Achtzehn und eine halbe Minute. Nicht unbedingt eine Zeitspanne, die ich normalerweise mit fünf Tracks in Verbindung bringe. Aber hier passt das, weil in dieser (relativ) kurzen Zeit einiges in des Rezensenten Lauscher dringt, was andere in einer Stunde kaum schaffen.
Die Protagonisten im Alter zwischen 25 und 31 Jahren aus dem hessischen Heppenheim lassen es prima krachen und bezeichnen ihren Stil als 'Free Rock'. »Feuriger Rock im 70's Sound, psychedelisch verspielte Gesangsparts, harte Rockriffs, ergreifende Refrains...«
"Overload - Перегрчзкa" ist für mich die Hammernummer, weil in einem irren Groove eine Mischung aus Lake'scher Spielfreude, harten Riffs und geilen Saitenläufen auf mich losgelassen wird. Das trifft voll meinen Geschmacksnerv. Härte, vergleichbar etwa mit Bands wie Nirvana oder Creed. Gitarrenorgien, aber auch fein gespielte Soli in "Sun Revolver - Спутник Солнцa".
Begeistert Andreas beim Bauen von meistens düsteren Gitarrenwänden, kann man ohne zu übertreiben auch Francescos Stimmbändern nur Gutes attestieren. Musik und Vocals passen wie die berühmte Faust aufs Auge. Die Rhythmusabteilung, bestehend aus Christoph und Johannes, sorgt tritt- und taktfest für die rockige Umgebung.
Von wegen "No Skills - нечмелый"! Die Nummer schiebt sich mit breiten Armen, alles aus dem Weg räumend ins Geschehen. Es rummst gewaltig, Johannes am Viersaiter brabbelt die Breaks ein und die Band driftet aufs Angenehmste in leicht psychedelische Gefilde. Die verzerrte Gitarre schwebt in bester Stranglers-Manier ("Nice 'n' Sleazy"), bis urplötzlich die 'Wand' aus Gitarre und Bass den Ausflug in die Vergangenheit zurückholt und zum letzten Track "Thomas - Томaс" überleitet.
Die achtzehn Minuten sind viel zu schnell vorrüber. Ja, das Implementieren der kyrillischen Schrift hat länger gedauert und ich überlege, wieso Raskolnikow überhaupt die Songnamen auf russisch angibt.
Ein Faible haben die Musiker ja für dieses Land, bzw. einen Vertreter desselben, kommt doch der Bandname aus Fjodor Dostojewskis Roman "Schuld und Sühne". In dem Roman, welcher von allen vier Musikern begeistert gelesen wurde, gibt es die heruntergekommene Figur Raskolnikow, welcher die düsteren Seiten des Lebens kennen lernt. Auch das Cover weist gen Osten und zeigt die berühmten Matroschkas.
Die Band Raskolnikow besteht seit 2002 und brachte 2004 ihre erste Scheibe, "Fate and Love", heraus. Nach dem Hören der EP wünsche ich mir einen Longplayer, denn die Musik macht Appetit. Und da Appetit auch meistens was mit Kochen und Küchen zu tun hat, möchte ich zum Schluss die Band sprechen lassen. Aber nicht ohne darauf hinzuweisen, dass alle Tracks auf der Bandseite gehört werden können. Also holt auch ihr euch Appetit.
»Geboren wurde die Band in der Küche und wer regelmäßiger Partybesucher ist, der weiß,
dass Küchen immer DAS Kommunikationszentrum sind.
Und genau das tut unsere Musik: Sie kommuniziert mit Dir!«
Line-up:
Francesco Di Tacchio (vocals)
Andreas Marr (guitar)
Christoph Rössel (drums)
Johannes Jeckel (bass)
Tracklist |
01:Tower - Бaщня
02:Overload - Перегрчзкa
03:Sun Revolver - Спутник Солнцa
04:No Skills - нечмелый
05:Thomas - Томaс
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