Matt Gonzo Roehr / Blitz & Donner
Blitz & Donner Spielzeit: 46:49
Medium: CD
Label: Gonzo Music Records / Soulfood, 2011
Stil: Deutschrock, Punk

Review vom 26.08.2011


Mike Kempf
Oh, heute gibt's Besuch von einem Böhsen Onkel namens Matt Gonzo Roehr, der von 1981 - 2005 bei der legendären deutschen Band die E-Klampfe schredderte und sich damals mit seinem ganzen Vornamen, Matthias, outete! Nachdem er in der Vergangenheit einige englische Solo-Alben veröffentlicht hatte, schmiss er vor kurzem seinen ersten deutschsprachigen Tonträger in die Plattenläden.
Den Konsumenten erwarten zwölf Songs in knapp fünfzig Minuten und er wird als erstes von "Himmelstürmer" geweckt. Anke Doernberg, die bessere Hälfte von Ferdy Doernberg, wurde die Ehre zuteil, den Bass einzuspielen. Im Verbund mit dem 'Hau-Drauf-Experten' Michael Ehre schieben die beiden den Opener unermüdlich nach vorn und lassen die Boxen aufs Heftigste vibrieren. Im Mittelpunkt steht allerdings Bandchef Matt, der sein 'Sabber' ungeschönt ins Mikro brüllt, dabei fett unterstreicht, dass er Stimmbänder aus Drahtseilen und ein entsprechendes Lungenvolumen besitzt, um sein Textgut der Marke 'mit richtig Eiern in der Hose' zu präsentieren. Dass dabei keine Opernarien zu erwarten sind versteht sich von selbst, bewegt sich die Truppe ausschließlich im Genre des schroffen Deutschrock mit reichlich Metaleinschlag und einer gehörigen Portion Punk.
Doch die Kapelle ist nicht nur darauf aus, dem Musikliebhaber das Hirn wegzupusten, sondern auch mit einigen musikalischen Leckerlis aufzuwarten. So geschehen mit "Die Wahrheit" und "Zeitgeister". Zwar wird auch hier 'auf Teufel komm raus' gerockt, doch werden ein paar astreine Gitarrensoli in die Waagschale geworfen, die bei mir viel Beachtung finden. Dank Multitasking-Instrumentalist Ferdy Doernberg bewegt sich die Band auf einem hervorragenden Klangteppich, allerdings immer mit dem Hinweis, dass hier Fans der härteren Gangart angesprochen werden.
Es müsste jeder Musikfreund wissen, dass Matt Roehr, rein musikalisch gesehen, kein Kind von Traurigkeit ist, umso bemerkenswerter, als welch großartiger Songschmied er sich ins Licht stellt! Wenn er dann noch von Ferdys spektakulären Gitarrenläufen angefeuert wird, kommen solch starke Stücke wie "Gedankenpolizei" oder "Freiheit" zum Vorschein. Hier wird einem das Blut durch schnörkellose Rocksalven zum Kochen gebracht!
Auch das letzte Drittel der Platte bleibt der o. g. Linie treu, haut mir ein um andere Mal eine gehörige Rockpower um die Ohren und lässt keine Erholungsphasen zu. Dass das Finale mit "Sekt oder Selters" betitelt wurde, trifft den Nagel auf den Kopf. Die Tonkonserve gibt keinen mittelmäßigen Durchschnittsramsch her, entweder ist man begeistert oder man findet die Scheibe schlecht. Um das selbst zu beurteilen, halte ich ein Reinhören für unabdingbar. Mir hat die Scheibe gefallen und ich habe mit Matt Gonzo Roehr gar keinen 'bösen Onkel' wahrgenommen, sondern einen Musiker, der es versteht mit guter Songarchitektur aufzuwarten. Ob seine Stimme bei jedem gut ankommen wird? Allein hier habe ich meine Zweifel.
Line-up:
Matt Gonzo Roehr (Gesang, Gitarre, Bass)
Ferdy Doernberg (Piano, Keyboards, Trompete, Flügelhorn, Lap Steel Gitarre, Chorgesang)
Anke Doernberg (bass - #1)
Michael Ehre (drums)
Tracklist
01:Himmelsstürmer
02:Ja, nee, ist klar!
03:Die Wahheit
04:Zeitgeistreiter
05:R.I.F.
06:Gedankenpolizei
07:24/7/365
08:Freiheit
09:Revolution
10:Kein zurück
11:Ich bin nicht wie du
12:Sekt oder Selters
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