Raconteurs waren einmal die Geschichtenerzähler, die von Dorf zu Dorf wanderten, um sich ein wenig Geld zu verdienen. Bald wird man unter diesem Namen vor allem eine Band kennen, die sich von Konzert zu Konzert spielt, um ihre Geschichten zu erzählen. Die Detroiter Band spielt das, was man neuerdings als Alternative-Rock versteht. Sie fand sich im Jahr 2005 aus Teilen der White Stripes, der Greenhornes, sowie dem Solokünstler Brendan Benson zusammen.
Im Mai 2006 wurde dann auch gleich das Album "Broken Boy Soldiers" veröffentlicht. Die erste Single, "Steady As She Goes" wird, Jack White typisch, vom Gesang getragen. Der sehr markante Einstieg aus Schlagzeug und Bass, sowie die Hookline nach nur zwei Zeilen Strophe tun ihr Übriges zum Ohrwurm.
Textlich bewegen sich die Raconteurs eher in den seichten Pop-Gewässern, mal geht es um Frauen, mal um die Sonne, dann wieder um Frauen. Lediglich das letzte Lied, "Blue Veins" hebt sich sowohl textlich als auch musikalisch ab. Zwar wird wieder einmal eine lächelnde Frau besungen, doch ist diese hier nicht die holde Maid, welche erobert werden will, sondern viel mehr ein Mädchen mit blauen Adern, welches sich vom Rest der Welt zu unterscheiden scheint.
Allzu viel Spielraum bietet die Interpretation nicht, geht es doch um die schönen Momente, die man erfahren kann, wenn das Blut durch die Adern pulsiert. Passend zum leicht psychedelischen Anfang, bei dem einmal nicht die Gitarre, sondern das Drumset rückwärts aufgenommen wurde, gibt es noch mehr Momente für die Leute, die sich gerne fragen, was das denn gerade für ein Sound war, der unerwartet in ihr Ohr strömte. Und so bleibt White im Stile der alten Helden und nimmt auch Teile des Gesangsparts rückwärts auf. Es macht richtig Spaß hier eine Zeit lang herum zu experimentieren, was nun wie verdreht werden kann.
Soundtechnisch macht dieses Album ohnehin Spaß. Zwar ist es kein 50-Take-Gitarrenmonster, das fände bei dieser Band wohl auch niemand ehrlich, dafür aber sehr konsequent gemischt. So sind sowohl die Gitarren als auch der Gesang des Duetts White/Benson nahezu durchgängig hart im Stereopanorama verteilt. Soll heißen: Während Benson von rechts die Strophe singt und dem verzerrten Akkordspiel fröhnt, hört man von der linken Seite White den Gesang wiederholen und seine eingängigen Singlenote-Riffs spielen. Richtig schön wird es dann, wenn beide Gitarren unisono spielen, sich aber durch Ton und Spiel noch deutlich unterscheiden und sich dann zusätzlich unbemerkt Sounds wie Shaker und andere Percussion-Instrumente in den Hintergrund schleichen. So klar getrennt findet man das Panorama selten. Ist vielleicht auch nicht jedermanns Sache, denn bei falsch positionierten Boxen, oder gar dem Ausfall einer solchen, kann es vorkommen, dass man eine halbe Minute lang nur Piano und Schlagzeug hört, wobei der Gesang aber gerade auf der anderen Seite wäre.
Der Titeltrack "Broken Boy Soldier" gehört zu den eindruckvollsten auf dem Werk. Er fängt im Vergleich zu den anderen Stücken des Albums schon sehr energiegeladen an, dies setzt sich dann in der markanten Art von Jack Whites Gesang fort. Und wenn man nun noch über einen übersteuerten Gitarrenamp singt, bekommt man eben das gewisse Extra, welches vielen Bands ähnlicher Musik fehlt.
Wenn dieses Album ein Konzept verfolgt, so ist es das, Ohrwürmer zu erschaffen. Ohrwürmer mit Geschichten wohlgemerkt. Dazu trägt auch die Kurzweiligkeit bei, das Album ist gerade mal 34 Minuten lang. Hier wird nichts neu erfunden, größtenteils sogar eher alte Rock 'n' Roller-Hausmannskost der 60er und 70er Jahre wieder aufgewärmt, aber das entspricht den Erwartungen. Und wenn man die Raconteurs mit diesen Erwartungen in seinen CD-Player einziehen lässt, kann man sich auf eine angenehm zu hörende CD ohne viel Schnickschnack, aber dennoch mit Momenten zum intensiver Hören freuen. Und ist dies erst einmal geschehen, so werden sie einen live umso mehr überzeugen.
Dass die White Stripes durch diese Band jedoch zur Geschichte werden, darüber muss sich Meg White wohl keine Sorgen machen. Denn die Stripes gingen mit ihren Ideen schon immer ein Stück weiter.
Tracklist |
01:Steady, As She Goes (3:38)
02:Hands (4:04)
03:Broken Boy Soldier (3:05)
04:Intimate Secretary (3:33)
05:Together (4:01)
06:Level (2:22)
07:Store Bought Bones (2:27)
08:Yellow Sun (3:24)
09:Call It A Day (3:38)
10:Blue Veins (4:03)
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