Und wieder war es soweit: Livemusik in Sande. Diesem Ruf, im Sommergarten ein Livekonzert zu erleben, kamen wiederum viele Musikbegeisterte nach. Diesmal kam der Gast aus Boston, Massachusetts. Vor Beginn der offiziellen Tour mit Songs & Whispers aus Bremen, Start am 3. September, gab es an diesem schönen Sommerabend die Generalprobe für die Tournee. Ich halte diese für sehr gelungen und sicher teile ich damit die Meinung des Publikums, wie der eindringlichen Aufforderung nach etlichen Zugaben zu entnehmen war.
Nico Rivers hatte einst damit begonnen, das Saxofonspiel zu erlernen, aber nachdem sich einer der größeren Brüder eine Gitarre gekauft hatte, wechselte auch Nico zu diesem Instrument - zunächst zur elektrischen Variante. Mit seiner ersten Band Pine Mountain Casket wurde entsprechend heftig gerockt. Offizielle Plattenaufnahmen gibt es aus jener Zeit nicht, sodass des Künstlers Karriere erst startete, als er eine EP namens "Thicker Than Water" veröffentlichte. Weil er nicht so sehr zufrieden war, schob er das Album "To The Bone" hinterher. Enthalten waren hier zwei Versionen der ersten EP in eher akustischer Ausrichtung, dazu drei ganz neue Songs und zwei Bonustracks aus der Zeit mit seiner damaligen Band. Ende 2014 erschien dann die noch aktuelle EP "Say Hello!". Und schon bald soll eine weitere Platte in voller Spielzeitlänge erscheinen. Davon gab es anlässlich des Konzerts dann auch bereits einige neue Songs zu hören.
Doch nicht nur eigene Kompositionen gab Nico zum Besten, sondern er versuchte, das Publikum auch mit bekannten Songs der Rockgeschichte zu unterhalten. So wurde dies am Samstag dankbar angenommen, wenn "Honky Tonk Women" von den Rolling Stones, "Rocky Raccoon" und "She Came In Through The Bathroom Window" der Beatles, "Proud Mary" von Creedence Clearwater Revival (in das Nico geschickt "Stuck In The Middle With You" von Stealers Wheel einfließen ließ), "Me And Julio Down By The Schoolyard" von Paul Simon oder von Bob Dylan der Song "Don't Think Twice, It's Alright" sowie das sehr gut interpretierte "Like A Rolling Stone" erklangen. Aber auch Neil Young kam nicht zu kurz, unter anderem mit "Old Man". Und dann gab es auch noch "Ramblin' Man" der Allman Brothers Band. Ganz besonders wurde es dann, als für das Genre Singer/Songwriter völlig untypische Songs dargeboten wurden, so wie am Ende des regulären Konzerts eine tolle Version von "Highway To Hell" ( AC/DC) und als einer der Zugabetitel "Kiss" von Prince. Hier konnte Nico sein besonderes Plus ausspielen, nämlich die Fähigkeit, in sehr hoher Stimmlage singen zu können.
Und genau das macht Nico Rivers' Stimme im Übrigen auch sehr typisch, dass er eben oft in diesen hohen Tonlagen intoniert und sich dabei in geschwungenen Linien eine Oktave tiefer hinabwindet. So verfügt er über diese besondere Modulationsfähigkeit, die Bestandteil der meisten seiner Eigenkompositionen sind. Da Nico sich in der Regel als One Man Band ankündigt, war er auch entsprechend ausgestattet. Neben dem Spiel auf der akustischen Gitarre griff er bei einigen Songs obendrein zum Mundharmonika. Dazu hat er einen Koffer elektronisch zu einer Bassdrum mit einer dazugehörigen Fußmaschine umfunktioniert sowie einer weiteren, mit der er eine nach Tamburin klingende Perkussion in Gang setzen kann. Ferner bediente er mittels eines weiteren Mikrofons eine Art Sounddoppler, der es ermöglichte, einen Chor hinzuzufügen oder eine zusätzliche Gitarrenspur zu präsentieren. All dieses lockerte den Vortrag entsprechend auf und brachte zudem laufend Abwechslung.
Die eigenen Songs haben durchaus charakteristische Merkmale und bilden recht verschiedene Stimmungen ab. Das eine oder andere Mal hörte man noch gut den ehemaligen Hardrocker aus Nico Rivers heraus - immer dann, wenn das Gitarrenspiel recht kraftvoll wurde und die Stimme mächtig die Botschaft des jeweiligen Songs verkünden konnte. Aber auch ganz ruhige und melancholische Stimmungen kamen zu ihrem Recht, wie bei einem bisher nicht veröffentlichten Stück, das "Devil's Boots" heißt und in seinen ruhigen Parts zu fesseln vermochte. Im Übrigen sind es genau diese ruhigen, filigranen Songs, die Nico sehr gefühlvoll und überzeugend vorzutragen versteht. Einige der Eigenkompositionen weisen einen besonderen 'Hit-Charakter' auf, zum Beispiel könnte sich "Molotovs & Medicine" gut in aktuelle Radioprogramme integrieren. Aber auch das sehr kraft- und druckvolle "Hey Josephine" ist durchaus beeindruckend!
Erneut geht mein ganz besonderer Dank an den Inhaber der Gaststätte "Zur Scharfen Ecke", 'Mozart', der wie stets spontan und auf unkomplizierte Art diese Spielstätte zur Verfügung stellte.
Line-up:
Nico Rivers (vocals, guitar, harmonica, suitcase bass drum, percussion)
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