Ranagri / Fort Of The Hare
Fort Of The Hare Spielzeit: 48:08
Medium: CD
Label: Stockfisch Records, 2014
Stil: Folk

Review vom 07.12.2014


Wolfgang Giese
Ranagri, so lautet der Name dieser irischen Folk-Band. Doch nicht nur Folk aus Irland hat Einzug gehalten in die musikalische Melange von "Fort Of The Hare". Auch weltweite Folkeinflüsse wurden verarbeitet, das Ganze dann mit einem relativ zeitgemäß klingenden Ausdruck versehen. So finden sich japanische wie auch finnische Instrumente zwischen all den anderen. Die vier Musiker leben in London, ihre jeweils eigene musikalische Geschichte speist sich aus verschiedenen Quellen.
Genau deshalb startet die Platte auch nicht mit den so oft typischen Klängen irischer oder schottischer Folklore, denn es klingt mehr nach Folk in Kopplung mit Singer/Songwriter-Elementen. Zu den Klängen der akustischen Gitarre, von Flöte, Harfe und Bouzouki ist es der im Line-up des Booklet nicht explizit aufgeführte, so gemütlich und angenehm brummelnde bundlose E-Bass von Hans-Jörg Mauksch, der den ersten Song so hervorragend veredelt. Im zweiten Stück wird es dann im Sinne keltischen Folks traditioneller. Das deshalb mehr konventionell gehaltene Lied ist puristischen Hörern sicher eher genehm.
Dabei sind es jedoch wirklich all jene Arrangements, die abseits des Gewöhnlichen stehen und die Musik dieser Platte so besonders gestalten. Der Instrumentaltitel "Atlas" zum Beispiel gibt Zeugnis von dieser so bezaubernden Atmosphäre des Besonderen. Er fließt geheimnisvoll, gibt reichlich Raum zum Träumen und für weitreichende Assoziationen. Ja, dies ist eine kleine musikalische Weltreise auf hohem Niveau - nicht großartig opulent arrangiert, dafür aber emotional intensiv!
Und so wechseln die Stimmungen einander durchgehend ab, insbesondere durch den Einsatz einzelner für uns exotischer Instrumente, wie ein Shakuhachi auf "I Wonder", die fast wie ein Didgeridoo klingende Bassflöte, die sich mit dem Klang des Bodhràn auf "Sad Songs" paart oder der Kantele auf "Strange World". Dennoch: Obwohl man vermuten könnte, diese Instrumente würden uns nach Japan, Finnland oder wohin auch immer führen, ist es nicht so, denn sie werden einfach eingesetzt, um eine Bereicherung der wunderbar harmonischen und mitunter melancholischen Grundstimmung zu bewirken. Das ist wirklich gelungen, so dass hier eine Platte entstanden ist, die sich positiv aus dem Mainstream des keltischen Folk abhebt, der oft genug wenig Abwechslung bot und bietet.
Doch nicht nur ruhig muss es zugehen - das Tempo wird auch einmal angezogen, wie zum Beispiel beim ebenfalls rein instrumental gespielten "The Hare" oder beim sanft fliegenden "The Rhythm Takes You Back". "Tremors" beinhaltet gar etwas lateinamerikanisch anmutende Leichtigkeit und mit dem Schlusssong wird noch einmal ganz satt melancholisch aufgetragen und ein dicker Schlusspunkt wird somit unter eine Platte mit sehr angenehm überraschender Musik gesetzt.
Line-up:
Donal Rogers (vocals, guitar, bass drum)
Eliza Marshall (flute, bass flute, shakuhachi, bansuri, whistle, harmonium)
Jean Kelly (harps, kantele, bowed psaltery)
Tad Sargent (bodhràn, bouzouki)
Hans-Jörg Mauksch (fretless bass)
Tracklist
01:Cold Shallow [Rogers] (4:36)
02:The Bogeyman [Managri/Rogers] (4:34)
03:Atlas [Marshall, Kelly] (3:22)
04:I Wonder [Rogers] (4:15)
05:Sad Songs [Rogers] (3:55)
06:Spooky International [Rogers] (4:06)
07:You Can Do Better [Rogers] (4:03)
08:The Hare [Rogers, Marshall, Kelly] (4:15)
09:Strange World [Rogers] (3:16)
10:The Rhythm Takes You Back [Ranagri/Rogers] (3:47)
11:Tremors [Rogers] (4:04)
12:Under-Discovered [Rogers] (3:34)
Externe Links: