Rage / 23.03.2012, Halle 101, Speyer
Rocktimes Konzertbericht
Rage
Metal Firestorm 2012 Tour
Halle 101, Speyer
23. März 2012
Konzertbericht
Stil: Heavy Metal


Artikel vom 31.03.2012


Holger Schwendemann
Seit 1988 kenne und liebe ich Rage. Damals noch in der Besetzung Peavy Wagner, Manni Schmidt und Chris Efthimiadis. 1990 habe ich sie zum ersten Mal live im HDJ in Ludwigshafen im Vorprogramm von Running Wild auf der "Death Or Glory"-Tour gesehen. Und schon damals war ich von Rage fasziniert.
RageTrotz all der Besetzungswechsel über die Jahre hat es Peavy Wagner immer wieder geschafft, Rage an der Spitze des deutschen Heavy Metals zu halten. Aber nicht nur in Deutschland. Nein. Weltweit hat Rage eine große Fangemeinschaft. In Speyer habe ich sie zum neunten Mal erlebt. Anscheinend haben die Jungs Speyer in ihr Herz geschlossen. Denn schon auf der letzten Tour beehrten sie ihre vorderpfälzischen Fans. Gut für mich. Ist Speyer doch nur 20 km von meinem Heimatort entfernt. Also quasi in Fußmarschweite, wenn ich nicht so faul wäre.
Im Gepäck die neue Scheibe "21". Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, der wievielte Longplayer von Rage dies ist. Die Scheibe ist vollgepackt mit purem Metal, progressiven Elementen und Thrash. So brutal habe ich die Band selten erlebt. Ich war gespannt, ob sie das auch live so brutal rüberbringt.
Doch vor Rage waren drei Vorbands angesetzt. Obwohl ich sagen muss, dass vier Bands für den Eintrittspreis von 25 Euro ein sagenhaftes Angebot ist, habe ich es doch vorgezogen, während der drei Vorbands nebenan im Flaming Star mit Bekannten gemütlich einen Kaffee zu trinken. Freitag abend nach einer harten Arbeitswoche will ich mich nicht stundenlang in die Halle 101 stellen. Ich werde wohl so langsam alt. Daher kann ich über die drei Vorbands nichts sagen. Von der allerersten Band hab ich nicht mal den Namen mitbekommen [Anm. der Red.: Die hießen: Scar Of The Sun]. Die anderen hießen Communic und Tyr.
RagePünktlich zu Rage war der Kaffee geschlürft, die Burger in der Wampe verpackt und die alten Knochen wieder in der Halle 101. Los ging es mit dem Intro von "21", gefolgt von "21" und "Forever Dead". Wow, was für ein Brett!! Das fing ja schon mal gut an. Peavy, Viktor und Andre sind ein eingespieltes Team, dem man die Spielfreude ansieht. Diese Freude hat sich in kurzer Zeit auf das Publikum übertragen. Ein »Hallo Freunde« von Peavy, ein gegröhltes »Hallo Rage« von Publikum und weiter ging's mit einem Affenzahn durch das Programm. Nach "Feel My Pain" kündigte Peavy eine Ballade zum Durchschnaufen an. Was für ein Witzbold - es folgte "Serial Killer", was das krasse Gegenteil von einer Ballade ist.
RageGuter Witz und mir war es ehrlich gesagt recht. Der Sound und das Licht in der Halle 101 war OK. Ich denke, ohne dass ich ein Spezialist bin, dass es schwer ist, in dieser Halle einen sauberen Sound hinzubekommen. Aber heute war er zumindest von meinem Standpunkt nahe der Bühne sehr gut. Von dort konnte ich Viktor Smolski bei seiner Arbeit bewundern. Dieser Vollblutmusiker ist ein Füllhorn an Ideen und ein begnadeter Gitarrist. An Kreativität kaum zu überbieten, spielt er für mich in der Champions League der Gitarrenhelden. Unglaublich, mit wie viel Gefühl und Können Viktor seine Gitarre spielt. Allein ihm zuzuschauen ist das Eintrittsgeld wert. Auch ein kleiner Aussetzer seines Effektboards ließ ihn nur kurz 'straucheln'. Ganz der Profi ging es weiter, ohne dass es die Meisten bemerkt haben.
