Rainbow / Live in Munich 1977
Live in Munich 1977
Rainbow, 1975 gegründet, resultierte daraus, dass Gitarrist Ritchie Blackmore einen Song aufnehmen wollte, den seine alten Weggefährten von Deep Purple abgelehnt hatten. Für diese Aufnahme rekrutierte er die Band Elf mit Ronnie James Dio als Leadsänger. Als sich Ritchie Blackmore wenig später von Deep Purple trennte, wurde das Projekt Ritchie Blackmore's Rainbow ins Leben gerufen.
Im Rahmen des »Rockpalast« fand am 20.10.1977 in der Münchener Olympiahalle dieser Auftritt statt. Neben "Live In Köln 1976" gibt es nun endlich dieses Bootleg offiziell. Neben Ronnie James Dio (1975 - 1978) saß zu diesem Zeitpunkt der leider schon verstorbene Cozy Powell (1975 - 1980) am Schlagzeug, die Tasten wurden von Dave Stone (1977 - 1978) gedrückt. Bob Daisley (1977 - 1978) machte das Line Up am Bass komplett. Ähnlich wie bei Deep Purple hatte sich die Musik von Rainbow im Jahr 1977 wieder zu einer wahren »Improvisationsschlacht« entwickelt. Und das macht diese Scheibe natürlich interessant; die Länge einiger Songs verdeutlichen diese Tatsache.
Soundtechnisch auf einen guten Stand gebracht, eröffnen Rainbow diese Show mit dem Kracher "Kill The King". Der Song klingt vielleicht nicht ganz so differenziert wie auf dem bis dato offiziellen Live-Album "On Stage", dennoch merkt man schon hier, was an diesem Abend die Stunde geschlagen hatte. Den ersten Longplayer gibt es mit "Mistreated", ein Stück, welches auch David Coverdale mit seiner Band Whitesnake unzählige Male im Liveprogramm hatte. Ronnie James Dio in Höchstform, und so lebt der Song nicht nur von seinem unheimlich intensiven Riff, sondern auch von der stimmlichen Leistung des Sängers. Ronnie James Dio legte in dieser Zeit den Grundstein dafür, dass er bis heute als einer der angesagtesten und besten Leadsänger im Rockgeschäft gilt.
Blackmores Ausflüge in die Klassik waren 1977 unverkennbar. Während er sich zu Purple-Zeiten noch gemeinsam mit Keyboarder Jon Lord in diesem Bereich austobte, übernahm er diesen Part bei Rainbow fast alleine. Dies wird eingangs zu "Sixteenth Century Greensleeves" erstmals deutlich, als die Improvisation vom bekannten Folk-Song "Greensleeves" dahin übergeht. Für mich persönlich ist "Catch The Rainbow" eine der schönsten Rockballaden dieser Zeit und mit über 17 Minuten wird das Thema hier sehr ausgiebig behandelt. "Long Live Rock'n'Roll" vom gleichnamigen Album besticht in dieser Version, weil das Publikum zum ausgiebigen Mitsingen eingeladen wird.
Mit den Melodien von "Lazy" (Deep Purple) beginnt die 2. Scheibe dieses Albums. Was dann folgt, ist ein immer noch frisch klingender harter Riff, der den Track "Man On the Silver Mountain" einleitet. In diesen knapp 14 Minuten wird ein Ausflug zum legendären "Starstruck" unternommen und zusammen mit den Blues-Abläufen ergibt sich ein ähnliches Medley, wie es auf "On Stage" auch schon vorhanden ist.
Das Cover "Still I'm Sad" (The Yardbirds) bringt die Keyboards auf den Plan und liefert so ein echtes Klangerlebnis. Es war die Idee von Ritchie Blackmore, diesen Song in das Live-Programm mit aufzunehmen. Das sind 25 Minuten voller, abwechslungsreicher Improvisationen und so vergeht der Song im Fluge. Ich denke, dass dies mit dazu führte, dass "Live In Munich 1977" ein erstklassiges Zeugnis der damaligen Rainbow-Ära ist. Mit "Do You Close Your Eyes" schließt dieses Album. Knapp 100 Minuten eines sehr, sehr guten Konzertes und wenn es dazu die passende DVD gibt, bleibt die Hoffnung, dass dieser Auftritt dann wirklich komplett in unser Wohnzimmer wandert. Diese Scheibe sollte die Sammlung an Live-Aufnahmen aus dieser Zeit unbedingt ergänzen.
Line-up:
Ritchie Blackmore (guitars)
Ronnie James Dio (vocals)
Cozy Powell (drums)
Bob Daisley (bass)
Dave Stone (keyboards)


Spielzeit: 98:39, Medium: Do-CD, Eagle Records, 2006, Heavy Rock
CD 1:
1:Kill The King (4:41) 2:Mistreated (11:03) 3:Sixteenth Century Greensleeves (8:21) 4:Catch The Rainbow (17:31) 5:Long Live Rock `N`Roll (7:33)
CD 2:
1:Man On The Silver Mountain (14:39) 2:Still I'm Sad (25:16) 3:Do You Close Your Eyes (9:37)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 06.08.2006