Als pünktlich um 19 Uhr die Pforten geöffnet wurden, musste man zuerst einmal feststellen, dass sich erstaunlich wenig Besucher (maximal 150-170 zahlende Gäste) in die etwa 400-500 Personen fassende Stadthalle, von der an jenem Abend nur der vordere Teil geöffnet war, einfanden. Um 20 Uhr begannen auch schon die ersten Mucker des Abends:
Skaldir! Leider kann ich über den Auftritt nicht wirklich etwas Gutes berichten, denn ihr arg schlecht und stumpf gezockter, deutschsprachiger Black Metal mit einem Sänger, der permanent in
Kermit-ähnliche Regionen vorstieß, löste bei mir in Sekundenschnelle massive Fluchtreflexe aus. Ein paar Stunden im Proberaum mehr und ein Sängerwechsel würde den Hessen sicherlich ganz gut tun.
Doch um ca. 21 Uhr folgte der für mich persönliche Headliner des Herzens:
Vicious Rumors! Als Intro wählte man passenderweise "Replicant" vom 88er-Klassiker "Digital Dictator", bevor das Quintett mit "Worlds & Machines", ebenfalls von oben erwähnter Scheibe stammend, in ihr etwa 60 Minuten anhaltendes Set startete. Ab Beginn an zockten die Kalifornier ein dermaßen routiniertes Set, dass man denken könnte, die Zeit wäre Ende der 80er stehen geblieben, obwohl von der damaligen Besetzung nur noch Drummer
Larry Howe und Gründungsmitglied
Geoff Thorpe übrig geblieben sind. Das gesamte Set bestand, wenn man von einem sehr gelungenen, nagelneuen Song namens "Razor Black Blade" absieht, nur aus Songs der ersten vier Alben "Soldiers Of The Night" ("Soldiers Of The Night", "Blistering Winds"), eben jenem "Digital Dictator" ("Digital Dictator", "Minute To Kill"), "Vicious Rumors" ("On The Edge", "Ship Of Fools", "Hellrazor", "Down To The Temple") und "Welcome To The Ball" ("Abandoned"). Die Kommunikation mit dem Publikum meisterte Sänger-Neuzugang
Brian Allen perfekt, er spaßte des Öfteren mit der ersten Reihe, hielt ahnungslosen Musik-Redakteuren das Mikro vor den Schnabel und traf nahezu jeden Killer-Schrei genau so packend wie der 1995 verstorbene Vorzeige-Meister
Carl Albert. Schade, dass es nach nur einer Stunde mit dem nach der Band benannten Werk stammenden "Don't Wait For Me" auch schon wieder vorbei war. See you again at Keep It True XIV! Ein kleiner Kritikpunkt sollte am Ende jedoch nochmals erwähnt werden: der Sound hätte etwas besser sein können! Störte mich persönlich aber nicht weiter.
Nach einer Umbaupause von etwa 20-25 Minuten stiegen um ca. 22:30 Uhr
Rebellion auf die Bühne und verbreiteten mit ihrem überwiegend teutonisch geprägten Heavy/Power Metal sofort gute Laune. Den Zuschauerresonanzen nach zu urteilen war offensichtlich auch ein erheblicher Teil ausschließlich für das Quintett erschienen. Obwohl auch bei ihnen die Zuschauerreihen immer noch recht übersichtlich waren, störte sich keiner der Musiker daran. Bassist
Tomi Göttlich fegte wie ein Derwisch mitsamt Dauergrinsen auf den Backen über die Bretter und hatte sichtlich Spaß an der Sache, Gitarristin
Simone schüttelte ebenso des öfteren ihre Mähne, und Sänger
Michael Seifert poste in bester True Metal-Manier, geschmückt mit jeweils einem Lederarmband an jedem Arm im Scheinwerferlicht.
Hinsichtlich der Setlist bot man einen gelungenen Querschnitt durch die gesamte Schaffensphase. Ältere Stücke wie "Born A Rebel" kamen genauso zum Zuge wie aktuelle Sachen, z.B. "Odin", "War" oder "Arise". Als Zugabe wurde selbstverständlich die alte Band von
Uwe Lulis und
Tomi Göttlich gecovert, nämlich nichts Geringeres als
Grave Diggers Song "Rebellion", bevor um ca. 23:30 auch der etwa 90 Minuten umfassende Headliner-Auftritt zu Ende war.
Insgesamt ein sehr positiv in meiner Erinnerung bleibender Abend - mein persönliches Highlight des Tages war auf alle Falle der geniale Auftritt von Vicious Rumors! Vielen Dank an Christian Staubach von der Stadthalle Langen für die unbürokratische und problemlose Akkreditierung. Wir haben den Abend ausgiebig genossen!