»1-2-3-4: Hey Ho, Let's Go!« So lautet die einfache musikalische Formel des von 1974 bis 1996 aktiv gewesenen Pionier-Quartetts aus New York City. Die
Ramones schrieben mit ihrem simpel-anachronistischen Drei-Akkorde-Schrammelpunk-Prototyp, immer schön permanent pro Song ca. 2 Minuten lang im 4/4-Takt gezockt, Musik- und Kulturgeschichte - genau wie die
Stones,
Black Sabbath,
Deep Purple,
Rainbow,
Thin Lizzy,
AC/DC,
Kiss und (mal der Vollständigkeit halber)
Led Zeppelin zur etwa selben Zeit oder nur wenige Jahre vorher auch.
Doch lediglich am Erfolg mangelte es: Obwohl sich die vier Pseudo-Brüder (von denen außer Drummer
Tommy bereits alle das Zeitliche gesegnet haben) in den 22 Jahren ihrer Existenz wahrlich den Arsch abspielten, jede Show zu einer einzigen Rock'n'Roll-Party werden ließen (bis zur Auflösung im August 1996 waren es sogar über 2200!), hatten sie niemals den Erfolg, den ihre späteren Nachahmer
Sex Pistols (die sowieso nur bei den Amis klauten, was das Zeug hielt!),
Toten Hosen und vor allem dem nicht mehr als billigen Kindergarten-Abklatsch
Green Day (die es sich übrigens nicht verkneifen konnten, bei der offiziellen Aufnahmefeier in die
Rock'n'Roll Hall Of Fame 2002 einige ihrer besten Songs zu verhunzen) einfahren durften.
Nein: Die
Ramones waren tragische Helden der Rockmusik, verkannte Götter des auf simpelste Regeln und Kriterien reduzierten Rock'n'Rolls. Ehrlich gesagt, gehören sie für mich auch immer noch tief im Herzen zu einer der zehn einflussreichsten Rockbands aller Zeiten!!!
Als Beispiel möchte ich in diesem Bericht das dritte Studioalbum "Rocket To Russia" (auch die beiden vorangegangenen Scheiben sind nicht weniger gut) aus dem für diese Musik glorreichen Jahre 1977 anführen. Das Cover, was die vier Jungs in gewohntem Outfit (Lederjacken, zerfledderte Jeans, zottelige Pony-Frisuren) zeigt, deutet es vorweg: Hier gibt es eine gute halbe Stunde mit insgesamt 14 Songs das volle Brett, das im Kern betrachtet jedoch nichts anderes ist, als
Elvis,
Beatles und Konsorten auf 45 rpm! Jawoll: Die New Yorker machten auf diesem zuerst so rebellisch und anti-autoritär wirkenden Scheibchen nicht mehr, als die Musik der zu dem Zeitpunkt auch schon fast 20 Jahre alten Surf-Beat-Rock'n'Roll-Spaßtruppen (welche mit den beiden Stücken "Surfin' Bird" (
The Trashmen) und "Do You Wanna Dance?" (
Bobby Freeman) beehrt wurden) mal ganz amtlich durch den Fleischwolf zu drehen und drei-/viermal so schnell wie zuvor herunter zu rotzen.
Am meisten faszinieren mich persönlich auch immer noch die schnelleren Songs: "Cretin' Hop", das später als "Müngersdorfer Stadion" durch
Zeltinger bekannt gewordene "Rockaway Beach", "Sheena Is A Punk Rocker", "We're A Happy Family", und mein persönlicher Fave "Teenage Lobotomy" seien hier einmal als besonders herausstechend zu erwähnen. Doch entgegen dem klassischen Bild, das man von jener Band gerne hat, kann man beispielsweise mit "Here Today, Gone Tomorrow" auch eine astreine, herzzerreißende Ballade bestaunen! Eine Platte/Band, die auch noch nach der sehr Punk-geprägten Früh-Pubertät nach wie vor gerne ihre Runden auf dem Plattenteller dreht und niemals aus meinem Herzen verschwinden wird!
Kurz zusammengefasst: Die ersten drei
Ramones-Platten (also somit auch die beiden Vorgänger "Ramones" (1976) und "Leave Home" (1977)) gehören in jede auch nur halbwegs vollständige Plattensammlung interessierter, Geschmack-besitzender und wurzelorientierter Rockhistoriker! Und dass ohne die
Ramones diverse Speed-, Thrash- und Black Metal-Bands wohl nie existiert hätten und
Iron Maiden wohl auch niemals den bekennenden Punker
Paul Di Anno in ihren Reihen gehabt hätten, sollte man schlussendlich auch noch erwähnen. Aber das ist ja wieder ein anderes Kapitel, das ihr sonst immer von mir nachlesen könnt. Ach ja, übrigens:
Ramones- und
Motörhead-Shirts bei H&M kaufen ist was für Poser! Merkt es euch ein für alle Male!!!