Vier harte Männer aus Mailand und ein zartes Stimmchen aus Rom intonieren den Schrei des Raben - zweifelsohne ist hier eine etwas düsterere Spielart wuchtigen Heavy-Klangs angesagt. Die Kombination einer klaren Frauenstimme vor einem brachialen Heavy-Background erinnert zwangsläufig an die holländischen Musikerkollegen von Within Temptation, was von den düster rockenden Italienern wohl auch so gedacht ist - immerhin nennen sie diese Band, neben Fear Factory und anderen Größen aus dem Niemandsland irgendwo zwischen Gothic und Metal als ihre Vorbilder. Durch das einfließende Pathos, die mystisch-poetischen Lyrics und Einflüsse aus klassischer Musik, weht natürlich auch ein Hauch von Nightwish durch die Tracks dieses Silberlings!
Doch Vorbilder hin, Vergleiche her: Ravenscry haben durchaus eigenes Profil und bauen mit ihren Songs eine eigene Welt auf, die zwischen dem irdischen Mittelalter, Königreichen der Fantasy und unserem heutigen Alltagsleben angesiedelt ist.
Kompositorisch setzt die Gruppe auf den Reiz von kontrastierenden Stimmungen: So kommt es nicht selten vor, dass gerade, wenn Giulia Stefani mal eher zart die Lyrics ins Mikro haucht, die Gitarren und die Rhythmusgruppe ihre härteren Metal-Qualitäten rauslassen. Zeitweise wird dieses Stilmittel allerdings etwas überstrapaziert - ein wenig Hang zu mehr Homogenität hätte der Ausdruckskraft der Stücke nicht geschadet. Die Tracks sind durchaus anspruchsvoll gestrickt, neben den vertrauten Hardrock-Klischees fallen auch immer wieder originelle Melodielinien und Breaks auf und mancher Refrain setzt sich als Ohrwurm direkt auf die Gehörknöchelchen und schwirrt tagelang ungebremst durch die Gedankenwelt. So bringen Ravenscry durchaus märchenhaften Glanz nebst dem Geschmack von Freiheit und Abenteuer ganz ohne Nikotin ins alltägliche Leben.
Es mag Sängerinnen geben, die reiner und klarer als Giulia Stefani singen, allerdings bringt diese so viel Charisma und Emotionalität ein, sie verkörpert geradezu die Songinhalte, dass sie zur Märchenfee wird, um die "One Way Out" herumgewoben ist. Damit verkörpert die Dame überzeugend die unverzichtbare Frontfrau, gibt dem Projekt ein unverwechselbares Gesicht.
Simon Carminati tobt sich an den Drums zeitweilig hemmungslos aus, bleibt dabei aber stets das rhythmische Herzstück der Truppe, seine Exzesse stehen immer im Dienst der Songs. Die Gitarrenarbeit von Paul Raimondi und Mauro Paganelli kann als grundsolide bezeichnet werden. Solistisch als im positiven Sinne verspielt und gemeinsam mit dem Bass von Andrea Faguioli peitschen sie die Kompositionen auch rhythmisch donnernd voran. Für das Programming der elegischen Keyboardpassagen zeichnet die holde Männlichkeit der Combo gemeinschaftlich verantwortlich, wobei sie sich ziemlich abgemüht haben, ein komplettes Orchester zu imitieren.
Nicht immer tragen die Ideen den künstlerischen Gehalt wirklich vollends, doch zeigt "One Way Out" deutlich, dass in Ravenscry noch eine Menge Potential steckt, was auf weitere Produktionen der italienischen Düster-Rocker gespannt macht. Bei all der Theatralik und dem Pathos in den Stücken, wäre ein Metal-Musical durchaus denkbar. Bereits mit der dreiteiligen Komposition "Redemption", in meinen Ohren das gelungenste Stück Musik auf diesem Longplayer, zeigen die Musiker, dass sie sich gerade in etwas ausufernderen Formaten jenseits der radiotauglichen Drei-Minuten-Singles pudel- , Verzeihung … rabenwohl fühlen.
Line-up:
Paul Raimondi (guitar)
Mauro Paganelli (guitar)
Andrea 'Fagio' Fagiuoli (bass)
Simon Carminati (drums)
Giulia Stefani (vocals)
Tracklist |
01:Calliope
02:Elements Dance
03:Nobody
04:A Starless Night
05:Redemption I - Rainy
06:Redemption II - Reflection
07:Redemption III - Far Away
08:Embrace
09:Journey
10:Back To The Hell
11:This Funy Dangerous Game
12:My Bitter Tale
Bonus Video Track: Nobody
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