RageDoch was ist ein Viktor Smolski ohne seine Partner. Andre Hilgers und Peavy Wagner bilden die Eckpfeiler dieses Trios. Man sieht ihnen den Spaß in jeder Sekunde an. Andre ist ein wahrer Scherzkeks; immer am Lachen und Grimassen ziehen, scheint es für ihn Abend für Abend eine geile Party zu sein. Peavy, sein Bass und seine Verbundenheit mit dem Publikum ist legendär. Die Metalszene in Deutschland ohne Peavy ist für mich undenkbar. Hier stehen drei Freunde auf der Bühne, die einfach auf der Bühne feiern und es in jeder Sekunde schaffen, das Speyerer Publikum mitzureissen.
RageAus ihrem unerschöpflichen Material ziehen Rage immer wieder ein paar 'Schmankerl' aus dem Ärmel. Heute präsentierten sie "Light Into The Darkness" vom "Secret In A Weird World"-Album aus dem Jahre 1989. Meine Fresse! Ein Lied aus dem Album, mit dem ich Rage zum ersten Mal live gesehen habe. Welch eine geniale Zeitreise für mich.
RageWeiter ging es mit "No Regrets", "Unity" und "Eternally". Zum Verschnaufen blieb kaum Zeit. Vor allem "Unity", das geniale Instrumental, ist immer wieder ein Knaller und aus einem Live-Set der Band eigentlich nicht mehr wegzudenken. Nach "Refugee" und "The Great Old Ones" war dann Schluss. Hähhh???
Hab ich was verpasst? Nach gefühlten 30 Minuten schon das Ende? Ein Blick auf die Uhr und ich stellte fest, dass schon fast 90 Minuten gespielt worden waren. Wo ist nur die Zeit geblieben?
Klar folgten noch ein paar Zugaben. "Empty Hollow" und der Klassiker "Don't You Fear The Winter", der die Halle noch einmal richtig zum Beben brachte. Das letzte Lied des Abends war dann "Soundchaser". Jetzt war es passiert. Meiner besseren Hälfte ging das Lied nicht mehr aus dem Ohr. Auf dem Weg ans Auto, im Auto und noch lange zu Hause summte sie das Stück vor sich her. Ich natürlich auch. Und die zufriedenen Metalheads wohl auch.
RageDas Einzige, was mich wirklich störte war, dass der Auftritt definitiv zu kurz war. OK, die Uhr sagte etwas anderes, aber ich hätte bestimmt noch ein paar Stündchen ausgehalten. Ich war ja schließlich ausgeruht, weil ich die Vorbands ausgelassen hatte.
Fazit: Ein Rage-Konzert ist immer wieder sehenswert, da es die Band versteht, das Pulikum zu animieren und Metal der Extraklasse bietet. Die Stimmung ist immer gut und die Setlist sehr abwechslungsreich. Die jeweils neue Scheibe wird ausführlich präsentiert und Rage schaffen es immer wieder, aus ihrer ewig langen Songliste Klassiker und Überraschungen einzuflechten. Das Gesamtergebnis ist immer rund und die neuen und alten Lieder passen hervorragend zusammen. Die Band selbst harmoniert hervorragend und in den Gesichtern von Andre Hilgers, Peavy Wagner und Viktor Smolski kann man die Spielfreude und auch den Spaß, den sie haben, ablesen. Diese Einstellung überträgt sich immer wieder auf das Publikum, das Rage schon seit Jahren unterstützt und dafür liebt. Ich persönlich hoffe, dass Speyer ein fester Bestandteil des Tourplanes von Rage bleibt. Denn in der Region spielen kaum noch bekannte Metalbands. Ein großes Lob an den Veranstalter. Denn wie schon erwähnt: für 25 Euro drei Bands, das kann sich sehen lassen!!!
Rage    Rage    Rage
Setlist:
House Wins - Intro
21
Forever Dead
Paint The Devil On The Wall
Feel My Pain
Serial Killer
Craling Chaos
Light Into The Darkness
No Regrets
Unity
Eternally
Refugee
The Great Old Ones

Encore 1:
Empty Hollow
Don't Fear The Winter

Encore 2:
Soundchaser
Externe Links: