Radioaisle / Reverse Angle
Reverse Angle Spielzeit: 15:26
Medium: EP
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Indie Folk

Review vom 30.08.2014


Wolfgang Giese
Dem Infomaterial entnehme ich folgendes: »Radioaisle ist ein Loop-basiertes Songwriting-Projekt von Ilias Ntais. Gitarrenloops und Haiku inspirierte Gedichte bilden das Fundament von Radioaisles traumwandlerischen Klangwelten.« Und was dringt mir von diesen sieben Songs der EP nun wirklich in die Ohren? Es ist ein oft gelangweilt wirkender Gesang. Musik, die, wie es sich anhört, manchmal aus ihrem Rhythmus auszubrechen möchte, aus einem Rhythmus, der mit straff gespielter, leicht elektrisch verstärkter Gitarre mit perkussivem Geklopfe untermalt wird. Dann leiert der Gesang - es klingt wie bewusst inszeniert, als solle diese Atmosphäre künstlich produziert werden: So klangen einige Demoaufnahmen von Syd Barrett, unfertig und wie im Rohzustand. So kann eine durchgehende Atmosphäre dieser Musik möglicherweise eine tranceartige Beeinflussung bewirken.
Diese Klänge sind weitab und fern jeden Mainstreams, aber sind sie auch in ihrer Individualität stark genug, um kommerziellen Ansprüchen stand zu halten oder wird dieses Musik für einen eingeweihten Kreis bleiben, der insofern das Hobby der Musiker wohltuend unterstützt? Denn um hier zuzuhören, benötigt man schon eine gewisse Affinität, und das wird man jedem 'Normalhörer' gewiss nicht zumuten können. Doch wer soll diese Musik dann hören? Wer kann sich auf Dauer auf diesen unendlich schrägen und klagenden Gesang einstellen? So ist in der Tat etwas ganz Besonderes entstanden, Musik, die wie geerdet wirkt und von versprochenen 'traumwandlerischen Klangwelten' sehe ich mich weit entfernt. Vielleicht könnte man es als folkinspirierte Musik aus dem Independent-Bereich ansehen, vielleicht auch nur als Musik aus dem Übungskeller, etwas in die Zukunft Weisendes kann ich sicher nicht entdecken.
Man muss diese irgendwie auch kaputt wirkende Stimmung mögen, man muss sich wirklich völlig vom Alltag lösen, in diese wie phlegmatisch wirkende Welt eindringen und dann genießen. Aber, und da will ich ehrlich sein, ich ziehe mir für solche Gelegenheiten wirklich lieber die Platte "The Madcap Laughs" von Syd Barrett rein, da erfahre ich persönlich mehr Erfüllung. Nicht auf der Platte aufgeführt ist übrigens der insofern auf dem Cover nicht zu sehende #4, wie ein "Hidden Track", ein "Interlude" mit der ständigen Wiederholung des Satzes "I Can Get It Right".
Düster wirkende Texte wie
»But it's not safe to stay
The landmine is filled with pain
Your anger and despair…
Can't you see the currents
Pulling me away
It's too late to reach out
Reach out for my hand
(Riptide)«
...unterstreichen die weitestgehend eher mysteriös wirkende Stimmung. Nun denn, wer es mag, wird nicht enttäuscht werden.
Line-up:
Ilias Ntais (vocals, guitars, percussion)
Tracklist
01:Riptide (1:38)
02:Reverse Angle (2:40)
03:Spoken Emotion (2:12)
04:Interlude (0:57)
05:Fallen Figure (3:12)
06:Ashore (2:25)
07:Mobius Strip (2:23)
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