Die neue
AC/DC, geil! Nur, warum hab ausgerechnet ich nichts davon mitbekommen? Das sind die ersten Gedanken, die mein von allerlei Rockspielarten verseuchtes Hirn beim Hören von "War", dem Opener von "Free Falling", durchzucken.
Rauschhardt, konstatiert mein Blick auf das Cover... nie gehört!
Tom Rauschhardt wurde 1979 in eine musikalische Familie - der Vater
Siegfried war Berufsgeiger an der Dresdner Philharmonie - hineingeboren. 1995 gelang ihm der Abschluss am Heinrich-Schütz-Konservatorium, Dresden im Studiengang Gitarre. Ein weiteres Ausbildungsjahr in Dänemark folgte und
Tom 'klampfte' seitdem in zahlreichen, ambitionierten Bands wie
Bloody Mary oder der
Springsteen-Coverband
The German Boss.
Bereits 2008 wurde der Grundstein für
Rauschhardts "Free Falling" gelegt.
Tom scharte in Hannover einige hoch ambitionierte Musiker wie
Sillys Jacki Reznicek (Bass) und den
Zauberberg-Keyboarder
Christof von Haniel um sich, um die Musik zu "Free Falling" einzuspielen. Einige Wochen später traf man sich mit dem britischen Klasse-Sänger
Rob Reynolds, der 2010 mit seiner Solo-Scheibe "Coming Home" reüssierte, in der Schweiz, um dessen Spuren aufzunehmen. Die professionelle Produktion genügt sämtlichen internationalen Anforderungen. Bedingt durch einige Besetzungswechsel und der Suche nach geeignetem Label, erscheint das Album mit zweijähriger 'Verspätung'.
"War" knüppelt mit besagtem
AC/DC-Riff megahart in die Magengrube - ein toller Einstieg und für mich der beste Song des gesamten Albums. "You Are The One" erinnert in seiner eingängigen Struktur sehr stark die 80er
Bryan Adams-Sachen. Beim Titelsong würde es dagegen kaum verwundern, wenn dieser auf einem
U2-Album erschienen wäre. Die Gitarrenarbeit, die Gesangsphrasierungen und das Arrangement zitieren die besten Zeiten des irischen Vierers. "Song For You" ist mir persönlich allerdings etwas zu glatt und gleicht dem wenig später folgenden "Take It All" obendrein wie ein Zwilling. Diese 'mainstreamigen' Balladen können ohnehin zumeist ein gefährliches Glatteis darstellen. So mancher Künstler ist hier schon gewaltig 'ausgerutscht'.
Aber das sind die beiden einzigen 'schwierigen Fälle' auf "Free Falling". Gleich danach rückt "Rock'n'Roll Star" das Ding wieder ins richtige Fahrwasser. Sehr griffige Riffs, von einem druckvoll pumpenden Bass unterstützt, entladen sind in einem wunderbar eingängigen Refrain. "Machine" rollt wie eine gewaltige 'Wuchtbrumme' aus den Boxen - das ist musikalischer Four Wheel Drive. Klasse!
Das balladesk beginnende "Fade Away" steigert sich im Verlauf in einen formidablen Rocker.
Richie Kotzen hätte es kaum besser hinbekommen können. Auch das 'sumpfige' "Deal With Devil" kann als Highlight dieser Scheibe gewertet werden. Kompakt auf gut drei Minuten konzentriert, werden hier trotzdem drei ebenso kurze wie prickelnde Keyboard- und Gitarrensoli präsentiert, bevor "Solly's Blues" sehr entspannt und lässig ausblendet.
"Free Falling" 'wildert' tief in den Gewässern des Stadion Rock der 80er Jahre - allerdings dem der besseren Sorte -
Van Halen, Bryan Adams,
Mr. Big und Konsorten seien hier beispielhaft genannt.
Rauschhardt legt ein weitgehend überzeugendes, herrlich altmodisches Debüt-Album vor. Die eine oder andere Nummer ist mir persönlich etwas zu tief im Mainstream verhaftet - aber das ist wie immer reine Geschmackssache.
Im Rücken haben sie mit Fastball ein ambitioniertes Label und mit Sony einen kompetenten Vertrieb. "Free Falling" dürfte sich also wie geschnitten' Brot verkaufen.