte' und der Gitarrist, der sonst eher songdienliche Tupfer setzte, ein fetziges Solo zum Besten gab.
Bei dem schottischen Folksong "Cam ye o'er frae France", einem »schottischen Stück, gespielt mit einem walisischen Drummer«, so Maggie Reilly, durfte dieser dann richtig 'losrumpeln' und trug zum eigentlich schön gestalteten Song nicht unbedingt Gutes bei; auch sein sich im Stück entwickelndes Solo war nicht gerade überzeugend. Eine etwas dezentere Spielweise wäre hier mehr gewesen, oder aber im Mix hätte man die Drums etwas zurücknehmen sollen...
Nach gut 1 1/2 Stunden gab es schließlich eine Zugabe, "Wild Mountain Thyme" - sehr schön vorgetragen.
Fazit: Ein Abend mit Höhen und Tiefen. Die Höhen waren aus meiner Sicht die drei ohne Bass und Schlagzeug vorgetragenen Stücke, die Interpretationen von "Goin' Back" und "Wild Mountain Thyme" sowie "Adelena" und natürlich Maggies Stimme, die in allen Lagen und Stilarten absolut sicher war. Die Tiefen, der zumindest anfänglich schlechte Mix und der mich nicht überzeugende Vortrag des Drummers.
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